Gegen Wegwerfkultur Dank Whatsapp wird verschenkt statt weggeworfen
„Wohin mit all dem Zeug, das doch eigentlich zu schade ist für die Mülltonne?“, fragte sich Larissa Hastedt und gründete die Whatsapp-Gruppe „Emden verschenkt“. Was steckt dahinter?
Emden - Schlittschuhe, die noch den Preis von 75 DM an der Sohle kleben hatten, Pflanzen, die jetzt in ihrem Flur stehen und Lichterketten, die in der kommenden Weihnachtszeit den Vorgarten erleuchten werden - all das hat Larissa Hastedt geschenkt bekommen. Allerdings nicht zu Weihnachten von ihrer Familie oder Freunden, sondern einfach so von Mitgliedern einer Whatsapp-Gruppe, die sie selbst gegründet hat. Verschenkt hat sie auch schon allerlei, vor allem Bücher, Kleidung und auch einen Sandkasten.
„Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, da wollte ich gegensteuern“, sagt die 28-Jährige. Ungefähr vor zehn Monaten saß sie auf ihrem Sofa und fragte sich: „Was soll ich mit dem alten Zeug machen? Für die Mülltonne ist es zu schade, aber zum verkaufen nicht mehr gut genug.“ Da kam ihr die Idee der Whatsapp-Gruppe „Emden und Region verschenkt“.
Hunderte Mitglieder innerhalb von Stunden
Die Gruppe war schnell eingerichtet, jetzt fehlten nur noch die Mitglieder, die sich gegenseitig beschenken können. „Auf Facebook habe ich den Link in der Gruppe ‚Emden dort lebe ich bzw. lebte dort‘ geteilt. Dann waren innerhalb von einer Stunde schon über Hundert Mitglieder in der Gruppe“, sagt Hastedt.
Die Regeln sind klar: Es wird nur verschenkt, nicht verkauft oder getauscht. Will man etwas verschenken, stellt man ein Foto, eine kurze Beschreibung und den ungefähren Standort in die Gruppe. Bei Interesse wird per privater Nachricht ausgemacht, wann und wo man das Geschenk überreicht oder abholt. Auch wenn man etwas bestimmtes sucht, kann man in der Gruppe Glück haben. Hastedt erzählt von einer Frage nach alten DDR-Sachen - nicht gerade das, bei dem man ein großes Angebot in Ostfriesland erwartet. Doch schnell wurde von Kleidung bis Helm vieles angeboten.
Wie tritt man in die Gruppe „Emden und Region verschenkt“ ein?
Wenn Sie auch Teil der Whatsapp-Gruppe werden wollen, schauen sie in der Facebookgruppe „Emden, dort lebe ich bzw. lebte dort“ nach dem Einladungslink. Oder schreiben Sie direkt eine Email an larissa.hastedt@gmail.com.
Über Weihnachten war Deko viel gefragt
„Es wurden auch schon komplette Küchen verschenkt“, sagt Hastedt. Im vergangenen Monat war aber Deko das Thema schlechthin in der Gruppe - und zwar Weihnachtsdeko. „Die Ausläufer davon merkt man immer noch“, sagt die 28-Jährige. Bei ihr sind zwei Lichterketten dazugekommen.
Auch in anderen Landkreisen und Städten gibt es schon ähnliche Angebote. „Mein Arbeitskollege wohnt in Großefehn. Er fand die Idee super und hat dann eine Gruppe für Großefehn gegründet“, sagt Hastedt, die bei Amazon in Emden als Teamleiterin arbeitet. „Bei uns sind größtenteils Menschen aus Emden in der Gruppe, vereinzelt aber auch Auricher und Norder.“ Sie selbst ist 2019 von Aurich in die Seehafenstadt gezogen, wegen der Liebe.
Zweite Gruppe für Emden
Mit Stolz erzählt sie, dass ihre Whatsapp-Gruppe neulich das Limit für Mitglieder erreicht hat, genau 1025 sind möglich. Deshalb musste eine zweite Gruppe her, die auch schon bei fast 300 Teilnehmern ist. „Ich hoffe ja noch auf eine Antwort vom Whatsapp-Support. Da habe ich eine Email hingeschrieben, vielleicht lässt Mark Zuckerberg ja mit sich reden“, scherzt Hastedt. Schließlich hofft sie, dass „Emden und Region verschenkt“ weiter wächst.
Alten und kaputten Sachen eine zweite Chance zu geben, findet sie wichtig. Besonders, da sich noch andere über die ausrangierten Küchen und Elektrogeräte, Bücher und Schlittschuhe freuen. Hastedt hat vor kurzem erst vier Kerzenhalter verschenkt, darauf kam ein Foto über Whatsapp, das zeigt, wie die vier Halter schön dekoriert auf einem Tisch stehen. „Das finde ich super, zu wissen, dass die Dinge nochmal irgendwo eine zweite Chance bekommen.“
Die alte Tochter von Großefehn
