Binnenwasserschutz in Greetsiel Neues Sieltor hakte zum offiziellen Start

Nora Kraft
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Von Nora Kraft
| 28.07.2023 09:28 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Am Donnerstagvormittag ging Reinhard Behrends noch davon aus, dass sich das Sieltor jederzeit öffnen würde. Foto: Kraft
Am Donnerstagvormittag ging Reinhard Behrends noch davon aus, dass sich das Sieltor jederzeit öffnen würde. Foto: Kraft
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Sechs Wochen lang wurde das Hubtor in Greetsiel saniert. Mit einem Autokran wurde es aufwendig aus dem Wasser gehoben. Nun sollte es offiziell wieder den Betrieb aufnehmen – und schwächelte.

Greetsiel - Den Donnerstagvormittag hatte sich Obersielrichter Reinhard Behrends anders vorgestellt. Eigentlich hätte das Hubtor des Neuen Siels in Greetsiel nach längeren Instandsetzungsarbeiten offiziell in Betrieb genommen werden sollen.

Sechs Wochen lang dauerten die Arbeiten am Sieltor des Greetsieler Schöpfwerks. Foto: Kraft
Sechs Wochen lang dauerten die Arbeiten am Sieltor des Greetsieler Schöpfwerks. Foto: Kraft

Der Obersielrichter, Vorstands- und Ausschussmitglieder sowie Mitarbeiter des Entwässerungsverbands und Vertreter der Presse warteten jedoch vergebens: Das Sieltor öffnete sich nicht. Der Grund: ein technischer Defekt. Die Probe am Morgen sei tadellos abgelaufen, versicherte Behrends. „Die Funktionsfähigkeit ist damit aber nicht infrage gestellt. Im Laufe des Tages wird es wieder funktionieren“, zeigte sich der Obersielrichter sicher. Ob er Recht behielt, sollte sich schon am Mittag zeigen.

Stemmtore händisch geöffnet

Aber erst einmal zurück zu den Arbeiten am Sieltor: Vor etwa sechs Wochen wurde das Tor mit einem Autokran für Sanierungsarbeiten aus dem Wasser gehoben und vor kurzem wieder eingesetzt. In der Zwischenzeit wurde das Tor komplett überholt. Dabei seien zum Beispiel Dichtungen kontrolliert worden, so Behrends. Bei den Arbeiten kamen unter anderem auch Taucher zum Zug, etwa beim Einsetzen des Tors. Nun sei das Sieltor für die kommenden Jahre wieder funktionstüchtig.

Das instandgesetzte Sieltor in Greetsiel blieb am Donnerstagvormittag geschlossen. Foto: Kraft
Das instandgesetzte Sieltor in Greetsiel blieb am Donnerstagvormittag geschlossen. Foto: Kraft

Während der Instandsetzungsarbeiten am Sieltor wurden die Stemmtore als Notverschluss genutzt, erklärt der Obersielrichter. Die öffneten am Donnerstag Matthias Kurtz und Dennis Barfs, zwei Mitarbeiter des Entwässerungsverbands, händisch von einem Ponton aus. Allerdings hätte das Sielen – auch mit einem geöffneten Hubtor – nicht demonstriert werden können, sagte Reinhard Behrends. Das sei aufgrund des hohen Wasserstands im Hafen nicht möglich. „Es ist wieder mehr Wasser im Speicherbecken, als wir gerne hätten“, so Behrends. Am Leysiel sei kein Wasser in die Nordsee rausgelassen worden. Daher kann auch kein weiteres Wasser aus dem Binnenland in den Hafen gesielt werden.

Kosten für die Sanierung selbst übernommen

Den Wasserstand regelt unter anderem das Sperrwerk Leysiel: Es unterstützt die Entwässerungsfunktion der Anlagen in Greetsiel und Leybuchtsiel, schreibt die Ostfriesland Tourismus auf ihrer Webseite. Der binnendeichs gelegene 200 Hektar große Speichersee dient demnach der Aufnahme des durch die Siele abfließenden Wassers. Außerdem ist er auch ein Rückhaltebecken, wenn im Falle mehrtägiger Sturmfluten das Binnenwasser über Schöpfwerke hineingepumpt wird. „Der lange Regen zeigt, wie wichtig gut funktionierende Siele sind“, sagte Behrends.

Das Öffnen der Stemmtore erfolgte händisch. Foto: Kraft
Das Öffnen der Stemmtore erfolgte händisch. Foto: Kraft

Insgesamt kostete das Sanierungsprojekt den Entwässerungsverband etwa 30.000 Euro. Dadurch, dass der Verband die Arbeiten mit eigenen Mitteln finanzierte, waren sie auch so schnell umsetzbar, sagte Behrends. „Wir sind froh, dass wir die Arbeiten mit unseren Mitarbeitern stemmen konnten“, führte der Obersielrichter fort. „Es hat alles gut funktioniert, bis auf den Fauxpas heute Morgen.“

Derzeit keine Fördermittel

Die Sanierung wurde mit eigenen Mitteln finanziert, weil erst das sogenannte Pfeil-Förderprogramm (Programm für die Entwicklung im ländlichen Raum) vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ausgelaufen ist und neue Fördermittel noch nicht beantragt sind, erklärte Kevin Janßen, Geschäftsführer des Entwässerungsverbands. Die Pumpe vom Schöpfwerk an der Knock in Emden müsse demnächst auch überholt werden. Er rechne damit, erst wieder im kommenden Jahr Förderungen beantragen zu können, so Janßen.

Das frisch überholte Haupttor blieb am Donnerstagvormittag geschlossen. Somit blieb der Blick in das Hafenbecken durch das Sieltor verwehrt. Foto: Kraft
Das frisch überholte Haupttor blieb am Donnerstagvormittag geschlossen. Somit blieb der Blick in das Hafenbecken durch das Sieltor verwehrt. Foto: Kraft

Generell sei es schwierig, für Instandsetzungsarbeiten Fördermittel zu erhalten. Mit einem Förderprojekt müsse immer eine Leistungssteigerung einhergehen. Das sei bei Sanierungen oftmals schwierig. „Förderungen für den Binnenwasserschutz werden häufig stiefmütterlich behandelt“, sagte Reinhard Behrends. Dabei sei der genauso wichtig wie der Hochwasserschutz.

Mit einem Autokran wurde das Hubtor aus dem Wasser gehoben. Foto: Erster Entwässerungsverband Emden
Mit einem Autokran wurde das Hubtor aus dem Wasser gehoben. Foto: Erster Entwässerungsverband Emden

Am Donnerstagmittag teilte Kevin Janßen dann noch eine positive Nachricht mit: „Das defekte technische Bauteil konnte noch heute Vormittag ausgetauscht werden. Um 11.30 Uhr haben wir das Sieltor mit etwas Verzögerung in Betrieb genommen und uns davon überzeugen können, dass die Funktionsfähigkeit vollständig gewährleistet ist.“

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