Neues Konzept der Kita „Hummelberg“ In Loppersum sollen Kinder nun „altershomogen“ betreut werden


Zu viel Anfrage für zu wenig Betreuungsplätze: Diesen Mangel gibt es in ganz Deutschland. In Hinte geht man das Problem auf besondere Art und Weise an.
Loppersum - Als die Wartelisten bei der Kindertagesstätte (Kita) Hummelburg in Loppersum (Hinte) immer länger wurden, konnte Leiterin Tessa Duve-Nanninga den Eltern nur noch zwei Alternativen anbieten: entweder gar keinen Platz für ihr Kind oder ein Platz in einer anderen Einrichtung, obwohl das Geschwisterkind bereits in ihrer Einrichtung untergebracht war. Beides unzufriedenstellend, findet Duve-Nanninga. Deshalb musste eine Lösung her. „Im Bereich der Krippe hatten wir noch Plätze frei“, sagt die Pädagogin im Gespräch mit dieser Zeitung. Deshalb soll das pädagogische Konzept in der Einrichtung zum 1. August „altershomogen“ umgestellt werden und so die Personalkapazitäten besser verteilt werden - Was steckt dahinter?
Was und warum
Darum geht es: um ein besonderes Konzept in einer Kita in Loppersum
Vor allem interessant für: alle, die sich für Bildung und Pädagogik interessieren
Deshalb berichten wir: Die Kita Hummelburg hatte uns eine Pressemitteilung geschickt. Wir haben nochmal nachgefragt, was dahinter steckt. Die Autorin erreichen Sie unter: h.weiden@zgo.de
In den meisten Deutschen Kitas gibt es Gruppen für Kinder von ein bis drei Jahren sowie Gruppen für Kinder von drei bis sechs Jahren. Die verschiedenen Altersgruppen werden also gemischt. Dabei „ist die Spanne in der Entwicklung zwischen Ein- und Vierjährigen sehr groß“, sagt Duve-Nanninga. Bis weit in die 80er-Jahre hinein – in ländlichen Gegenden noch später – war es die Regel, dass Kinder erst mit vier Jahren einen Kindergarten besuchten. Das bedeutet, der Altersunterschied der zu betreuenden Kinder war damals geringer als heute.
Gruppen werden nach Alter aufgeteilt
In der altershomogenen Pädagogik werden die Gruppen nach Alter aufgeteilt: Im Loppersumer Fall soll es ab August eine Gruppe für 15 Ein- bis Zweijährige mit vier Mitarbeitern und eine Gruppe für 15 ausschließlich Dreijährige mit drei Mitarbeitern geben. Hinzu kommen dann die bestehenden Gruppen für die älteren Kinder. Diese Aufteilung bietet laut Tessa Duve-Nanninga „nur Vorteile“, da besser auf die altersbedingten Unterschiede reagiert und eingegangen werden könne. Gleichzeitig könnten die Dreijährigen so besser auf die „Kindergarten“-Zeit, also die Zeit mit den älteren Kindern vorbereitet werden. Auf diese Art und Weise könne das Personal besser entsprechend des vorhandenen Bedarfs eingesetzt werden.
Auch der Publizist und Pädagoge Martin Textor sieht in diesem Konzept viele Vorteile. Auf seiner Website schreibt er, dass in gemischten Gruppen oft ein Teil der Kinder entweder über- oder unterfordert ist, wenn sich die Angebote an das Gros der Gruppe richten. „Wenn wir zum Beispiel nur Vierjährige in unserer Gruppe hätten, könnten wir sie bei der Bewegungserziehung ganz anders fordern, als wenn wir noch auf Zwei- und Dreijährige Rücksicht nehmen müssten“, nennt der Experte ein Beispiel.
In anderen Ländern weit verbreitet
Altershomogenität ist in anderen Ländern deutlich mehr verbreitet als in Deutschland. Laut Martin Textor ist diese Form der Pädagogik in Ländern wie Frankreich, Italien, Griechenland, Irland, Russland, Japan oder China die Norm. „Und selbst in Ländern wie USA oder Großbritannien, in denen es neben altershomogenen auch altersheterogene Gruppen gibt, umfasst die Altersmischung nur zwei oder drei Jahrgänge“, schreibt er weiter.
In Loppersum hat man durch die Umstellung „in Zusammenarbeit mit der Verwaltung der Gemeinde Hinte und mit dem Landesjugendamt auf die aktuellen und unterschiedlichen Bedarfe der Familien reagiert“, schreibt Kita-Leiterin Duve-Nanninga in einer Pressemitteilung, in der das neue Konzept vorgestellt wird. Für alle Fragen und weitere Informationen bietet die Kita Hummelburg am 4. Juli einen Infoabend an.
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