Studie der Uni Oldenburg Wie viel Plattdeutsch wird in der Krummhörn noch gesprochen?

| | 29.02.2024 18:03 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Marina Frank (links) und Marina Rohloff von der Universität Oldenburg zeigen eine Karte, die Lokaldialekte zeigt. Die beiden Forscherinnen haben das Plattdeutsche in der Krummhörn untersucht. Foto: Universität Oldenburg
Marina Frank (links) und Marina Rohloff von der Universität Oldenburg zeigen eine Karte, die Lokaldialekte zeigt. Die beiden Forscherinnen haben das Plattdeutsche in der Krummhörn untersucht. Foto: Universität Oldenburg
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Forschende der Uni Oldenburg haben untersucht, wie es um das Plattdeutsche in der Krummhörn steht. Was muss passieren, damit die Sprache erhalten bleibt?

Krummhörn - Im Gegensatz zu den meisten anderen Sprachen gibt es für das Plattdeutsche keine standardisierte Aussprache und Schreibung. Wie gut oder schlecht jemand „Platt proot‘“, lässt sich daher auch kaum objektiv messen. Vorgaben zur Aussprache gibt es nicht, von Region zu Region gibt es Unterschiede. Das Platt in der Krummhörn ist ein anderes als im Emsland oder im Hamburger Land. Zudem ist die Sprache ständig im Wandel und wird beeinflusst vom Hochdeutschen.

Deshalb hat die Universität Oldenburg jetzt nach objektiven Merkmalen gesucht, mit denen sich messen lässt, wie gut jemand Plattdeutsch spricht. Dafür haben zwei Doktorandinnen in den vergangenen vier Jahren knapp 100 Menschen aus der Krummhörn interviewt und sich von ihnen unter anderem Texte vorlesen und Bildergeschichten nacherzählen lassen. Die aufgezeichneten Sprachdaten haben sie hinsichtlich Sprechgeschwindigkeit, Grundfrequenz und Stimmqualität analysiert. Die Ergebnisse dieser Studie wurden nun in Pewsum vorgestellt.

Am Computer haben die Wissenschaftlerinnen Sprachproben der Krummhörnerinnen und Krummhörner ausgewertet. Foto: Universität Oldenburg
Am Computer haben die Wissenschaftlerinnen Sprachproben der Krummhörnerinnen und Krummhörner ausgewertet. Foto: Universität Oldenburg

Die Studie

An den Befragungen haben insgesamt 98 Menschen im Alter von 15 bis 88 Jahren teilgenommen. Die meisten von ihnen kamen aus der Krummhörn, einige auch aus Hinte oder Emden. Alle Befragten sind bilingual, also zweisprachig aufgewachsen und konnten sowohl Plattdeutsch als auch Hochdeutsch sprechen. Ihre Aufgaben: etwas über sich oder ihre Hobbys erzählen, den Weg durch Pewsum beschreiben, eine Fabel vorlesen, einen Cartoon wiedergeben, Sätze übersetzen oder Wochentage aufzählen. Jede Aufgabe musste jeweils auf Hoch- und auf Plattdeutsch absolviert werden. Außerdem sollten die Teilnehmer selber einschätzen, wie gut sie die eine oder andere Sprache sprechen können. Mithilfe dieser Daten haben die Forschenden dann geschaut, wie groß die Unterschiede zwischen den Generationen sind, wie es allgemein um das Plattdeutsch in der Gemeinde steht und wie zukunftsfähig diese Sprache noch ist.

Bücher beschreiben zwar die ostfriesische Grammatik, klare Regeln wie in anderen Sprachen gibt es allerdings nicht. Foto: Universität Oldenburg
Bücher beschreiben zwar die ostfriesische Grammatik, klare Regeln wie in anderen Sprachen gibt es allerdings nicht. Foto: Universität Oldenburg

Die Ergebnisse

Die Ergebnisse der Studie sind wenig überraschend: Während bei der älteren Generation die Zweisprachigkeit noch relativ ausgeglichen ist, überwiegt bei den jüngeren Menschen die Sprachkompetenz des Hochdeutschen im Vergleich zum Plattdeutschen.

Das zeigt sich auch in der Sprechgeschwindigkeit, die bei jüngeren Menschen im Plattdeutschen deutlich langsamer ist als im Hochdeutschen, während es bei älteren Menschen kaum einen Unterschied in der Sprachgeschwindigkeit zwischen Platt- und Hochdeutsch gibt. Plattdeutschsprechen fällt jüngeren Menschen also schwerer als der Gebrauch des Hochdeutschen. Das verringert die Chance, dass das Plattdeutsche als „Familiensprache“ weitergegeben wird.

Die Forschenden sehen trotzdem gute Chancen für den Erhalt der Sprache. Denn grundsätzlich sind die Sprachkompetenzen in der Krummhörn schon noch vorhanden. Wichtig sei es aber, mehr Gelegenheiten zum Plattsprechen zu schaffen - besonders im Kindes- und Jugendalter. Das könnte etwa durch Förderungen in Schulen und Kitas oder durch die Schaffung durch Angebote in Vereinen passieren.

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