Norden Texte von damals aktuell wie nie

| 30.05.2025 05:32 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Das Publikum war von den Darbietungen der Jugendlichen tief bewegt. Foto: privat
Das Publikum war von den Darbietungen der Jugendlichen tief bewegt. Foto: privat
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Schüler des Ulrichsgymnasiums ehrten die in Norden geborene Jüdin Recha Freier mit einer berührenden Buchpräsentation. Anlass war die Wiederveröffentlichung ihres Buches „Fensterläden“.

Norden   - Eine besondere Atmosphäre herrschte im Forum der Kreisvolkshochschule Norden: Zur Wiederveröffentlichung des Buches „Fensterläden“ der in Norden geborenen Jüdin Recha Freier präsentierten Schüler des Ulrichsgymnasiums ein Programm, das das Publikum tief bewegte.

Ulrichsgymnasiastenpräsentierten das Werk

Die von Georg Frey initiierte Recha-Freier-Projektgruppe hatte die Veranstaltung zu Ehren der 1892 geborenen Dichterin und Gründerin der Jugend-Alija vorbereitet. Im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal herrschte gespannte Stille, als die Jugendlichen, begleitet von improvisierter Gitarrenmusik, Gedichte und Prosatexte aus dem Band „Fensterläden“ vortrugen.

In einer Projektgruppe setzten sich Norder Gymnasiasten mit dem Leben und dem von Recha Freier auseinander. Foto: privat
In einer Projektgruppe setzten sich Norder Gymnasiasten mit dem Leben und dem von Recha Freier auseinander. Foto: privat

Buch „Fensterläden“wiederveröffentlicht

Die Texte, die Recha Freier nach ihrer Flucht 1940 in Israel verfasst hatte, spiegeln in ernsten, teils düsteren Bildern die Widersprüche menschlicher Existenz wider und wirken, als seien sie für die Gegenwart geschrieben. Zwei von den Jugendlichen souverän moderierte Gespräche ergänzten die Lesung.

Die Schauspielerin Britta Kaufmann, die Recha Freier bereits mehrfach auf der Bühne verkörpert hat, schilderte den schwierigen Weg zur Gründung der Jugend-Alija, die in den 1930er Jahren zahlreiche jüdische Kinder und Jugendliche vor der Verfolgung durch das NS-Regime rettete. Sie schlug den Bogen zur Gegenwart und mahnte, dem wiederauflebenden Antisemitismus entgegenzutreten.

Souverän moderierte Gespräche ergänzen Lesung

Im zweiten Gespräch stellte Jonathan Sickermann die israelische Künstlerin Yael Shpinat vor, die für die Neuauflage von „Fensterläden“ fünf Illustrationen geschaffen hat. Shpinat berichtete, dass sie erst durch den Auftrag von Recha Freier erfahren habe – und dass ihre eigene Großmutter durch die von Freier gegründete Jugend-Alija vor der Shoah gerettet wurde.

Heute lebt Yael Shpinat mit ihrer Familie in der Westermarsch bei Norden und ist, wie sie schilderte, in Sorge um die Menschen in Israel und Palästina.

Kunstschüler malten Bilder zu Freiers Gedichten

Mit lang anhaltendem Applaus dankte das Publikum den Jugendlichen für ihr Engagement. Beim Verlassen des Forums hatten die Besucher Gelegenheit, eine Ausstellung mit von Jugendlichen der Kunstschule Norden geschaffenen Bildern zu Gedichten Recha Freiers zu betrachten – ein weiterer bewegender Beitrag zu einem Abend, der lange nachwirken dürfte.

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