Ostfriesland Fahrradtour von Norddeich an der Küste entlang nach Norden

Maria Berentzen
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Von Maria Berentzen
| 02.07.2025 06:00 Uhr | Lesedauer: ca. 7 Minuten
Foto: Ole Cordsen
Foto: Ole Cordsen
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Die Nordsee und das Watt lassen sich bei einer Fahrradtour vom Bahnhof Norddeich an der Küste entlang nach Norden mit allen Sinnen erleben: Süße Seehunde sind zu sehen, Sand kribbelt an den Füßen und auch die Wucht des Windes lässt sich hautnah erfahren.

Ostfriesland - Schafe staksen am Deich entlang und auch andere Bewohner der Küste und des Meeres sind unterwegs nie weit: Nach einer kurzen Strecke durch ein Wohngebiet toben Seehunde in der Seehundstation in Norddeich. Danach säumt das Meer den Weg: Vom Deck aus geht es am Deich entlang. Linkerhand ziehen die Gedanken mit den Fähren und Kuttern aufs Meer hinaus. Die Inseln Juist, Norderney und Baltrum scheinen zum Greifen nah zu sein.

Auf dem Weg zum Waloseum gilt es, den Lenker gut festzuhalten: Ein Teilstück führt über einen Feldweg, auf dem auch schon einmal Steinchen und Pfützen auftauchen. Weiter am Deich entlang wird der angenehm befahrbare Weg dann fair geteilt – oder jedenfalls so, wie die Schafe es für fair halten: Mal gehören ihnen gute 90 Prozent und man kurvt um die wolligen Leiber herum, dann wieder geben sie den Weg frei und grasen betont desinteressiert am Rand.

Fotos (5): Maria Berentzen
Fotos (5): Maria Berentzen

Weil ein Teil zur Ruhezone im Nationalpark gehört, ist der Weg nicht durchgängig bis nach Hilgenriedersiel befahrbar, aber es macht gar nichts, für kurze Zeit ins Hinterland auszuweichen: Dort lassen sich viele Vögel beobachten. Über den Deich geht dann es mitten durch die Salzwiesen zum Naturstrand.

Auf dem Weg Richtung Fischimbiss Eilts ist Vorsicht angeraten: Wer hier radelt, teilt sich die Straße auf etwa drei Kilometern Länge mit Autos, da ein Radweg fehlt. Wenn der Wind in den Ohren pfeift, hört man Fahrzeuge manchmal erst spät, die sich von hinten nähern. Das Stück ist schnell geschafft.

Bald geht es weiter durch Felder, oft ist man ganz allein und nur vereinzelt sprenkeln Höfe die Landschaft. Die ersten Windenergieanlagen kommen in Sicht – und schon findet man sich mitten im Windpark Ostermarsch wieder. Linkerhand sprießt Wald, rechts drehen die Mühlen – und vorne taucht das Marschtief auf, über das eine schmale Brücke führt. Höfe und Häuser rücken enger zusammen und Norden kommt näher. Durch ein Wohngebiet und über das Norder Tief geht es zum Bahnhof.

Start: Bahnhof Norddeich

-> Mit Bahnhof im Rücken links auf Molenstraße, rechts auf Hattermannsweg, weiter über Norddeicher Straße in Am Warft, am Ende über den kleinen Weg rechts bis zur Nordmeerstraße, links abbiegen und rechts auf Riffstraße fahren.

1. Halt (Km 2) Seehundstation: Sich in Knopfaugen verlieben

Foto: Seehundstation Norddeich
Foto: Seehundstation Norddeich

Wenn sie mit ihren dunklen Knopfaugen schauen, kann man gar nicht anders, als sie niedlich zu finden: In der Seehundstation (tgl. 9-18 Uhr, seehundstation-norddeich.de) in Norddeich werden verwaiste Seehundwelpen versorgt, artgerecht aufgezogen und im Herbst zurück ins Meer gebracht. Durch große Fenster lassen sich die Tiere unter Wasser beim Schwimmen beobachten und auch bei der Fütterung kann man zusehen. Nebenbei lernt man eine Menge über das Wattenmeer und die Nordsee als Lebensraum. Außerdem gibt es Einblicke in den Wattboden, in das Innere einer Muschel und in den Bauch eines Seehundes. Übrigens: Wer einen Heuler – so bezeichnet man verwaiste Seehundbabys – in der Natur entdeckt, sollte vor allem Abstand halten und die Seehundstation (04931/973330) informieren.

-> Über den schmalen Pfad durch den Park zum Strandpadd fahren und durch den Kurpark dem Weg zum Deich folgen.

2. Halt (Km 2,4) Das Deck: Hallo Dünen!

Wie ist das eigentlich mit den Dünen? Wo kommen sie her, wo gehen sie hin, was wollen sie, wer lebt dort – und warum sind sie so wichtig? Ein Lehrpfad informiert nicht nur über das nicht ganz so geheime Leben der Dünen, sondern auch über das Leben am und im Wattenmeer. Der Rundweg streift auch die Promenade, die kilometerweit am Meer entlangführt. Wer mag, setzt sich auf eine der zahlreichen Bänke und hört dem Rauschen der Wellen zu – oder dem Knistern des Wattbodens, wenn gerade Ebbe ist. Hier gibt es übrigens sogar Strandkörbe für Hunde.

