Was Sie heute wissen müssen Emden feiert Vielfalt | Balkonkraftwerke verboten | Rückschau auf Corona-Maßnahmen


Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
wenn Sie sich an dieser Stelle bereits auf Joachim Braun gefreut haben, muss ich Sie noch vertrösten. Der Flug von New York City zurück nach Amsterdam wurde gestrichen. Der Chef verspätet sich. Deshalb halte ich Sie heute noch einmal über alles Relevante aus der Region auf dem Laufenden.
Und gleich zu Beginn wird es bunt: In Emden hat am Sonnabend der erste „Christopher Street Day“ (CSD) stattgefunden. 1100 Teilnehmer zogen am Mittag in bunten, schillernden Outfits und mit Regenbogenfahnen durch die Innenstadt bis zum Stadtgarten. Dort fand eine Kundgebung statt. Viele positive Reaktionen gab es für die Veranstaltung und die Teilnehmer, vom Straßenrand aus wurde ihnen zugejubelt. Doch noch immer sind die sexuelle Identität, die sexuelle Orientierung und die Liebe zwischen Menschen auch Anlass zur Diskriminierung, Hass und Gewalt. Einige Kommentare, die bei Facebook unter Beiträgen zum CSD teilweise zu lesen waren, waren geprägt von Intoleranz und Boshaftigkeit. Auch Emdens Oberbürgermeister Tim Kruithoff, der Schirmherr der Veranstaltung war, zeigte sich in seiner Ansprache erschüttert und fassungslos von negativen Kommentaren. „Stehen wir auf für Gerechtigkeit, setzen wir uns ein für Vielfalt, machen wir sie sichtbar und feiern wir das bunte Leben“, forderte Kruithoff. In der Emder Innenstadt war übrigens unabhängig vom CSD eine Menge los. Die Stadt feierte die 14. Hafenmeile. Zahlreiche Zuschauer verfolgten die Drachenbootrennen auf dem Emder Delft.
Ein ganz anderes Thema beschäftigt gerade den Bauverein in Leer. Er ist einer der größten Vermieter in der Stadt. Derzeit erhält er offenbar viele Anfragen von Mietern, die Balkonkraftwerke anbringen möchten. Doch das Vorhaben stößt beim Bauverein nicht auf Gegenliebe. Das Anbringen der Anlagen ist verboten: „Unter dem Strich wiegen die negativen Folgen für die Genossenschaft schwerer als der positive Effekt auf Umwelt und Geldbeutel einzelner Mieter durch den Betrieb der Anlagen“, so der Bauverein gegenüber meinem Kollegen Michael Kierstein. Einige Gründe, die der Bauverein nennt, sind durchaus nachvollziehbar. So sei der Bauverein für die Verkehrssicherung am Gebäude verantwortlich. Und: Im Brandfall sei der Weg über den Balkon teilweise der zweite Rettungsweg. An Balkonen, an denen ein Kraftwerk angebracht werde, könnte die Feuerwehr möglicherweise keine Rettungsleiter ansetzen. Einzellösungen funktionieren also nicht. Doch auch Photovoltaik-Anlagen auf Dächern scheinen keine Option zu sein, wie Thomas Exner, Technischer Vorstand beim Bauverein Leer, sagt. Die Gesetze seien das Problem.
Nicht nur beim Bauverein, sondern grundsätzlich ist das Interesse an Balkonkraftwerken groß. Im Landkreis Leer kann man sich nun ab heute für Zuschüsse bewerben. 150 Euro gibt der Landkreis dazu.
Während hohe Lebenshaltungskosten bei vielen Ostfriesen aktuell ein großes Thema sind, ist ein anderes bei den meisten Menschen inzwischen völlig in den Hintergrund getreten: Corona. Wir alle erinnern uns noch gut an die Einschränkungen durch die Pandemie. Doch wie sinnvoll waren die Maßnahmen in Ostfriesland? Daniel Noglik hat mit Behörden auf eine durchaus herausfordernde Zeit zurückgeblickt.
Die meisten Menschen, die sich haben impfen lassen, hatten nur geringe Nebenwirkungen. Ein, zwei Tage vielleicht Fieber, Unwohlsein – das war es. Bei einigen wenigen Menschen allerdings sind die Nebenwirkungen der Corona-Impfung so schwer, dass sie noch heute mit Beeinträchtigungen leben müssen. Ann-Katrin Kruse aus Wiesmoor ist eine von ihnen. Die 32-Jährige leidet am Post-Vac-Syndrom. Zwischenzeitlich saß sie sogar im Rollstuhl. Die Wiesmoorerin setzt sich mit anderen Betroffenen dafür ein, dass der Landkreis Aurich eine Anlaufstelle für sie schafft. Bisher werde man an Experten aus Berlin oder Marburg verwiesen. Grundsätzlich weiß man beim Landkreis um die Notwendigkeit, Betroffenen zu helfen. Ein Arbeitskreis hatte sich gegründet und jetzt die Ergebnisse präsentiert. Doch die stellen die Betroffenen offenbar nicht zufrieden: Sie sollen eine Selbsthilfegruppe gründen. Doch die Betroffenen fühlen sich dazu nicht in der Lage. Wie schwierig diese für Betroffene, aber auch für den Landkreis ist, drückte der Erste Kreisrat Dr. Frank Puchert in einem Satz aus: „Die gesamte Gesellschaft ist überfordert mit diesem Phänomen.“
Zum Schluss entlasse ich Sie mit zwei Hinweisen in die neue Woche. Hinweis Nummer 1: Das Wochenende war rückblickend ganz schön stürmisch. Zumindest für einen Juli-Tag. Der Wochenstart soll noch durchwachsen werden, danach könnte – Stand jetzt – der Sommer zurückkommen. Die Kollegen aus der Leeraner Lokalredaktion haben eine Übersicht über die Badestellen im Kreis Leer in einer interaktiven Karte zusammengestellt. Hinweis Nummer 2: Morgen gönnen wir dem Chef nach der turbulenten Rückreise noch eine Verschnaufpause. Deshalb versorgt Sie an dieser Stelle wieder Nikola Nording mit den neuesten Informationen aus Ostfriesland.
- Was heute wichtig wird
- •Antje Hamer-Hümling leitete viele Jahre die Stadtbibliothek in Leer. Jetzt geht sie in Rente. Nikola Nording hat mit ihr noch einmal zurückgeschaut.
- •Der Haushalt der Stadt Leer ist ein Tanz auf Messers Schneide. Nun gibt es gute Nachrichten. Michael Kierstein berichtet.
- •Im Juni 2022 brannte in Moordorf ein Wohnhaus. Der 30-jährige Sohn der Familie soll Polizei und Feuerwehr vor Ort bedroht und beleidigt haben. Dafür steht er nun vor Gericht. Bettina Keller berichtet.
- •Auf dem Emder Feuerschiff findet an diesem Montag eine Großübung statt. Die Crew muss diese bestehen, sonst darf das Schiff nicht mehr auslaufen. Claus Hock ist mit dabei und erzählt, wie so eine wichtige Übung abläuft.
- •Ist Teek das neue Torf? Das möchte die Hochschule Emden/Leer herausfinden und nimmt an einem entsprechenden Forschungsprogramm teil. Mona Hanssen hat erfragt, worum es geht und was die Ergebnisse für die Zukunft bedeuten könnten.
- •Arno Fecht eröffnet im Carolinengang Aurichs ersten Waschsalon. Dort kann man mehr als nur Wäsche waschen. Gabriele Boschbach berichtet.