Kreis Leer Wer Hilfe braucht, kann kommen

Doris Zuidema
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Von Doris Zuidema
| 13.02.2024 06:06 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Karolin Rixecker (links) und Carmen Aretz vor ihrem Büro im SoVD am Gleiwitzer Hof in Leer. Foto: privat
Karolin Rixecker (links) und Carmen Aretz vor ihrem Büro im SoVD am Gleiwitzer Hof in Leer. Foto: privat
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In erster Linie ist die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige gedacht. Doch auch andere Ratsuchende können kommen - jetzt neu auch auf Borkum.

Kreis Leer - Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Jeder, der Hilfe braucht, kann sich an die EUTB wenden. Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung im Landkreis Leer berät Menschen kostenlos. Gespräche werden in sechs Orten auf dem Festland im Kreisgebiet angeboten und – ganz neu –  jetzt auch auf Borkum. Die Ostfriesen-Zeitung sprach darüber mit Carmen Aretz, die seit fünfeinhalb Jahren in der Beratungsstelle arbeitet.

Frau Aretz, wen genau beraten Sie und Ihre Kollegin Karolin Rixecker?

Carmen Aretz: Unser Auftrag ist es, Menschen mit Behinderung und deren Angehörige im Landkreis Leer zu beraten. Aber wir fassen den Begriff ganz weit. So gehören zu unserer Zielgruppe auch chronisch kranke und alte Menschen. Auch wer Depressionen oder ADHS hat, ist chronisch krank. Egal, wer zu uns kommt, wir versuchen zumindest für den Hilfesuchenden einen Weg zu finden, den er einschlagen kann.

Mit welchen Problemen kommen die Hilfesuchenden in Ihre Beratungsstelle?

Carmen Aretz: Das ist ganz unterschiedlich. Da gibt es Menschen, die nach einer Krebserkrankung nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten können und eine neue Beschäftigung suchen, psychisch Kranke, die keinen Therapeuten finden, pflegende Angehörige, die sich überfordert fühlen, verschuldete Menschen, die durch die ganzen Zahlungsaufforderungen nicht mehr durchblicken, Behinderte, die Probleme haben, Unterstützung im Alltag zu bekommen, Eltern, die am Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom ihrer Kinder verzweifeln und, und, und.

Können Sie jedem helfen?

Carmen Aretz: Das kommt auf den Einzelfall an. Zunächst versuchen wir herauszufinden, was genau das Problem ist. Oft zieht eine Schwierigkeit eine andere nach sich, und das ursprüngliche Problem ist gar nicht mehr so leicht zu erkennen. Wir versuchen den Ursachen auf den Grund zu gehen und dann Hilfen an die Hand zu geben. Was wir nicht machen und machen dürfen ist eine reine Rechtsberatung.

Die Bandbreite der Probleme ist ja recht groß. Wie bewältigen Sie das?

Carmen Aretz: Karolin Rixecker und ich wissen, an wen wir uns wenden müssen. Wir sind extrem gut vernetzt mit anderen Hilfsorganisationen, Behörden, Krankenkassen, Altenheimen, Gesundheitseinrichtungen. Wir wissen, welche Formulare wofür benötigt werden, in welchen Fällen sich ein Widerspruch lohnt. Während eines Beratungsgesprächs können wir gleich die kompetentesten Ansprechpartner anrufen, und wenn es sein muss, fahren wir mit den Hilfesuchenden hin. Manche Menschen können sich nicht so gut ausdrücken. Wir wollen ihnen eine Stimme sein und sie darin bestärken, ihre Anliegen durchzusetzen.

Das klingt nach einem niederschwelligen Angebot?

Carmen Aretz: Ja, Barrierefreiheit ist uns wichtig. Darum bieten wir auch Beratungen in anderen Orten im Landkreis Leer an. Im Zwei-Monats-Rhythmus sind wir in Bunde, Jemgum, Warsingsfehn, Rhauderfehn, Filsum und Remels. Früher hatten wir dort feste Sprechzeiten. Weil dann aber oft keiner gekommen ist, fahren wir inzwischen nur bei vorliegenden Anmeldungen dorthin. Anders ist das auf Borkum, das jetzt als Standort neu hinzugekommen ist. Wir planen für 2024 drei feste Beratungstage ein – je einen im Frühjahr, im Sommer und im Herbst. Die genauen Termine stehen aber noch nicht fest. Wenn ein hilfesuchender Mensch bettlägerig ist und nicht zu uns kommen kann, fahren wir aber auch zu ihm nach Hause.

Muss man sich auch für eine Beratung am Standort Leer anmelden?

Carmen Aretz: Besser ist das. Meine Kollegin und ich teilen uns ein kleines Büro. Dort können wir nicht mehrere Gespräche gleichzeitig führen. Die Termine können telefonisch oder per E-Mail abgesprochen werden. Wer mag, kann aber auch vorbeikommen und sich mit uns für ein Gespräch verabreden.

Welche Leute nehmen Ihre Beratung in Anspruch?

Carmen Aretz: Von jungen Erwachsenen bis Senioren sind alle Altersgruppen dabei. Kinder und Jugendliche kommen meistens in Begleitung ihrer Eltern. Einige Hilfesuchende kommen lediglich ein, zwei Mal, andere nehmen aber auch zahlreiche Beratungsgespräche in Anspruch. Das ist jedem selbst überlassen.

Die EUTB, die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung, ist ein Angebot, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziell gefördert wird. Die Beratung ist kostenlos, barrierefrei und unabhängig von Trägern, die Leistungen bezahlen oder erbringen.

Träger der EUTB in Leer ist der Sozialverband Deutschland (SoVD), Landesverband Niedersachsen. In ganz Deutschland gibt es

540 EUTB-Stellen.

Außenberatungen bietet die EUTB in Bunde (Familienzentrum), Remels (Rathaus), Jemgum (Bürgerhaus), Moormerland (Café Klönschnack), Rhauderfehn (Rathaus) und auf der Insel Borkum an. Um vorherige Telefon- oder

E-Mail-Anmeldung wird gebeten.

Zusätzlich zur Präsenz-Beratung in Leer stehen Carmen Aretz und Karolin Rixecker auch per Telefon und E-Mail für Fragen zur Verfügung. Hausbesuche sind bei Bedarf nach Terminvereinbarung möglich.

Nähere Informationen gibt es per E-Mail an EUTB.Leer@sovd-nds.de, unter der Telefonnummer 0 491 / 98 79 69 29, direkt in der Beratungsstelle am Gleiwitzer

Hof 22 A oder im Internet unter www.teilhabeberatung.de.

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