WattWirtschaft Wie man unter Druck richtig führt


VW, die Meyer Werft und all deren Zulieferer stehen derzeit massiv unter Druck. Das trifft auch das Management. Unser Gastautor Michael Wefers kennt dies aus eigener Erfahrung. Hier lesen Sie exklusiv seine Strategie.
Transformationsprozesse, Geschäftsmodellwechsel oder plötzliche Konjunktureinbrüche bringen Unternehmensleitungen, Führungsmannschaften und Mitarbeiter derzeit in immer größere Bedrängnis. Auch unsere Region im Nordwesten ist davon nicht verschont. Dazu möchte ich gerne meine Erfahrungen mit Ihnen teilen. Aus meiner 25-jährigen Erfahrung im operativen und strategischen internationalen Personalmanagement weiß ich heute – da selbst erlebt und erlitten –, dass für erfolgreiche Veränderungen und Transformationen der richtige Umgang mit Druck einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist. Auch in meiner Selbstständigkeit erlebe ich seit 2009, dass die Heraus- und Anforderungen an Führungskräfte, und damit die Belastungen, seit Jahren immer weiter steigen.
Umbrüche aufgrund weltweiter Krisen verlangen Führungskräften seit Jahren das Äußerste ab: Viele räumen heute ein, an die Grenzen ihrer Belastbarkeit zu stoßen. Solche Aussagen waren vor Jahren noch verpönt. Dabei sind Unsicherheit, Ängste und Zweifel völlig normale Reaktionen auf den Druck des Wettbewerbs, der für alle Unternehmen branchenunabhängig gleich ist.
Der Druck des Marktes verlangt, immer schneller entscheiden zu müssen. Schnellere Entscheidungen gehen Hand in Hand mit einer deutlich strafferen Führung, der Führungsstil verändert sich. Damit stellen sich Fragen wie: Warum gehen bestimmte Unternehmen aus einer schwierigen Marktsituation als Gewinner hervor, andere nicht? Warum schaffen es die einen Führungskräfte, mit dem Druck erfolgreich und gelassen umzugehen, wohingegen es andere kalt erwischt?
Was dabei als stressauslösend bewertet wird, ist subjektiv sehr unterschiedlich, doch häufig haben wir es mit einer dieser Ausgangssituationen zu tun:
- Unternehmen im Verdrängungswettbewerb, wo es gilt, einerseits die Kostensituation in den Griff zu bekommen und zugleich andererseits neues Wachstum aufzubauen.
- Unternehmen nach starken Wachstumsphasen, deren Organisations- und Führungsstrukturen an geänderte Rahmenbedingungen angepasst und professionalisiert werden müssen.
- Unternehmen aus disruptiven Branchen, deren Geschäftsmodell in den nächsten Jahren wegbrechen oder sich beispielsweise durch die Industrie 4.0 stark technologisch verändern wird.
Immer mehr Führungskräfte beklagen sich über den immensen Arbeitsumfang, den permanenten Zeitdruck sowie das Übermaß an Sachaufgaben im Verhältnis zu den eigentlichen Führungsaufgaben. Gefühle der Überforderung, der ständigen Hetze und der Fremdbestimmung machen sich breit. Die Hoffnung, dass sich die Belastungen in absehbarer Zeit verringern werden, wird von vielen als Trugschluss bewertet.
Diese Arbeitsunzufriedenheit kann früher oder später zu einer Lebensunzufriedenheit führen, wenn langfristig deutlich wird, dass das soziale Umfeld der Führungskraft – die Familie, die eigenen Kinder und Freunde, aber auch Sport und Hobbys – die Kosten der beruflichen Herausforderungen wird mittragen müssen.
Sie als Leser wollen das Spannungsfeld zwischen den Herausforderungen aus dem Beruf, der Familie und dem Freizeitbereich möglicherweise wieder in ein Sie stärkendes Gleichgewicht bringen. Wäre es nicht schön, wenn es den Unternehmen gelänge, bei Mitarbeitern aller Ebenen die Lebens- und Arbeitszufriedenheit so zu steigern, dass Leistungsfähigkeit und Motivation – und letztlich sogar die persönliche Gesundheit – gestärkt würde?
Aus meiner erlebten Erfahrung als Führungskraft, ehemaliger Personalvorstand und meinen Beratungsmandaten haben sich die nachfolgenden kognitiven Fragestellungen als besonders relevante Erfolgsfaktoren für die Unternehmensführung in schwierigsten Belastungssituationen herauskristallisiert, die ich in den nächsten Monaten nach und nach behandeln möchte:
- 1. Logik der Gefühle: Wie geht die Führungskraft selbst mit ihren Emotionen um? Wie kann die Unternehmensleitung die Führungsmannschaft und wie können Führungskräfte ihre Mitarbeiter emotional auf die kommenden Veränderungen vorbereiten?
- 2. Mentale Stärke: Was können Führungskräfte hinsichtlich ihrer mentalen Stärke von Spitzensportlern lernen? Wie kann eine positive Führungskommunikation notwendige Kräfte im Unternehmen freisetzen? Und wie kann es gelingen, durch mentale Stärke eine Organisation voller Zuversicht und Optimismus aufzubauen – gerade in herausfordernden Zeiten?
