Fußball-EM Schüller will keine Popp sein: DFB-Torjägerin gefordert


2022 ist Alexandra Popp unumstrittener EM-Star. Lea Schüller steht trotz ihrer Top-Torquote lange in ihrem Schatten. Im Viertelfinale will das deutsche Team endlich die Stürmerin besser bedienen.
Mit der langjährigen deutschen Star-Stürmerin will Lea Schüller erst gar nicht verglichen werden. „Ich werde niemals eine Alexandra Popp ersetzen. Ich bin nicht so ein Kapitänstyp, ich bin einfach nicht wie Poppi“, sagt die Torjägerin der deutschen Fußballerinnen. Bei der Europameisterschaft in der Schweiz ist die 27-Jährige vom FC Bayern mit zwei Treffern durchaus im Soll - und dennoch etwas untergegangen.
Das soll sich im Viertelfinale am Samstag gegen Frankreich (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) ändern. Muss sich sogar ändern - wenn der achtfache Titelgewinner gegen den bisher so starken Mitfavoriten nicht aus dem Turnier fliegen will.
„Unglaublich wichtige Spielerin“
„Wir wollen Lea mit ins Spiel bringen, sie ist eine unglaublich wichtige Spielerin, macht Tore mit sehr wenigen Kontakten“, sagt Mittelfeldakteurin Sjoeke Nüsken vor der Partie in Basel. „Wenn wir unsere Flankenqualität noch besser hinbekommen, dass wir Lea besser in Szene setzen, dann hoffen wir, dass sie auch noch mehr Tore schießt.“
„Unfassbare Quote“
Für das Trainerteam steht das Thema „im Fokus“, wie Maren Meinert, Assistentin von Bundestrainer Christian Wück, versichert. Im Nationalteam hat Schüller eine „unfassbare Quote“ (Sportdirektorin Nia Künzer). Eine, von der Wück mal sagte, als Profi habe er davon nur träumen können: 78 Länderspiele, 54 Tore.
Wenn’s dann ein Doppelpack oder gar (wie schon zweimal geschehen) ein Viererpack wird, heißt es: Es hat wieder „geschüllert“ - in Anlehnung an Bayern-Legende Gerd Müller. Der Weltmeister von 1974 traf 68 Mal in 62 Länderspielen.

Mit Popp, in deren Schatten sie lange stand, verbindet Schüller als Spielertyp nur die Kopfballstärke. Die Münchnerin gilt als athletisch, mit Gespür für Räume, als abschlussstark. „Was ich von Trainer gespiegelt bekomme, ist, dass ich ein bisschen variabler in meinem Spiel geworden bin, nicht nur Kopfball, und vielleicht etwas unberechenbarer für den Gegner“, erklärt die Ex-Essenerin. „Normalweise war ich eine Spielerin, die Zweikämpfe vermieden hat, einfach mehr in die Tiefe gelaufen ist.“
Schüller ist „extrem schnell“
Für Popp bringt Schüller alles mit. „Sie ist extrem schnell - bin ich nicht -, beidfüßig, auch kopfballstark. Bei ihrer Schnelligkeit hat sie die Tendenz, in die Tiefe abzuhauen“, erklärte die frühere Kapitänin und EM-Heldin von 2022 im Podcast „Copa TS“. In den letzten Monaten sei Schüller aber dem Ball mehr mit dem Rücken zum Tor entgegengekommen. Grundsätzlich freue sie sich, „dass man einfach sagen kann: Ich bin jetzt weg, aber da ist ja jemand“, so Popp.
Dennoch läuft es bei der EM für Schüller nicht richtig rund. Die Münchnerin hat auffällig wenig Ballkontakte, was auch an den nicht so präzisen Hereingaben der Außenspielerinnen Klara Bühl, Jule Brand oder Sarai Linder liegt. Und daran, dass als Ballverteilerin auf der Zehn weder Linda Dallmann noch Laura Freigang überzeugten.
Wenn die Auswechslung droht - dann trifft sie
Dennoch traf Schüller beim 2:0 gegen Polen und beim 2:1 gegen Dänemark - kurioserweise jeweils in der 66. Minute. „Ich weiß auch nicht, was mit Lea los ist“, scherzte Wück danach. „Ich glaube, sie merkt, wenn wir draußen darüber nachdenken, sie auszuwechseln, dann macht sie halt noch kurz ein Tor und geht dann raus.“ Beim 1:4 gegen Schweden klappte das nicht. Eingespielt hat sich inzwischen aber, dass nach gut einer Stunde die Leipzigerin Giovanna Hoffmann für die Mittelstürmerin kommt.
„Gehöre wirklich zu den Alten“
Schüller, die nebenbei Wirtschaftsingenieurwesen an einer Fernuni studiert, sieht sich in der DFB-Auswahl ohnehin nicht als Solistin. „Ich habe die drittmeisten Länderspiele, dementsprechend gehöre ich wirklich zu den Alten. Das ist einfach das, was sich geändert hat. Ich muss Erfahrung weitergeben, ich muss Verantwortung übernehmen.“ Sie finde sich auch ganz gut ein in diese Rolle, auch wenn sie betont: „Ich bin jetzt keine Giulia Gwinn, die Kapitänin geworden ist.“ Und auch keine Alexandra Popp.