Umbau-Pläne in der Neuen Kirche Warum hat Suurhusen eigentlich zwei Kirchen?

| | 09.11.2023 07:05 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Mit einer Überhangmarke von 2,43 Metern steht in Suurhusen die Alte Kirche mit dem schiefen Kirchturm. Foto: Archiv
Mit einer Überhangmarke von 2,43 Metern steht in Suurhusen die Alte Kirche mit dem schiefen Kirchturm. Foto: Archiv
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Suurhusen ist vor allem für seinen schiefen Kirchturm bekannt. Es gibt aber noch eine weitere Kirche, in der nun eine Kita entstehen soll.

Suurhusen - Aus der Neuen Kirche in Suurhusen soll eine Kita oder Krippe werden. Aber warum ist das Gebäude eigentlich „über“? In der Hinteraner Ortschaft mit knapp 1100 Einwohnerinnen und Einwohnern gibt es zwei Kirchen: einmal die Alte Kirche mit dem berühmten schiefen Turm und die Neue Kirche von 1975. Letztere steht etwas versteckt im Wohngebiet am Suurhuser Tief.

Was und warum

Darum geht es: die Kirchen in Suurhusen und deren Nutzung

Vor allem interessant für: alle, die sich für Kirchen interessieren und wie sich die Nutzung dieser Gebäude verändert

Deshalb berichten wir: In den Räumen der Neuen Kirche in Suurhusen entsteht eine Kita. Wir haben uns gefragt, warum die Kirche „über“ ist.

Die Autorin erreichen Sie unter: h.weiden@zgo.de

Für Gottesdienste nutzt die Gemeinde heute eigentlich nur die Alte Kirche, sagt Pastor Frank Wessels im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Neue Kirche war damals gebaut worden, weil die alte Kirche aufgrund des sich immer weiter neigenden Turms als nicht mehr sicher galt. 1970 betrug der Überhang des 27 Meter hohen Turms 2,16 Meter. Zum ersten Mal festgestellt hatte man die Neigung aber schon deutlich früher, nämlich 1885. Das ist auf der Website der Gemeinde nachzulesen.

Fundament vermoderte

Grund für das Kippen des Turms war die Vermoderung des Fundaments. Die Kirche von 1250 und der Turm von 1450 wurden auf Eichenbohlen gebaut, die eigentlich von Grundwasser umschlossen waren und so konserviert wurden. Später begann man, mit Drainagen den Grundwasserspielgel abzusenken. Dabei geriet Luft an die Bohlen, sie vermoderten und konnten den etwa 2000 Tonnen schweren Turm nicht mehr tragen.

Darauf wusste man sich in den 1970er Jahren keinen Rat mehr. Da das Gebäude zunehmend als unsicher galt entschloss man sich zur Aufgabe der Kirche und zum gleichzeitigen Bau eines neuen, modernen Gemeindezentrums - der Neuen Kirche. Ganz im Stil der 70er Jahre mit großen, offenen Räumen und jeder Menge Platz. „Damals wurde recht überflüssig geplant“, sagt Frank Wessels.

Die Neue Kirche wurde 1975 eröffnet. Foto: Harms
Die Neue Kirche wurde 1975 eröffnet. Foto: Harms

Neue Kirche wird nicht mehr genutzt

Knapp zehn Jahre später wurden aber doch Versuche unternommen, den Turm zu stabilisieren. Es wurden mehrere bis zu 14 Meter tiefe Löcher gebohrt, die mit Stahlbeton aufgefüllt und untereinander verzahnt wurden. „Die Kirche ist also nachträglich gerammt worden“, erklärt Pastor Frank Wessels. Auch das Innere wurde saniert. 1985 konnte dann wieder Gottesdienste in der Alten Kirche gefeiert werden. Heute beträgt der Überhang 2,47 Meter - die Kirche bewegt sich nicht mehr.

Über viele Jahre haben die Gottesdienste sowohl in der Alten, als auch in der Neuen Kirche stattgefunden. Spätestens seit Corona nutzt die Gemeinde aber nur noch die alte Kirche für ihre Gottesdienste. Die sei zum einen schöner und zum anderen auch identitätsstiftender für die Kirchgänger und die Suurhuser im allgemeinen. Hinzu kommt, so Wessels, dass es viele Gruppen, die den Raum vor der Corona-Pandemie genutzt hatten (zum Beispiel ein Posaunenchor), mittlerweile nicht mehr gebe.

Von unnötigem Gebäudebestand trennen

Beide Gebäude zu unterhalten ist personalintensiv und teuer. Das weiß auch die Landeskirche, die die Kirchengemeinden in Niedersachsen dazu aufruft, sich von „unnötigem“ Gebäudebestand zu trennen und zu prüfen, an welchen Stellen eventuell gespart werden kann, erklärt Frank Wessels, der auch Präses der Synode Nördliches Ostfriesland ist.

Die Alternativnutzung des Kirchsaals der Neuen Kirche in Suurhusen sei daher eine „glückliche Lösung“. Kombiniert mit dem wachsenden Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder habe man mit den Umbauplätzen also eine „glückliche Lücke“ gefunden.

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