- 3. Zielorientierung: Wie zielbewusst sind Sie als Führungspersönlichkeit? Wie können Sie Mitarbeiter auf neue Ziele einschwören, sodass diese nicht schon im Vorfeld mental zu Grabe getragen werden?
- 4. Begeisterung: Wie stark ist für Sie als Führungspersönlichkeit Ihre eigene Begeisterung für Projekte und Ziele? Wie können Führungskräfte andere für die neuen Herausforderungen begeistern? Durch welche Werte bindet und begeistert ein Unternehmen seine Leistungsträger?
- 5. Durchsetzungskraft: Welche Persönlichkeitsmerkmale zeichnen umsetzungsstarke Führungskräfte aus? Wie kann man seine Stärken stärkengerecht einsetzen und vermeintliche Schwächen ausgleichen? Welche Bedeutung hat dies für eine konsequente Personalauswahl?
- 6. Rollengeschick: Wie koordinieren Sie als Führungspersönlichkeit Rolle, Funktion und innere Haltungen? Wie gehen Sie mit Rollenwechseln im hierarchischen Gefüge um? Und wie geht eine Unternehmensleitung mit ablehnenden Rollen in Transformationsprozessen um?
- 7. Souveränität: Wie können Sie als Führungskraft Ihre eigene emotionale Belastbarkeit stärken? Wie kann Mitarbeiterführung so gelingen, dass alle relevanten Akteure auch unter Druck jederzeit gelassen und souverän bleiben? Wie erhalten Sie trotz Restrukturierungsmaßnahmen eine Vertrauenskultur in der Organisation?
Damit sind wir bei den „kognitiven Kompetenzen“ angelangt: Den Druck wird keiner ändern, aber man kann lernen, damit umzugehen. Erfolgreiche Führungskräfte sind in der Lage, gerade unter Druck das Beste aus sich selbst und ihren Mitarbeitern zu holen. Sie behalten die Kontrolle über sich und haben durch ihre Zuversicht eine beruhigende Wirkung auf ihre Mitarbeiter. Deshalb ist es wichtig, dass jede Führungskraft eines Unternehmens gelernt hat, mit dem Druck umzugehen.
Die für mich persönlich größte Überraschung war die Erkenntnis, dass es bei allen Transformations- und Veränderungsprozessen zwar immer auch um Widerstände, Zukunftssorgen und Emotionen geht, diese Themen aber zugleich einer gewissen Logik unterliegen. Für Sie als Führungspersönlichkeit bedeuten „kognitive Kompetenzen“ daher, sich das führungsnotwendige Wissen um diese Logiken anzueignen.
Und darüber möchte ich Ihnen berichten. Sie als Leser, die ich in den nächsten Monaten anspreche, Unternehmensleitungen und Führungsmannschaften, sind mir aus jahrzehntelanger Führungserfahrung bestens bekannt. Die Empfehlungen, die Sie hier immer wieder finden werden, haben sich allesamt in meiner erlebten Praxis bewährt. Ich freue mich, wenn ich Sie als Leser motivieren kann, Ihren Führungsalltag noch erfolgreicher zu gestalten – und es sich selbst damit leichter zu machen.
Weitere Infos
Über Michael Wefers
Michael Wefers zeichnet sich durch 25-jährige operative Führungsverantwortung über alle Hierarchieebenen hinweg aus, zuletzt als Vorstand bei Cewe Oldenburg. Seit 2009 ist er selbstständig und berät mittelständische Unternehmen beim Aufbau einer strategischen Führungskräfteentwicklung, insbesondere in unternehmerisch schwierigen Phasen. Überregional erfolgreich ist die Wefers & Coll. Unternehmerberatung zudem in der nachhaltigen Personalberatung und der ganzheitlichen Managementdiagnostik.
Über die Wefers & Coll. Unternehmerberatung GmbH & Co. KG
Die Wefers & Coll. Unternehmerberatung mit Fokus auf Führungsthemen bietet ihren Kunden drei Leistungsbereiche: die Personalberatung, die Managementdiagnostik und die Führungskräfteentwicklung. Mit fast 30 Jahren Erfahrung und besten Kenntnissen des inhabergeführten Mittelstands ist die Wefers & Coll. Unternehmerberatung überregional erfolgreich bei der nachhaltigen Besetzung von Führungs- und Spezialistenfunktionen. Im Bereich der Managementdiagnostik bietet Wefers & Coll. toolgestützte Hilfe bei der Auswahl von Top-Führungskräften, bei der Beförderung und Umbesetzung im Mittelmanagement, bei der Teamentwicklung, bei der Organisationsentwicklung sowie für Vertriebsaudits. In Seminaren, Webinaren und Inhouse-Trainings zur Führungskräfteentwicklung werden Mitarbeiter aller Führungsebenen gezielt auf ihre anstehenden Aufgaben vorbereitet oder individuell vereinbarte Kompetenzen trainiert – praxisnah und nachhaltig.
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