Altwerden in Hinte Mit Tee und Rummikub gegen die Einsamkeit

Lotta Groenendaal
|
Von Lotta Groenendaal
| 10.02.2024 06:58 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Beim Rommee spielen wird auch viel geklönt. Fotos: Lotta Groenendaal
Beim Rommee spielen wird auch viel geklönt. Fotos: Lotta Groenendaal
Artikel teilen:

Das Nettwark Hinte lädt regelmäßig zu Spielenachmittagen ein. Doch bei den Zusammenkünften geht es um weit mehr als das gemeinsame Spielen.

Hinte - Dass viele ältere Menschen Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags benötigen, ist auch in Hinte keine Neuheit. Die Initiative Nettwark setzt sich seit 2014 dafür ein, Menschen in Hinte und Umgebung bei unterschiedlichsten Problemen zu helfen, so auch bei Gefühlen der Einsamkeit. Der Spielenachmittag im Haus Simon ist eines dieser Unterstützungsangebote.

Initiator Wolfgang Hildebrandt weiß, dass den Teilnehmern ein nettes Gespräch schon eine große Hilfe ist. Über Tee, Gebäck und Rummikub findet so ein reger Austausch statt, den viele der älteren Menschen sonst in ihrem Alltag missen. Diese Zeitung war am 8. Februar im Haus Simon dabei, um einen Spielenachmittag zu begleiten.

Große Nachfrage zeigt großen Bedarf an Hilfe

Und die Nachfrage ist groß. An die 20 Leute, Freiwillige und Senioren, sitzen in dem hellen Raum zusammen. Als kurz nach 15 Uhr noch eine weitere Besucherin eintrifft, muss spontan ein zusätzlicher Tisch herangeholt werden. „Bei 28 Leuten wird es schon eng im Raum, mehr als 30 passen nicht rein,“ sagt Ingrid. Man verkehrt hier per Du. Sie ist seit Beginn beim Nettwark dabei und feiert dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum als Unterstützerin der Initiative. Sie und die anderen Freiwilligen freut es, dass ihr Angebot so gut angenommen wird.

Auch Tee und Gebäck sind eine Konstante beim Spielenachmittag.
Auch Tee und Gebäck sind eine Konstante beim Spielenachmittag.

Aber auch sie merken, dass es den Senioren und Seniorinnen an vielem fehlt. Neben finanziellen Sorgen und steigender Einsamkeit berichten einige der älteren Teilnehmer von Problemen mit der Mobilität. Denn obwohl einige der Besucher die Anreise zum Haus Simon selbst mit dem Fahrrad antreten, ist fehlende Mobilität im Alltag allgemein ein großes Thema. So auch bei Neuzugang Renate.

Mobilitätshilfe als Form der Unterstützung

Die 90-jährige ist an diesem Donnerstag zum ersten Mal beim Spielenachmittag dabei. Auf die Initiative ist sie eher durch Zufall gestoßen. Der Auslöser war ein geplanter Friseurtermin. „Ich bin selbst leider nicht mehr mobil, und für das Taxi muss ich jedes Mal 30 Euro zahlen. Das ist auf Dauer alles andere als kostengünstig.“ Aus diesem Grund habe sie mit ihrer Tochter recherchiert, welche anderen Optionen es gäbe, um den regelmäßigen Friseurbesuch preiswert zu ermöglichen.

Sie stießen auf das Nettwark Hinte. Die ehrenamtlichen Helfer bieten neben kleinen Reparaturdiensten und der Einkaufshilfe auch einen Fahrdienst an. Und während ihrer Fahrt zum Friseur wurde Renate zum Spielenachmittag eingeladen. Sie hat sich spontan dazu entschieden, das Angebot anzunehmen.

Älterwerden bedeutet oft Einsamkeit

Die Entscheidung ist ihr nicht schwer gefallen, denn mit dem Älterwerden geht auch die Einsamkeit einher. Früher sei sie viel um die Welt gereist, habe ferne Orte wie Thailand, Japan oder Australien besucht, erzählt Renate. Besonders den Austausch mit den Einheimischen dort fand sie immer anregend.

Doch seit ihrem Umzug aus dem Haus in Bad Zwischenahn in das Betreute Wohnen in Suurhusen, ist ihre Welt kleiner geworden. Mit den anderen Bewohnern versteht sie sich gut, aber viel raus aus dem Haus kommt sie nicht mehr. „Man will ja auch nicht den Kindern immer zur Last fallen, sie haben selbst genug mit der Arbeit zu tun,“ sagt Renate.

Zwischen Renate und den Unterstützerinnen Angelika und Ingrid entwickeln sich beim Rummikub schnell enge Kontakte.
Zwischen Renate und den Unterstützerinnen Angelika und Ingrid entwickeln sich beim Rummikub schnell enge Kontakte.

Das Nettwark hilft, wo die Pflege an ihre Grenzen tritt

Wie Renate kommen viele der Besucher an diesem Nachmittag aus dem nahegelegenen Wohnpark Concordia, oder aus anderen Formen des Betreuten Wohnens. Die Pflege sei zwar top, aber vielen der Senioren und Seniorinnen fehle dort ein reiches Unterhaltungsprogramm, berichtet Renate. „Aber die Leute erwarten auch, dass jemand bei ihnen an die Tür klopft und sie unterhält.“ Stattdessen müsse man lernen, selbst die Initiative zu ergreifen und nach Aktivitäten Ausschau zu halten, so Renate.

Und genau diese Lücke im Alltag von Senioren probiert das Nettwark Hinte mit ihrem Angebot zu füllen. Neben den bereits genannten Hilfen bietet die Initiative einige Veranstaltungen an, zum Beispiel gemeinsame Ausflüge oder auch ein monatliches Senioren-Frühstück. „Es ist alles zwanglos, niemand muss sich verpflichtet fühlen, irgendwelche Erwartungen zu erfüllen. Und man hat immer nette Gespräche untereinander,“ sagt Unterstützerin Ingrid.

Am 7. März findet das Senioren-Frühstück im Haus Simon statt. Bei Interesse gerne bei Wolfgang Hildebrandt unter der 0151 / 257 959 00 melden. Der nächste Spielenachmittag kann am 14. März besucht werden.

Ähnliche Artikel