Neue Bücherreihe Rhauderfehner Autor recherchiert Geschichte über Leda-Jümme-Gebiet

Holger Weers
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Von Holger Weers
| 20.03.2024 16:04 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Der Rhauderfehner Autor Heinz J. Giermanns hält den ersten Teil seiner neuen Bücherreihe in der Hand. Foto: Weers
Der Rhauderfehner Autor Heinz J. Giermanns hält den ersten Teil seiner neuen Bücherreihe in der Hand. Foto: Weers
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Der Rhauderfehner Autor Heinz J. Giermanns bringt eine Bücherreihe heraus. Im ersten Teil wird die Geschichte des Jümmiger Hammrichs behandelt. Noch in dieser Woche findet ein Vortrag darüber statt.

Westrhauderfehn - Schicksale, Erfolge, bewegende Familiengeschichten, Besatzungszeit, imposante Bauwerke aus verschiedenen Jahrhunderten - all das greift Buchautor Heinz J. Giermanns in seinem neuesten Werk „Über das Leben in Mesopotamien / Ein Blick auf das Alte Amt Stickhausen / Der Jümmiger Hammrich“ auf. Es ist der erste Teil von insgesamt zehn Büchern, welches der 71-jährige Rhauderfehner zu diesen Themengebieten geplant hat. „Pro Jahr sollen zwei Bücher herauskommen“, sagt Giermanns. Allein der erste Band umfasst 436 Seiten. Dieser ist mit 350 Fotos bebildert. Am Freitag, 22. März 2024, findet um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Amdorf ein Vortrag von Heinz J. Giermanns statt, in dem er aus seinem Buch erzählt.

Die Recherche dauerte nach Angaben von Giermanns eineinhalb Jahre. Dabei bediente er sich aus unterschiedlichen Quellen: „Historische Sachen habe ich aus verschiedenen Archiven von Privatleuten, mit denen ich gesprochen habe“, sagt Giermanns. Aber auch in der Landesbibliothek, in der Landschaftsbibliothek in Aurich und in Oldenburg sowie Staatsarchiv Aurich wurde der Rhauderfehner fündig. „Vor allen Dingen habe ich Zeitungsrecherche betrieben. Man kann sagen, alles, was hier seit 1848 an Zeitungen erschienen ist, habe ich gelesen und durchgearbeitet, soweit das archiviert ist“, betont Giermanns. Schon vor einigen Jahren hatte er über 20.000 Zeitungsartikel und Publikationen zusammengetragen, auf die er sich nach eigenen Worten bei seiner Recherche zum Teil bezieht. Dabei handelt es sich etwa um Geschäftsanzeigen, Viehanzeigen (Viehverkäufe, Konkurse), die in Zeitungen standen. „Die Basis dieser Bücher sind Gespräche, die ich mit Menschen führe“, betont Giermanns.

Bis zu elf Generationen in der Vergangenheit

Zudem gab es zwei wichtige Quellen für ihn: Zum einen die Ortssippen- und Familienbücher, die von der Upstalsboom-Gesellschaft für historische Personenforschung rausgegeben wurden. Hier wurden aus alten Kirchenbüchern Familiendaten zusammengetragen. Hier kann zum Teil bis ins Jahr 1650 zurückverfolgt werden, wer die Vorfahren einer Familie sind. Dabei ging Heinz J. Giermanns bei seinen Recherchen bis zu elf Generationen einer Familie zurück in die Vergangenheit. So gehen verschiedene Namen wie Buskohl, Busboom oder Verlaat auf die Franzosenzeit (von 1810 bis 1812 war Ostfriesland französisch besetzt) zurück. Die zweite Informationsquelle sind die Einträge im Register der Ostfriesisch-Landwirtschaftlichen Brandkasse. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges musste jeder Hauseigentümer in Ostfriesland, ohne Ausnahme, sein Haus bei dieser Brandkasse gegen Feuer versichern. Heinz Giermanns stöberte in deren Bücher und nahm sich dabei den Zeitraum von 1768 bis 1920 vor. Für jedes Haus kann man nachweisen, wem es wann gehört hat. Aus den zwei zentralen Quellen und den Gesprächen wurden auch Tagebücher, Briefe, Kriegspost zutage gefördert, die als weitere Grundlage seiner Recherche dienten. Bei seinen Nachforschungen stieß Giermanns auch auf andere Personen, die lange vor ihm Dinge untersucht haben, die der Rhauderfehner Autor aufgreift.

