Freiwasser-WM in Singapur Gold-Glanz in der Hitze: Wellbrock feiert zweiten WM-Titel


Florian Wellbrock beeindruckt in der tropischen Hitze von Singapur. Der Ausnahmeschwimmer ist schon nach dem zweiten Rennen Doppelweltmeister im Freiwasser. Eine spezielle Vorbereitung zahlt sich aus.
Florian Wellbrock musste sich nach seinem zweiten triumphalen Gold-Kraftakt erst einmal hinlegen. Erschöpft sank der Doppel-Weltmeister von Singapur auf die schwimmende Freiwasser-Plattform im wogenden Meer. „Die Hitze hat ganz schön zugesetzt“, sagte Wellbrock. „Aber ich hatte so ein bisschen Glück, dass ich nicht der Einzige war.“

Als er wieder halbwegs Kräfte gesammelt hatte, kam die Freude über seinen zweiten Sieg im zweiten Rennen am palmengesäumten Palawan Beach so richtig durch. „Wahnsinnig cool“, sagte der 27-Jährige. Wellbrock posierte für Siegerfotos, küsste auf dem Podest die Goldmedaille und stellte zufrieden fest: „Singapur läuft.“ Seinen Eltern fiel er glücklich in die Arme.
Wellbrock: „Konnte zum Glück immer noch einen drauf setzen“
Wie schon über die doppelte Distanz am Mittwoch setzte sich der gebürtige Bremer auch über fünf Kilometer vor Gregorio Paltrinieri durch und hatte knapp drei Sekunden Vorsprung auf seinen italienischen Dauerrivalen. Dritter wurde bei mehr als 30 Grad Celsius im Wasser und noch deutlich höheren Lufttemperaturen in der prallen Sonne der Franzose Marc-Antoine Olivier.
„Mit der hohen Hitze hier war ein Tag Regenerationszeit ein bisschen wenig. Aber trotzdem hatten alle Athleten das gleiche Problem“, sagte Wellbrock. „Ich habe gesehen, wie die Jungs versucht haben, zu attackieren, aber ich konnte zum Glück immer noch einen drauf setzen.“
Auf die tropischen Bedingungen hatte sich Wellbrock mit Bundestrainer Bernd Berkhahn unter anderem in Hitzekammern speziell vorbereitet. Das zahlt sich nun aus. „Der menschliche Körper ist für sowas einfach nicht gemacht, um ehrlich zu sein. Da ist es schon wichtig, dass man den Körper an diese Belastung gewöhnt“, sagte Wellbrock. „Das haben wir die letzten Wochen und Monate sehr gut gemacht.“
Nur Lurz als WM-Freiwasserschwimmer erfolgreicher
Für Wellbrock war es der siebte WM-Titel im Freiwasser insgesamt. Der einzige noch erfolgreichere Freiwasserschwimmer bei Weltmeisterschaften ist Thomas Lurz.

Wellbrock entwickelt sich mit großen Schritten wieder zu dem Erfolgsgaranten für den Deutschen Schwimm-Verband, der er einmal war. Dass er nach seinen verkorksten Olympischen Spielen im vergangenen Sommer in Paris, nach denen er sogar über ein Karriereende nachdachte, so zurückkommt, ist alles andere als selbstverständlich.
„Es tut einfach ganz gut, dass die letzten Monate sich gelohnt haben, ausgezahlt haben. So macht Wettkampfschwimmen am meisten Spaß, wenn sich das auszahlt, dass man nach dem Rennen noch eine Siegerehrung mitmachen darf“, sagte Wellbrock. „Das ist immer eine wahnsinnig große Ehre, dafür bin ich sehr, sehr dankbar.“
Wellbrock wiederholt Kunststück
Berkhahn, der die Siegesfeier begeistert mit dem Handy festhielt, war schon nach Wellbrocks erstem Erfolg in Singapur erleichtert gewesen. „Alle Favoriten waren hier. Er hat Gold gewonnen auf der olympischen Distanz. Das ist annähernd gleichbedeutend mit Gold bei den Olympischen Spielen“, sagte er nach dem beeindruckenden WM-Auftakt. Auch der italienische Coach habe gratuliert, dass Athlet und Trainer gemeinsam „die Kurve gekriegt haben. Das ist fantastisch“.
Das Kunststück, bei Weltmeisterschaften über fünf und zehn Kilometer Gold zu holen, schaffte Wellbrock zum zweiten Mal nach 2023.
Er schwamm von Beginn an in der Spitzengruppe. Zunächst hielt er sich an zweiter Position und übernahm dann noch weit vor dem Ziel die Führung. Obwohl die Kräfte am Ende stark nachließen, ließ sich Wellbrock nicht mehr einholen. Der zweite deutsche Starter, Oliver Klemet, konnte nicht in den Kampf um Edelmetall eingreifen und belegte Rang 9.
Wellbrock freut „vierte Goldmedaille für den SC Magdeburg“
Zuvor waren die Frauen gestartet. Die Australierin Moesha Johnson, die auch in Magdeburg trainiert, sicherte sich ebenfalls ihren zweiten Titel von Singapur. „Ich bin froh, dass es die vierte Goldmedaille für den SC Magdeburg war“, sagte Wellbrock mit Blick darauf nach seinem zweiten Sieg. Seine Trainingsgruppe dort ist ihm sehr wichtig.
Dort schwimmt auch Celine Rieder. Sie war die einzige deutsche Starterin im Frauenrennen über fünf Kilometer und belegte Rang fünf. Jeannette Spiwoks konnte wegen gesundheitlicher Probleme nicht antreten.
Schon in der Nacht auf Samstag (MESZ) ist das deutsche Freiwasser-Team erneut gefordert. Dann stehen die Rennen im neuen Knockout Sprint an.