„Angler mit Herz“ Er verlor sein Kind durch Krebs – heute hilft er anderen

| | 08.12.2023 06:09 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Aufruf zum Spenden: Symbolisch nimmt Lars Extra einen 100-Euro-Schein an die Angel. Fotos: Ortgies
Aufruf zum Spenden: Symbolisch nimmt Lars Extra einen 100-Euro-Schein an die Angel. Fotos: Ortgies
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Durch Online-Auktionen haben die „Angler mit Herz“ gut 140.000 Euro an Spenden für krebskranke Kinder gesammelt. Mitinitiator Lars Extra aus Oldeborg erlitt selbst einen schweren Schicksalsschlag.

Oldeborg - Vor 13 Jahren hat Lars Extra seine älteste Tochter verloren. Elf Tage vor ihrem elften Geburtstag starb Carmen an Krebs. „Gute Nacht, Papa, ich hab dich lieb“: Das seien die letzten Worte seines Kindes gewesen, sagt der 44-Jährige und muss schlucken. „Für mich ist es Therapie, darüber zu reden und anderen Menschen etwas Gutes zu tun.“

Lars Extra zeigt symbolische Schecks: Rechts steht der insgesamt gesammelte Betrag, links der Anteil für den Elternverein in Ostfriesland.
Lars Extra zeigt symbolische Schecks: Rechts steht der insgesamt gesammelte Betrag, links der Anteil für den Elternverein in Ostfriesland.

Die Familie aus Oldeborg (Gemeinde Südbrookmerland), zu der mittlerweile vier weitere Kinder gehören, wurde damals vom Elternverein für krebskranke Kinder und ihre Familien in Ostfriesland unterstützt, vor allem seelisch. „Finanzielle Hilfe brauchten wir nicht“, sagt Extra. Der passionierte Angler hat einen Weg gefunden, seinerseits Gutes zu tun und anderen zu helfen: Die Initiative „Angler mit Herz“, die er vor vier Jahren mit einem Freund aus Münster ins Leben rief, hat Spenden in einer Gesamthöhe von 143.100 Euro gesammelt. Ein Drittel davon, 47.700 Euro, fließt an den Elternverein für krebskranke Kinder in Ostfriesland. Den symbolischen Scheck übergeben die „Angler mit Herz“ an diesem Wochenende auf der Weihnachtsfeier des Elternvereins in Aurich. Die anderen zwei Drittel gehen an die Kinderkrebshilfe in Weseke (Nordrhein-Westfalen) und Rostock.

Fußballschuhe von Philipp Lahm

Bereits 2021 hatten die „Angler mit Herz“ durch Online-Auktionen rund 156.000 Euro gesammelt – und waren vom eigenen Erfolg überwältigt. Auch in diesem Jahr versteigerten sie zwischen Juni und Oktober an 250 Abenden auf Facebook Angelruten und Gummiköder, signierte Fußballtrikots und Angelurlaube. Aber auch einfache Dinge wie Kaffeetassen und Colagläser kamen unter den Hammer. All das wurde von Herstellern, Geschäftsleuten und Betreibern von Ferienwohnungen gespendet. Klinkenputzen gehöre dazu, sagt Extra. Man dürfe sich auch nicht scheuen, sich als Auktionator vor der Kamera zum Horst zu machen.

Aber wie kommen solch stolze Summen zusammen? Die zündende Idee sei gewesen, Prominente ins Boot zu holen, sagt Extra. „Man muss tatsächlich nur fragen. Die sind alle gewillt, was zu tun.“ So sei es kein Problem gewesen, signierte Trikots von Werder Bremen zu bekommen oder ein paar Fußballschuhe von Weltmeister Philipp Lahm. „Da war ich sehr erstaunt, was für kleine Füße der Mensch hat“, sagt Extra. „Größe 37/38.“

Videobotschaft von Stephan Weil

In Videobotschaften riefen unter anderem der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der Linken-Politiker Gregor Gysi und der Schlagersänger Mickie Krause dazu auf, die „Angler mit Herz“ zu unterstützen. Lars Extra und sein Freund aus Münster ließen sich das Logo ihrer Initiative, eine stilisierte Angelschnur in Herzform, auf die Unterarme tätowieren. Ein Spender hatte in Aussicht gestellt, dann 1000 Euro zu geben. „Für Geld macht man fast alles“, sagt Extra und lächelt.

Das Logo der „Angler mit Herz“ hat er sich auf den Unterarm tätowieren lassen.
Das Logo der „Angler mit Herz“ hat er sich auf den Unterarm tätowieren lassen.

Der Oldeborger arbeitet als Außendienstler für eine Auricher Sanitär- und Heizungsfirma. Für die „Angler mit Herz“ opfert er eine Menge Freizeit. Die meisten Auktionen finden in Münster statt, wo sein Freund ein Angelgeschäft betreibt. Er kümmert sich außerdem um die Buchhaltung. Kommt er da überhaupt noch zum Angeln? In diesem Jahr habe er das geliebte Hobby ein wenig vernachlässigen müssen, sagt der 44-Jährige. Im nächsten Jahr könne er sich wieder etwas mehr Zeit dafür nehmen, denn die nächste Spendenaktion der „Angler mit Herz“ sei erst für 2025 geplant.

„Das kann jeder tun“

Mit der Leidenschaft fürs Angeln hat Extra auch seine Kinder angesteckt. Nur seine Frau habe er noch nicht zum Angelschein überreden können, sagt der 44-Jährige, aber: „Sie hat nach vielen Jahren endlich verstanden, dass es nicht darum geht, einen Fisch zu fangen und dem auf den Kopf zu hauen. Durch das Angeln lernt man viele Menschen kennen.“ Darunter auch Menschen, die ähnliche Schicksalsschläge erlitten haben. „Es entwickeln sich viele Freundschaften.“

Extra will nicht als Held gefeiert werden. „Was wir gemacht haben, kann jeder tun“, sagt der „Angler mit Herz“. Es sei im Grunde einfach. „Mit kleinen Mitteln kann man viel bewirken.“

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