-> Immer auf der Wasserseite am Deich entlang, an den Fähranlegern vorbei bis zum Westerlooger Strohweg fahren. Rechts abbiegen und bei der ersten Möglichkeit links in den Feldweg fahren. Von dort rechts auf Osterlooger Weg.

3. Halt (Km 8) Waloseum: Mit den Walen singen

Leben in der Nordsee wirklich Wale – oder ist das nur ein Gerücht? Tatsächlich habe sich einige Arten mit dem Wechsel von Ebbe und Flut arrangiert – andere allerdings sind auf ihrem Weg nur falsch ins Wattenmeer abgebogen. Im Waloseum (www.seehundstation-norddeich.de/website/waloseum, tgl. 10-17 Uhr) lernen Besuchende mehr über die Bewohner der Nordsee: Sie erfahren, wie ein Pottwal auf Norderney strandete, wie ein Seestern von unten aussieht und wie sich Walgesänge anhören. Mittelpunkt der Ausstellung ist das Skelett des 15 Meter langen Pottwals. Außerdem gibt es einen Einblick in die Quarantänestation, in der gefundene junge oder verletzte Seehunde und Kegelrobben die ersten Tage verbringen, bevor sie in die Seehundstation einziehen dürfen.

-> Über Osterlooger Weg und Westerlooger Strohweg zurück zum Deich, über den Deich und rechts abbiegen. In der Ruhezone auf den Weg hinter dem Deich ausweichen, den Schildern Richtung Hilgenriedersiel folgen.

4. Halt (Km 19) Naturstrand Hilgenriedersiel: Am Meer durchatmen

Ungezähmte Natur und wilde Weite: Wer das ordentlich-geschniegelte Erscheinungsbild der übrigen Strände nicht schätzt, findet hier sein Glück: Am Naturstrand in Hilgenriedersiel ist alles so, wie die Natur es schuf. Hinter Salzwiesen versteckt sich das Wasser – oder je nach Tide auch das Watt. Viele Vögel, wenig Menschen, viel Ruhe und Natur: Hier lässt es sich richtig gut durchatmen – und man bekommt einen Eindruck davon, wie die Küste aussehen würde, wenn der Mensch seine Hand nicht anlegen würde. Man sollte aber auch darauf vorbereitet sein, dass einen hier kein weißer Sand erwartet, es nichts zu futtern und zu trinken gibt und man auch Toiletten vergebens sucht – Natur pur eben.

-> Geradeaus auf Hilgenriedersiel, rechts auf Theener Weststreek / Hufschlag. Vorsicht, hier fehlt ein Radweg. Der Straße folgen, dann links in Breiter Weg. Kurz nach Meint-Ehlen-Weg rechts abbiegen und weiter durch den Windpark fahren.

5. Halt (Km 26) Windpark Ostermarsch: Die Kraft des Windes

Wusch-wusch-wusch: Die Windräder sind nicht nur schon von Weitem zu sehen, sondern sie lassen sich hier auch mit allen Sinnen erleben: Der Weg führt mitten durch den Windpark und teils sehr nah an den riesigen Mühlen vorbei. Spitze Schatten zucken über die Wege, wenn die Flügel sich drehen und mehr als 60 Anlagen unbeirrt ihre Kreise ziehen. Und auch das Wirbeln der Rotoren durch die Luft ist deutlich zu hören. So nah wie hier kommt man den Anlagen sonst selten – und kaum irgendwo sonst lässt sich die Kraft des Windes an der Küste so direkt erleben.

-> Am Marschtief rechts abbiegen, über die Brücke fahren und links in Wester Wischer fahren, der zum Ekeler Weg wird. Über die B 72 auf Ekeler Weg / Schulstraße, links in Baumstraße, rechts auf Osterstraße, direkt wieder links auf Im Horst. Links auf Bahnhofstraße.

6. Halt (Km 35) Ziel: Bahnhof Norden

Auf einen Blick

Start: Bahnhof Norddeich

Ziel: Bahnhof Norden

Strecke: 35 Kilometer (Von A nach B)

Reine Radelzeit: 2,5 Stunden

Rollfaktor: meist sehr angenehm, aber auf dem Weg zum Waloseum wird es holprig

Beste Zeit: Sommer

Ausrüstung: Sonnencreme, Badezeug

Alternative

Alternative als Rundtour (fünf Kilometer weiter): Von Schulstraße nicht in Baumstraße fahren, sondern der Straße folgen. Es klingt nach Zickzack, aber eigentlich folgt man nur dem Weg fast geradeaus: Rechts auf Am Zingel, links auf Brummelkamp, rechts auf Gartenstraße, rechts auf Feldstraße, links auf Jahnstraße, links auf am Sportplatz, rechts auf Im Stuvert und von dort geradeaus an der Bahn entlang zum Bahnhof Norddeich fahren.

Zur Info

Diese Tour ist eine von 20 entspannten Radtouren, die im Reiseführer „Radelzeit in Ostfriesland: Herrlich entspannte Radtouren zum Runterschalten & Genießen“ der Leeraner Journalistin Maria Berentzen erschienen ist. Die Tour wurde für diese Ausgabe des Urlaubsmagazins „Unterwegs“ leicht abgewandelt.

Routenverlauf: www.dumontreise.de/radelzeit/ostfriesland

Der Reiseführer ist im DUMONT-Verlag erschienen und kostet 18,95 Euro (ISBN 978-3-616-03192-7)

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