Hitler-Attentat vor 81 Jahren Gedenken an Widerstand vom 20. Juli 1944

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Von dpa
| 20.07.2025 12:59 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erinnert vor Bundeswehrrekruten an den 20. Juli 1944. Foto: Christophe Gateau/dpa
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erinnert vor Bundeswehrrekruten an den 20. Juli 1944. Foto: Christophe Gateau/dpa
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Am 81. Jahrestag des Hitler-Attentats rücken Redner aus Politik und Kultur die Bedeutung von Erinnerung und Verantwortung in den Fokus. Dabei gibt es auch besorgte Blicke auf die Gegenwart.

Zum 81. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler haben Spitzenvertreter aus Politik und Gesellschaft dazu aufgerufen, einer möglichen Schwächung von Recht und Demokratie entgegenzutreten und die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten wachzuhalten.

„Dieser 20. Juli wurde zum Symbol für Widerstand gegen Unrecht, für Gerechtigkeit und Gewissen, für ein besseres Deutschland“, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei einem öffentlichen Gelöbnis von rund 250 Bundeswehrrekruten im Bendlerblock, dem Sitz des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin. Der 20. Juli stehe nicht für das Scheitern, sondern für den Aufbruch.

Im Hof des Bendlerblocks waren Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und drei weitere Beteiligte noch am Abend des Umsturzversuches am 20. Juli 1944 erschossen worden.

Kanzler-Sohn warnt vor Geschichtsvergessenheit

Schauspieler und Autor Matthias Brandt, der Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt, warnte zuvor in der Hauptrede bei der zentralen Feierstunde in der Gedenkstätte Plötzensee vor wachsender Geschichtsvergessenheit.

„Wir erleben heute wieder, es zeigt sich auch in Wahlergebnissen, wie das Gift von Hass, Rassismus und Ausgrenzung einsickert und sich bemerkbar macht in einer Verrohung des Umgangs, nicht zuletzt sprachlicher Natur, durch Gewalt und bewusstes Kokettieren mit Sprachbildern der NS-Propaganda“, sagte der Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD).

Schauspieler, Autor, Kanzlersohn - Matthias Brandt hielt die zentrale Gedenkrede in diesem Jahr. Foto: Christophe Gateau/dpa
Schauspieler, Autor, Kanzlersohn - Matthias Brandt hielt die zentrale Gedenkrede in diesem Jahr. Foto: Christophe Gateau/dpa

Menschen seien auf einmal wieder „Fremdkörper“, „nicht zugehörig“, sollten „entfernt“ werden. „Das alles unter Berufung auf eine zu schützende angebliche biologische oder ethnische Basis deutscher Identität. Was ist das anderes als Geschichtsvergessenheit?“, sagte Brandt. Seine Mutter habe ihm beigebracht, dass man sich entscheiden müsse. „Dass Nichtstun ebenfalls eine Entscheidung ist – wie oft geht mir das in letzter Zeit durch den Kopf – nämlich eine Entscheidung für das Wegschauen, für das Geschehenlassen.“

Willy Brandt floh vor den Nazis nach Norwegen

Brandts Vater war 1933 aus Nazi-Deutschland geflohen, um sich vor Verfolgung zu schützen. Von Norwegen aus arbeitete der als Herbert Ernst Karl Frahm geborene junge Mann dann unter dem Decknamen Willy Brandt gegen das Nazi-Regime.

Im ehemaligen Strafgefängnis Plötzensee wurden in der NS-Diktatur mehr als 2.800 Menschen ermordet. 89 von der Nazi-Justiz im Zusammenhang mit dem Widerstand des 20. Juli Verurteilte wurden zwischen August 1944 und April 1945 nach Angaben der Gedenkstätte dort umgebracht.

Am 20. Juli hatten Wehrmachtsoffiziere um Stauffenberg vergeblich versucht, Diktator Hitler mit einer Bombe zu töten, die nationalsozialistische Herrschaft zu stürzen und den Zweiten Weltkrieg zu beenden.

Verantwortung und stille Zivilcourage

Bundesjustizministerin Stefanie Hubig mahnte bei der Veranstaltung in Plötzensee, von Deutschland dürfe nicht noch einmal ein solch monströser Horror ausgehen, wie er damals herrschte. „Aus Schuld folgt eben diese Verantwortung für uns alle.“ Recht und Demokratie stünden wieder unter Druck, sagte die SPD-Politikerin. „Umso unbeirrter und lauter sollten wir und müssen wir sagen, wir lassen uns Rechtsstaat und Demokratie nicht noch einmal zerstören!“

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer würdigte zum Jahrestag des 20. Juli die Rolle der Angehörigen der Widerstandskämpfer und rückte stille Zivilcourage in den Fokus. „Wer über Widerstand spricht, darf nicht nur von den Attentätern reden. Auch ihre Familien bewiesen Mut – und zahlten oft einen hohen Preis“, schrieb er in einer Erklärung zum 81. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler. 

„Verwandte, die zwischen Aktenbergen Briefe versteckten. Ehefrauen, die in Gefängnissen ausharrten. Mütter, die Verhöre über sich ergehen ließen, immer in Angst, was man ihren Kindern antun würde.“ Von einem „Flüstern gegen das Getöse des Totalitären“ schreibt Weimer. „Zu leise für Denkmäler, aber laut genug, um unsere Vorstellung von Freiheit bis heute zu prägen.“

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