Historisches Gebäude Die Uttumer Mühle hat ihre Kappe wieder
Mit einem großen Kran wurde das 14 Tonnen schwere Bauteil am Dienstag auf die Mühle gehoben. Die Besitzerin hat noch einiges mit ihrem Schätzchen vor.
Uttum - Für Mühlen-Besitzerin Martina Ernst-Jansen war der Dienstag ein besonderer Tag: Der Galerieholländer in Uttum hat seine Kappe wieder, nachdem sie vor etwa zwei Jahren für umfangreiche Sanierungsarbeiten abgenommen werden musste.
Was und warum
Darum geht es: die Mühle in Uttum
Vor allem interessant für: alle, die aus Uttum kommen, sich für historische Gebäude oder besondere Bauvorhaben interessieren
Deshalb berichten wir: Die historische Mühle in Uttum hat nach zweijähriger Sanierungszeit am Dienstag ihre Kappe wieder bekommen. Die Autorin erreichen Sie unter: h.weiden@zgo.de
Mit einem dampfenden Kaffee und einem Stückchen Kuchen nahmen Gäste und Einheimische am Dienstagmorgen im Garten der Mühle Platz, um sich das Spektakel anzusehen. Dort hatten sie einen optimalen Blick auf die Mühle und auf den großen Kran, der das 14 Tonnen schwere Bauteil langsam in die Luft hob.
10.000 Nägel
„Wir haben die Kappe komplett kernsaniert“, sagt Mühlenbauer Diedrich Schlachter aus Hage. In den zwei Jahren hat er sicherlich sechs Monate Arbeitszeit in die Mühlenkappe investiert, schätzt er. Dafür ist der Fachmann regelmäßig in die Krummhörn gefahren und hat vor Ort Dachkonstruktion, Fughölzer, Innenverkleidung, Giebelung und vieles mehr erneuert. Über 10.000 Nägel und 8000 Schrauben hat er dafür verwendet, schätzt er. Tatkräftige Unterstützung bekam er von Hausmeister Gerd Woltmann und Martina Ernst-Jansen. „Wir haben das eigentlich alles immer im Team gemacht“, sagt sie.
Die Sanierungsmaßnahmen waren 2021 dringend nötig geworden: Die in die Jahre gekommene Kappe war an einigen Stellen so morsch, dass einzelne Teile jederzeit hätten herunterfallen können. Die Demontage sei eine Sicherheitsmaßnahme gewesen, die nicht länger hätte aufgeschoben werden können.
Vater verwirklichte sich mit Mühle
Die Uttumer Mühle soll es in ihrer heutigen Form seit 1856 geben. 1970 wurde der Betrieb eingestellt. Nach mehreren Besitzerwechseln ersteigerte Wilhelm Ernst, der Vater von Martina Ernst-Jansen, den Galerieholländer im Jahr 2003. „Mein Vater hatte zuvor eine Ferienwohnung in Greetsiel, doch da war es ihm zu voll geworden“, sagt Ernst-Jansen. Mit seinen 80 Jahren habe er sich dann mit dem Mühlen-Projekt in Uttum verwirklichen können. Er erneuerte die Galerie und das Reetdach. Außerdem musste die Wetterseite neu mit Muschelkalk gefugt und Fenster und Türen erneuert werden. Er rettete das Gebäude vor dem Verfall. Nach dem Tod von Wilhelm Ernst im Jahr 2010 ging die Mühle an seine Tochter über. Anfängliche Gedanken, die Mühle zu verkaufen, habe sie schnell verworfen. Die laufenden Kosten trage sie derzeit vor allem durch die Vermietung von Ferienwohnungen im angrenzenden Müllerhaus. Generell sei die Mühle ein immerwährendes Projekt, es gebe immer etwas zu tun.
Derzeit sucht Ernst-Jansen nach Pächtern für die seit 2010 geschlossene Teestube in der Mühle. „Sie könnte theoretisch ab morgen genutzt werden“, sagt sie. Im Inneren gebe es 30 Sitzplätze, die auch schon jetzt für Festivitäten wie Geburtstage oder Konfirmationen genutzt werden können. „Mein Vater hat die Teestube damals eher nach Bedarf betrieben“, sagt sie. Es sei schade, dass sie aktuell aber gar nicht geöffnet habe, denn Interessenten gebe es genug. „Es kommen regelmäßig Radfahrer her, die nach Kaffee fragen“, sagt sie. Ernst-Jansen selbst lebt in Darmstadt und arbeitet dort als Lehrerin. Sie selbst könne den Betrieb also nicht „einfach so“ übernehmen.
Laut der Gemeindeverwaltung gibt es in der Krummhörn insgesamt fünf Mühlen, die in Uttum, Rysum, Pewsum und Greetsiel stehen. Derzeit stehen an mehreren Mühlen Sanierungsarbeiten an. „Wir bekennen uns zu unseren Mühlen“, sagte am Dienstag Bürgermeisterin Hilke Looden (parteilos). Die Gemeinde unterstützt die Sanierung der Mühlen - in Uttum mit einer Förderung von bis zu 35.000 Euro. Das dürfte ein Drittel der Gesamtkosten ausmachen, sagt Besitzerin Martina Ernst-Jansen. Ein weiteres Drittel komme vom Mühlenfonds des Landkreises. Als klaren Vorteil sieht Ernst-Jansen es an, dass sie recht unkompliziert sanieren konnte: „In Eigenregie kann man anders agieren als zum Beispiel ein Verein oder wenn man öffentliche Ausschreibungen machen muss.“