Gute Nachrichten? Müllsammler finden weniger Abfall bei Emder Aktion

| | 25.09.2023 17:52 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Samuel Böer (von links), Holger Schwarzenburg und Michael de la Chaux vom WSV Barenburg bargen mit einem Ponton Fahrräder, einen Kinderwagen und einen Baustellenzaun. Fotos: Hanssen
Samuel Böer (von links), Holger Schwarzenburg und Michael de la Chaux vom WSV Barenburg bargen mit einem Ponton Fahrräder, einen Kinderwagen und einen Baustellenzaun. Fotos: Hanssen
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Am Sonntag kamen etwa 30 Aktive zum Gewässer-Clean-Up in Emden zusammen. Ihr Eindruck: Es scheint weniger Müll in der Natur zu liegen als sonst - selbst am Partymüllort. Ob das an einem Umdenken liegt?

Emden - Plastikstühle, ein Staubsauger, ein Hochdruckreiniger, Gummi- und Kunststoffteile, Radkappen, eine große Tasche voll Fliesen, Koffer, eine Tüte voll Pfandflaschen: Das und noch viel mehr haben die etwa 30 Aktiven am Sonntag in Emden in der Natur gefunden. Sie waren dem Aufruf der Bürgerinitiative „Ja zu Janssens Tuun“ zum vierten Gewässer-Clean-Up gefolgt. Zu Wasser und zu Land wurde der Abfall eingesammelt und in einen Container an der Uferstraße bei der Kesselschleuse gefüllt. Die Paddel- und Pedalstation stellte dafür kostenlose Kanus zur Verfügung. Vom Bau- und Entsorgungsbetrieb Emden (BEE) gab es Müllsäcke, Handschuhe und Zangen.

Ein Container war am Ende der Müllsammelaktion fast voll. Viel Abfall wie etwa Schrotträder waren daneben positioniert worden. Sie hätten den Container zum Überquellen gebracht.
Ein Container war am Ende der Müllsammelaktion fast voll. Viel Abfall wie etwa Schrotträder waren daneben positioniert worden. Sie hätten den Container zum Überquellen gebracht.

Um kurz nach 15 Uhr, als die Veranstaltung endete, war der Container, den die Firma Nehlsen E. Heeren GmbH bereitgestellt hatte, zwar gut gefüllt - aber nicht randvoll. Das teilt Ingo Weber von der Initiative mit. „Auf den ersten Blick schien es, als hätten wir weniger Müll gesammelt und die Landbereiche machten auch einen besseren Eindruck“, schreibt er. Doch: Ein Grund dafür sei gewesen, dass einfach viele Uferbereiche zugewachsen und nicht einsehbar waren. An einigen Stellen war der Abfall schon von Pflanzen umwachsen und von Erdschichten bedeckt, wie beim Müllsammeln zu Wasser festgestellt wurde. Erst auf den zweiten oder dritten Blick konnte der Abfall gesehen und dann zum Teil gar nicht richtig entfernt werden.

Container war nicht ganz voll - aber viel Metallschrott

Außerdem hatten sie bei diesem Mal den Metallschrott und die Fahrräder nicht mit in den Container geworfen, der von der Firma Nehlsen auch wieder abgeholt wird, so Ingo Weber. „Die hätten auch nicht annähernd mehr reingepasst.“ Der Emder Alfred Kieselbach von der Bürgerinitiative sammelt unabhängig von den Aktionen regelmäßig alte Fahrräder und anderen Metallschrott aus dem Wasser - in den vergangenen Monaten war dabei enorm viel zusammen gekommen. Auf einem Boot an der Uferstraße wartete der Schrott auf die Abholung. Auch ein feinmaschiges Fischernetz war dabei, das Kieselbach im Voraus bereits auf der Wasserroute Richtung Uphuser Meer gefunden hatte. Sogenannte Geisternetze sind nicht nur in den Ozeanen verheerend für die Tierwelt, sondern auch in den Binnengewässern.

Ein feinmaschiges Fischernetz wurde von dem Emder Alfred Kieselbach auf dem Weg zum Uphuser Meer gefunden.
Ein feinmaschiges Fischernetz wurde von dem Emder Alfred Kieselbach auf dem Weg zum Uphuser Meer gefunden.

Am Sonntag war auch ein Ponton vom WSV-Barenburg mit dabei, von dem aus Samuel Böer, Holger Schwarzenburg und Michael de la Chaux mit Seilen, an denen Haken befestigt waren, den Grund der Stadtgräben absuchten. Oft wurden sie fündig und beförderten Schrott an die Oberfläche, der vielleicht schon jahrelang im Schlamm feststeckte. Aber: „Ein gutes Fahrrad haben wir gefunden und zur Polizei gebracht“, schreibt Ingo Weber.

Rostige Fahrräder finden sich zu Hauf in den Stadtgräben.
Rostige Fahrräder finden sich zu Hauf in den Stadtgräben.

Partymüllort ist mittlerweile sauberer

Am einstigen Partymüllort an der Martin-Luther-Kirche, wo noch im Frühjahr bei der Sammelaktion acht Tüten mit Abfall gefüllt wurden, waren es dieses Mal nur zwei Säcke voll, so Weber. Auch in diesem Fall ist das wohl nicht unbedingt auf ein Umdenken der Leute zurückzuführen, die dort sonst achtlos ihre Flaschen und Chipstüten ins Wasser und die Gebüsche geworfen haben. Denn: Seit Ende Juni hat die Stadt beziehungsweise der BEE den eigentlich idyllischen Grünstreifen zwischen Kirche und Graben mit Bauzäunen abgesperrt.

Beim Turm der Martin-Luther-Kirche trifft sich gerne das Partyvolk - und lässt dort den Müll zurück. Ein anderer Bereich zwischen der Kirche und dem Graben ist aber seit Ende Juni abgesperrt.
Beim Turm der Martin-Luther-Kirche trifft sich gerne das Partyvolk - und lässt dort den Müll zurück. Ein anderer Bereich zwischen der Kirche und dem Graben ist aber seit Ende Juni abgesperrt.

Einen Großteil der Feierwütigen schreckte das offenbar ab. Andere schmissen Zaunelemente ins Wasser oder bogen die Stangen auseinander „wie es die Dinos im Jurassic Park machen“, um hindurchzuschlüpfen, wie Alfred Kieselbach beobachtet. Und: Rund um den Kirchturm, wo der Bereich nicht abgesperrt ist, wird fleißig weiter Müll verteilt. Auch im Wasser darunter fand sich der Abfall.

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