Zu hohe Niederschläge Vermiesen die nassen Felder den Landwirten jetzt die Ernte?

| | 02.04.2024 10:07 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Ein nasses Feld mit Blick auf Groothusen in der Krummhörn. Foto: Wagenaar
Ein nasses Feld mit Blick auf Groothusen in der Krummhörn. Foto: Wagenaar
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Vielerorts steht das Wasser noch immer auf den Feldern. Die Landwirte stellt das vor große Herausforderungen. Wir haben einen Bio-Landwirt aus der Krummhörn gefragt, wie er damit umgeht.

Krummhörn - Viele Landwirte in Norddeutschland haben seit Wochen mit ihren nassen und überfluteten Feldern zu kämpfen. Einer von ihnen ist Heiko Dreyer aus Schoonorth in der Gemeinde Krummhörn. Bereits im November 2023 hatten wir mit ihm darüber gesprochen, was dieses Problem für seinen Betrieb bedeutet. „So schlimm wie jetzt war es gefühlt noch nie“, sagte er damals wenig optimistisch. Die Sorge, dass die nassen Felder die Ernte in diesem Jahr zunichte machen werden, war groß. Viele Landwirte setzten deshalb die Hoffnung in einen hoffentlich trockneren Frühling - doch der blieb aus.

„Es ist trotzdem ein bisschen besser, als ich im Winter erwartet hätte“, sagt Heiko Dreyer jetzt im März 2024. „Wir hatten vergangene Woche ein paar trockene Tage, die wir gut nutzen konnten. Da bin ich vorsichtig optimistisch“, sagt der Landwirt. Auf seinem Betrieb in der Krummhörn baut er Gemüse, Kartoffeln und Getreide nach Bioland-Richtlinien an. Die Lebensmittel verkaufen er und seine Familie über einen Lieferservice oder im eigenen Hofladen.

Böden können kein Wasser mehr aufnehmen

Die Böden sind in vielen Teilen Deutschlands durch den Regen „wassergesättigt“ und können somit neue Regenfälle kaum noch aufnehmen. Das führt dann dazu, dass das Wasser auf den Feldern stehen bleibt. Für die jungen Pflanzen, die bereits im Winter ausgesät wurden, kann das fatale Folgen haben. „Das Wintergetreide, das wir gesät haben, hat zum Beispiel sehr mickrige Wurzeln bekommen wegen der Staunässe“, sagt Heiko Dreyer. „Da müssen wir jetzt schauen, wie sich das entwickelt.“ Aktuell finde die Aussaat des Sommergetreides statt. Gemüse, Kartoffeln und Mais haben sogar noch ein bisschen mehr Zeit: „Da kann man ein bisschen besser jonglieren.“

Udo Hattermann ist landwirtschaftlicher Berater und Teamleiter Pflanze bei der ostfriesischen Bezirksstelle der Landwirtschaftskammer in Aurich. „Es ist immer noch viel zu nass auf den Feldern. Sowohl auf den Äckern, als auch im Grünland“, sagt er. „Die Landwirte warten darauf, dass es trockener wird.“ Glücklicherweise sei es zwischendurch trocken genug für Teile der Frühjahrsaussaat gewesen. „In den höheren Lagen ist da schon ein bisschen was passiert“, sagt Hattermann.

Saatgut wird knapp

Schon vorigen Herbst hatte es in weiten Teilen Niedersachsens und darüber hinaus Probleme gegeben, das Wintergetreide auszusäen. Die Felder waren teilweise so nass, dass die Landwirte sie mit ihren schweren Maschinen nicht oder nur schwer befahren konnten. Seit Anfang März ist nun die Zeit, das Sommergetreide auszusäen. „Da sind wir zum Glück auch noch im optimalen Zeitfenster mit der Aussaat“, sagt Udo Hattermann. „Da ist jetzt eher die Frage, wie optimal die Bedingungen sind.“

Hinzu kommt, dass das Saatgut für Sommergetreide in diesem Jahr nur begrenzt verfügbar ist, weil viele Landwirte im Winter mit Hoffnung auf einen trockeneren Frühling darauf ausgewichen sind. „Da gibt es entsprechend eine sehr große Nachfrage. Das ist schon ne Herausforderung und da ist man dann auch nicht so flexibel in der Entscheidung“, sagt Hattermann.

Nach nass kommt trocken

Neben den nassen Feldern bereitet den beiden Fachmännern jetzt vor allem der Blick in die Zukunft Sorge. „Nach zu nass kommt oft zu trocken“, sagt Hattermann. „Das ist die große Sorge, die Frühjahrstrockenheit“, sagt auch Heiko Dreyer. „Das wäre in diesem Jahr besonders fatal.“ Klimaexperten gehen davon aus, dass Wechsel zwischen den Extremen in Zukunft sogar noch mehr werden könnte. Landwirte stellt das schon jetzt vor eine große Herausforderung.

Trotzdem wollen die beiden den Kopf nicht in den Sand stecken. „Man ist ja Kummer gewohnt“, sagt Udo Hattermann. „Das kommt immer alles auf das Ausmaß an.“ Das sieht auch Heiko Dreyer so: „Im Frühjahr hat man immer ein bisschen mehr Kraft und Mut als im nassen, grauen Winter“, sagt er. „Wenn es so weiter geht wie jetzt, dann bin ich auch ganz optimistisch.“ Welche Auswirkungen das Wasser auf seine Ernte haben wird, wird sich aber noch zeigen müssen.

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