Kinder in Notlagen Emden sucht Pflegeeltern – das müssen Interessierte wissen

| | 24.05.2024 13:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Aus ganz unterschiedlichen Gründen können Kinder auf eine Pflegefamilie angewiesen sein. Symbolfoto: Pixabay
Aus ganz unterschiedlichen Gründen können Kinder auf eine Pflegefamilie angewiesen sein. Symbolfoto: Pixabay
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Die Zahl der Kinder, die in Emden und umzu eine Pflegefamilie brauchen, wird nicht kleiner. Im Gegenteil. Die Stadt sucht nun noch stärker und sichtbarer nach interessierten Familien und Personen.

Emden - Die Stadt Emden will noch deutlich stärker nach Pflegeeltern für Kinder in Notlagen suchen. Man wolle noch sichtbarer werden, sagte Markus Frein, Leiter des Fachdienstes Soziale Dienste bei der Stadt, kürzlich im Jugendhilfeausschuss des Emder Rats.

Dafür ist unter anderem ein großer, farbiger Aufsteller angeschafft und gestaltet worden, der an öffentlichen Orten in Emden aufgebaut werden soll. Beim Schwimmbad, Einkaufszentrum, Sportverein, Schulen, Kindertagesstätten und anderen Stellen könne der Aufsteller mögliche Interessierte erreichen. „Ist hier noch Platz? Wir suchen Pflegeeltern“, steht auf dem Plakat.

Wie viele Kinder leben in Pflege?

In Emden und der näheren Umgebung leben zurzeit 132 Kinder in Pflegefamilien (Stand November 2023), heißt es auf der Website der Stadt beim Punkt Pflegekinderdienst. Ein Pflegekind sei in der Regel zwischen null bis fünf Jahre alt. Eine Unterbringung von älteren Kindern, also bis 18 Jahre, sei gegebenenfalls aber auch möglich.

Dabei gibt es drei Formen der Pflege. Kinder kommen in Bereitschaftspflege, wenn sofort eine Unterkunft benötigt wird, weil ihr Wohl gefährdet ist. Dann könne in Ruhe geklärt werden, wie es weitergehe. Bei der Vollzeitpflege kommt ein Kind auf unbestimmte Zeit in eine Pflegefamilie, während bei der zeitlich befristeten Vollzeitpflege das Ziel der Rückführung in die Herkunftsfamilie noch besteht.

Warum brauchen Kinder Pflegefamilien?

Verschiedene Gründe könnten dazu führen, dass Kinder nicht bei ihren Eltern leben können. Beispielsweise können die Herkunftseltern die Erziehung und Versorgung des Kindes nicht gewährleisten. „Pflegekinder haben oft kindeswohlgefährdende Situationen erlebt, wie psychische Krisen der Eltern, Erziehungsschwierigkeiten, Suchtproblematik, Überforderung, häusliche Gewalt, sexuelle Gewalt, Verwahrlosung, Kindesmisshandlung, psychische und physische Gewalt“, erklärt der Pflegekinderdienst.

In den meisten Fällen seien zudem ambulante und teilstationäre Hilfen vorangegangen. Eine Lösung, diesen Kindern ein sicheres und stabiles Zuhause zu geben, sei die Unterbringung in einer Pflegefamilie, wird dort erklärt. Da die Stadt Emden im „engen Austausch“ mit den ostfriesischen Landkreisen sei, würden Kinder von außerhalb Emdens in der Stadt untergebracht und andersherum, wenn es sinnvoll sei, so Frein. Man halte aber den Daumen drauf, damit das nicht zu oft passiert.

Wer kann Kinder aufnehmen?

Der Pflegekinderdienst sucht Familien, Paare oder Alleinstehende, die zeitlich begrenzt oder auf Dauer ein Kind aufnehmen können. Pflegeeltern oder -personen sollten unter anderem Freude am Zusammenleben mit Kindern, Kooperationsbereitschaft, erzieherische Erfahrung und Fähigkeiten, Offenheit, Toleranz und Humor mitbringen. Formell sind nötig: ein ärztliches Gesundheitszeugnis, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis, stabile wirtschaftliche Verhältnisse und ausreichender Wohnraum.

Wer ein Kind in Pflege aufnehmen möchte, meldet sich beim Pflegekinderdienst für ein erstes Informationsgespräch. Interessierte stellen einen Antrag zur Vermittlung eines Pflegekindes. Dann wird die Eignung der Person oder Familie eingeschätzt durch Hausbesuche, Einzelgespräche, Führungs- und Gesundheitszeugnisse sowie ein Abschlussgespräch. Schließlich ist noch ein Vorbereitungskurs nötig. Unterstützt wird eine Pflegefamilie unter anderem durch Schulungs- und Fortbildungsangebote, regelmäßige Treffen und spezielle Angebote für die Pflegekinder. Außerdem gibt es eine finanzielle Unterstützung, etwa Pflegegeld für den Unterhalt und den Erziehungsaufwand, für Anschaffungen und besondere Ereignisse.

Welche aktuellen Probleme hat der Kinderpflegedienst?

Die Anzahl der Kinder, die Pflegefamilien brauchen, werde nicht kleiner. Im Gegenteil: „Die Problematik wird größer und es wird komplexer, was die Kinder mitbringen“, sagte Frein. Auch brauche es „Nachwuchs“ bei den Pflegeeltern, also neue und jüngere Personen und Familien, die Kinder aufnehmen. Die Stadt führt regelmäßig Info-Veranstaltungen durch, um neue Interessierte zu werben. Aktuell hätten drei Familien oder Personen ein „stärkeres Interesse“, sagte er.

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