Die Zeit vor der Ledabrücke

Ein Thema seines Buches beschäftigt sich mit der Geologie. Mit dem Jümmiger Hammrich (Amdorf, Neuburg) ist das Land zwischen Leda und Jümme gemeint. Man erfährt etwas darüber, wie sich diese Region im Laufe der Jahrtausende entwickelt hat. Die Gegend war vor 1000nden Jahren stark bewaldet. „Wenn heute ein neues Haus gebaut wird und man hebt ein Fundament aus, dann kann es sein, dass man auf Baumreste stößt. Diese sind in dem morigen Untergrund gut konserviert“, so Giermanns.

Dann erfährt man im Buch etwas über die Geschichte der einzelnen Orte. „Zum Beispiel erfährt man etwas über die komplette Geschichte der Pünte Wiltshausen“, betont Giermanns. Ein interessanter Aspekt ist, dass man sich bis zum Jahr 1936 auch über die Leda übersetzen lassen konnte. Das Fährhaus stand damals auf der linken Seite der Leda. 1936 wurde die Leda-Brücke gebaut und für den Verkehr freigegeben. Dann brauchte man die Pünte und die Fähranleger nicht mehr. Sie wurden allesamt stillgelegt, weil man ja mit dem Fuhrwerk über die Leda-Brücke konnte.

Die schmalste Brücke Europas in Amdorf

Auch die komplette Geschichte der Amdorfer Brücke, die 1956 gebaut wurde, ist im Buch aufgeführt. Schon die Anfänge der schmalen Brücke waren kurios: „Man hat oben auf dem Geländer eine Sperre, einen Kasten, darüber gemacht, damit keine Autos über die Brücke fahren konnten. Die Sperre ist zwei Tage drangeblieben. Dann haben irgendwelche Leute die Sperre abgerissen und diese in die Leda geworfen. Und seitdem fahren dort Autos rüber“, muss Heinz Giermanns selbst schmunzeln, wenn er davon erzählt. „Und jetzt ist die Amdorfer Brücke die schmalste Brücke Europas. Eine echte Attraktion“, so Giermanns.

Ein ganz wichtiger Aspekt in seinem Buch sind nach Angaben von Giermanns die Familien- und vor allen Dingen verwandtschaftlichen Verhältnisse. Schwerpunkte des Buches sind die ehemaligen Gemeinden Detern und die Gemeinde Neuburg, aber auch Potshausen oder Holte (Familien Geyken, Weber) und Stickhausen werden erwähnt. „In meinem Buch sind Fotos enthalten, die 110 Jahre alt sind. Die habe ich von den Menschen bekommen, mit denen ich gesprochen habe, die 80 Jahre und älter waren“, so Giermanns. Sein Weg führte ihn zum Teil bis nach Hesel und Südgeorgsfehn, wo Verwandte dieser Familien leben. Aber auch nach Rhauderfehn und Holterfehn.

Das Buch ist im Overledinger Buchhandel (Schlörmann/Idafehn, Fokken/Ihrhove und Fehnbuch/Rhauderfehn) und bei Heinz J. Giermanns selbst zu kaufen. Es kostet 40 Euro.

Heinz J. Giermanns ist ein bekannter Buchautor aus Ostfriesland. Zu seinen Werken zählen unter anderem Bücher über die Entstehung der Ortschaft Langholt, das Untenende in Rhauderfehn, diverse Bücher zum Nationalsozialismus in Rhauderfehn. Insgesamt schrieb Giermanns nach eigenen Angaben 24 Bücher. Nebenbei bringt der Buchautor auch noch das Magazin „Fehnleuchten“ heraus. Davon gibt es bereits 45 Ausgaben.

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