Klassik-Festival in Ostfriesland Mit der Blockflöte durch die Gezeiten von Ebbe und Flut

| | 22.06.2023 16:28 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Maurice Steger kommt mit seiner Blockflöte zu einem Konzert nach Weener. Foto: Millot/Gezeitenkonzerte
Maurice Steger kommt mit seiner Blockflöte zu einem Konzert nach Weener. Foto: Millot/Gezeitenkonzerte
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Der Schweizer Maurice Steger ist bei den Gezeitenkonzerten mit seiner Blockflöte Stammgast. Was er an seinem Instrument und an Ostfriesland schätzt, verrät er im Interview.

Leer - Seit Jahren ist Maurice Steger Stammgast bei den Gezeitenkonzerten. Die Anreise nach Ostfriesland fällt dem Schweizer nicht schwer – er reist mit leichtem Gepäck. Sein Instrument ist die Blockflöte. Was ihn an diesem klassischen Einstiegsinstrument für Musikschüler so fasziniert und warum sein Konzert, das er mit dem Elbipolis Barockorchester am kommenden Donnerstag in der Georgskirche in Weener gibt, den Titel „Die Gezeiten und andere Launen des Wassers“ trägt, verrät er im Interview.

Herr Steger, in der Ankündigung zu ihrem Konzert heißt es, dass Sie sich in Ostfriesland „pudelwohl“ fühlen. Was begeistert Sie so an unserer Region?

Maurice Steger: Natürlich die wunderbare Landschaft aber auch die Kirchen und Räume, in denen ich bisher spielen durfte. Die sind in die Landschaft perfekt eingebettet. Ostfriesland hat wirklich einen Reichtum an besonderen Orten für Musiker zu bieten. Ich liebe es einfach, in Ostfriesland zu sein, die Menschen, das Essen, die Teekultur – einfach da zu sein. Ich bin auch von Anfang an bei den Gezeitenkonzerten dabei.

Den Begriff „Gezeiten“ nehmen Sie in diesem Jahr für Ihr Programm sehr wörtlich. Wie kam es dazu?

Steger: Ich dachte, man sollte einfach mal ein Konzept machen, das musikalisch perfekt in die Landschaft passt. Ich habe Komponisten ausgesucht, die sich das Thema Wasser gewählt haben. Ich finde es besonders spannend, diese Stücke mal in einer Region zu spielen, die in dieser Natur aus Ebbe und Flut fest verankert ist. Ich habe versucht, die Launen des Wassers, speziell auch die Gezeiten, für die Gezeitenkonzerte musikalisch einzufangen. Das ist, finde ich, auch sehr gut gelungen. Es beginnt mit Georg Philipp Telemanns „Hamburger Ebb‘ und Fluth“, geht über Antonio Vivaldis „Meeressturm“ bis hin zu Georg Friedrich Händels „Wassermusik“.

Gezeitenkonzerte

Tickets für die Gezeitenkonzerte gibt es über die Webseite www.gezeitenkonzerte.ostfriesischelandschaft.de, im Kartenbüro der Ostfriesischen Landschaft, an den Reservix-Vorverkaufsstellen oder unter der Telefonnummer 0 49 41 / 17 99 67.

Was fasziniert Sie denn mehr, Ebbe oder Flut?

Steger: Beides zu gleichen Teilen. Ehrlich gesagt – und ich sag das jetzt mal als Musiker – begeistern mich vor allem die Übergänge. Wie sich das eine in das andere verwandelt, ist einfach großartig. Das spürt man auch in dem Stück „Hamburger Ebb‘ und Fluth“.

Ihr Instrument ist die Blockflöte – das Instrument, mit dem man als Musikschüler wohl die meisten schrägen Töne produziert. Wieso sind Sie diesem Instrument treu geblieben?

Steger: Ich glaube, es hat mich genau das fasziniert, was andere gequält hat – diese Herausforderung, das Instrument zum Klingen zu bringen. Diese Herausforderung hat sich in Liebe zur Blockflöte verwandelt. Was mich fasziniert, ist die Einfachheit und – genau wie der Übergang von Ebbe zu Flut – was es braucht, damit die Natur oder das Instrument im Einklang ist. Man kann mit der Blockflöte wunderschönste Geschichten erzählen und die Menschen damit berühren.

Wie lange braucht man denn, bis die Blockflöte so wunderbar klingt wie bei Ihnen?

Steger: Man kann ziemlich schnell einige Töne und Lieder mit der Blockflöte spielen. Aber das Instrument wirklich zu beherrschen, schaffen nur wenige. Das ist so, wie wenn man eine Sprache lernt. Mit ein paar Wörtern kommt man schon durch, aber bis die Unterhaltung Klang hat, dauert es. Man muss die Technik beherrschen und zugleich wunderschöne Melodien zaubern können.

Zumindest ist die Blockflöte auch ein praktisches Instrument, man kann es leicht transportieren und überall dabei haben.

Steger: Da haben Sie recht. Und das ist etwas, was an der Blockflöte auch besonders schön ist. Gerade deshalb findet sie ja auch in diesen naturalistischen Programmen ihren besonderen Platz. Ihre Klänge beschreiben die Luft ebenso wie das Wasser. Diese Naturverbundenheit hat auch mit der Kompaktheit des Instruments zu tun, es lässt sich überall spielen. Deshalb wurden viele Stücke für die Blockflöte in der abendländischen Welt auch für Freiluftkonzerte geschrieben. Diese Naturverbundenheit und die Einfachheit des Instruments sind eine ganz tolle Kombination.

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