Frau am Freitag Mit Lippenstift aufs Fußballfeld


Profifußballerin Alisha Lehmann wird vor allem von Männern heftig für ihr Aussehen kritisiert. Das geschminkte Frauen Fußball spielen, scheint deren Machismo bis ins Mark zu erschüttern – gut so.
Frauen spielen Fußball. Das mag so manchen Mann auch heute noch überraschen. Und Frauen spielen Fußball sogar auf sehr, sehr hohem Niveau. Derzeit kann man das bei der Frauen-Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz sehen. Da schauen auch Männer zu – und scheinen sich weniger für Tore und Passspiele zu interessieren, als für das Aussehen der Spielerinnen. Besonders im Fokus haben sie die Schweizer Nationalspielerin Alisha Lehmann. Sie steht zwar nicht in der Startelf, aber das interessiert die Männer ohnehin wenig. Ihr Fokus liegt nicht auf Lehmanns sportlichen Leistungen, sondern auf ihrem Make-up, ihren Haaren, ihrer Figur.
Lehmann solle sich weniger auf ihr Aussehen auf dem Rasen als vielmehr auf ihre Performance am Ball konzentrieren, so ein häufig formulierter Vorwurf von Männern. Das ist so typisch: Über Fußballer Robert Andrich und seine ständig wechselnde Haarfarbe von blond bis pink regen sich die Kerle nicht auf. Auch nicht über die diversen Muster, die sich die Herren-Fußballer in ihre Frisuren schneiden lassen oder die Tonnen von Wachs, die die Frise in Form hält und auch nicht über die diversen Tattoos in sämtlichen Farben, die sie auf der Haut tragen. Aber wehe, eine Frau läuft mit Lippenstift auf den Rasen – dann ist das Ende der Welt nahe.
Alisha Lehmann ist aber nicht nur Profifußballerin, sie ist auch Influencerin mit 16 Millionen Followern – das ist einigen Männern wohl entschieden zu viel, sie bekommen es glatt mit der Angst. Und deshalb teilen sie aus, beschimpfen und diskreditieren Lehmann auf Instagram, gießen kübelweise Häme aus. Sie solle sich weniger schminken, und mehr trainieren, heißt es da. Und was macht Lehmann? „Dann trage ich noch mehr Lippenstift auf“, sagt sie.
Es mag die Männer ja in der Tiefe ihres Machismos treffen, aber Frauen können gut aussehen, sich schminken und Fußballspielen. Es ist doch wirklich ein uraltes Vorurteil, dass gut aussehende Frauen nichts leisten können, weil sie ja mit gut Aussehen beschäftigt sind, quasi in Vollzeit.
Die Frau am Freitag fragt sich, wann die letzten Männer endlich im Hier und Jetzt ankommen. Es wird Zeit. Sonst liegen wir Frauen nämlich längst 10:0 in Führung, während die Kerle noch in der Kabine lamentieren. Wir haben jedenfalls unseren Spaß auf’m Platz, die Kerle müssen – tapfer bleiben.