Friedensgespräche Selenskyj kündigt nach Alaska-Gipfel Treffen mit Trump an


Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel: Am Montag reist der ukrainische Präsident nach Washington. Der Alaska-Gipfel zwischen Trump und Putin endete ohne die Ankündigung einer Waffenruhe.
Nach dem Alaska-Gipfel von US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin gehen die Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs zeitnah weiter. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reist am Montag zu Gesprächen mit Trump nach Washington, wie er nach einem Telefonat mit Trump ankündigte. Trump habe ihn eingeladen. „Alle Details über das Ende des Mordens, über das Ende des Krieges werde ich mit Präsident Trump in Washington am Montag besprechen.“
Er unterstütze den Vorschlag des US-Präsidenten zu einem Dreier-Treffen mit Putin. „Die Ukraine unterstreicht: Die Schlüsselfragen können auf der Ebene der Staatsführer besprochen werden und ein dreiseitiges Format ist dazu geeignet“, fügte er hinzu. Selenskyj sprach sich für eine Einbeziehung von europäischen Vertretern vor allem bei der Frage von Sicherheitsgarantien für sein Land aus.
Zuvor hatten Selenskyj und Trump den Angaben nach etwa eine Stunde telefoniert. Dem insgesamt mehr als anderthalb Stunden dauernden Gespräch seien später europäische Staats- und Regierungschefs zugeschaltet worden - darunter war auch Bundeskanzler Friedrich Merz. Trump habe Selenskyj und die Europäer über die „Hauptgesprächspunkte“ mit Putin informiert.
Russland führt seit fast dreieinhalb Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Eklat Ende Februar
Trump und Selenskyj hatten sich zuletzt im April am Rande der Trauerfeier für Papst Franziskus in Rom und im Juni am Rande des Nato-Gipfels in Den Haag getroffen. Ein Besuch des ukrainischen Präsidenten Ende Februar im Weißen Haus in Washington war dagegen in einem Eklat geendet. Trump überzog Selenskyj vor laufenden Kameras mit schweren Vorwürfen und bezichtigte ihn, mit seinem Verhalten einen dritten Weltkrieg zu riskieren. Der Streit wurde so heftig, dass eine gemeinsame Pressekonferenz abgesagt wurde und Selenskyj das Weiße Haus vorzeitig verließ.
Nach Alaska-Gipfel viele Fragen offen
Trump und Putin hatten ihr Treffen in Alaska ohne Äußerungen zu einer möglichen Waffenruhe im Ukraine-Krieg beendet, greifbare Ergebnisse wurden nicht bekannt. Trump sprach zwar von Einigungen in wichtigen Punkten, blieb Details aber schuldig. Auch Putin erwähnte Vereinbarungen, die Ausgangspunkt für eine Lösung des Ukraine-Konflikts sein könnten.

Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew wertete den Gipfel als Beleg dafür, dass Verhandlungen über ein Kriegsende und Kampfhandlungen zeitgleich laufen könnten. „Das Treffen hat gezeigt, dass Verhandlungen ohne vorherige Bedingungen und gleichzeitig mit der Fortsetzung der militärischen Spezialoperation möglich sind“, schrieb Medwedew bei Telegram. Mit militärischer Spezialoperation bezeichnet Russland offiziell den Krieg gegen die Ukraine.
Kreml: Treffen mit Selenskyj bisher kein Thema
Beim Gipfel von Trump und Putin in Alaska ist nach Kreml-Angaben ein Dreier-Treffen mit Selenskyj kein Thema gewesen. Ein solcher Gipfel sei bisher nicht angesprochen worden, sagte Putins außenpolitischer Berater, Juri Uschakow, dem russischen Staatsfernsehen. Auch das Datum für ein nächstes Treffen von Putin und Trump sei bisher nicht bekannt, sagte Uschakow. Putin hatte Trump beim Gipfel in Anchorage bei einem gemeinsamen Auftritt vor der Presse nach Moskau eingeladen.
Bundesregierung hält sich bisher zurück
Die Bundesregierung hat sich bisher nicht zum Alaska-Gipfel geäußert. An Gesprächen mit Trump und Selenskyj am Samstagmorgen nahmen neben Merz weitere europäische Staats- und Regierungschefs teil - darunter Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer. Dabei waren nach Angaben der EU-Kommission auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Es folgten weitere Beratungen von europäischen Regierungschefs.
Wie es aus Regierungskreisen hieß, informierte Merz anschließend das Kabinett. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über die Telefonschalte berichtet.
Die EU-Botschafter der Mitgliedstaaten sollen heute zu einem außerordentlichen Treffen zusammenkommen, um sich zu dem Alaska-Treffen auf den Stand bringen zu lassen.
Trump: Kein Deal
„Es gibt keinen Deal, bis es einen Deal gibt“, sagte Trump in Alaska bei einem Pressestatement mit Putin. Man habe ein „äußerst produktives Treffen“ gehabt, „viele Punkte“ seien vereinbart worden, nur wenige seien noch offen - davon einer besonders bedeutend. Zunächst wolle er jedoch mit den Nato-Verbündeten und Selenskyj telefonieren.
Europäer suchten gemeinsame Linie mit Trump
Vor dem Alaska-Gipfel hatten die Europäer am Mittwoch versucht, Trump in gemeinsamen Beratungen auf fünf Punkte für mögliche Friedensgespräche festzulegen - darunter einen Waffenstillstand und Sicherheitsgarantien. Kanzler Friedrich Merz (CDU) machte bei einer Pressekonferenz mit Selenskyj deutlich: „In Alaska müssen grundlegende europäische und ukrainische Sicherheitsinteressen gewahrt bleiben.“

Die Europäer und Selenskyj hatten befürchtet, dass sich Trump und Putin in Alaska auf Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland verständigen könnten, die Kiew strikt ablehnt. Merz sagte am Mittwoch, deutlich gemacht worden sei, dass die Ukraine mit am Tisch sitzen müsse, sobald es Folgetreffen gebe.
Enttäuschung über Alaska-Gipfel
Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter zog ein negatives Fazit des Alaska-Gipfels. Dieser habe „kein gutes Ergebnis“ gebracht, sagte er im „Morgenmagazin“ der ARD. „Es ist eher ein schwarzer Freitag gewesen.“ Es gebe weder einen Waffenstillstand noch ernsthafte Konsequenzen - „sondern eine Einladung von Trump nach Moskau“. Putin habe kein Interesse an Verhandlungen, außer, um sich wieder auf Augenhöhe auf der internationalen Bühne zu präsentieren, sagte Kiesewetter. „Das ist Putin eindeutig gelungen. Er wirkt rehabilitiert, während der Krieg fortgesetzt wird.“ Die Europäer müssten jetzt begreifen, dass Trump kein Interesse an einem stärkeren Engagement der USA in der Ukraine.
Der frühere Top-Diplomat Wolfgang Ischinger, ehemaliger Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, schrieb auf der Plattform X: „Kein wirklicher Fortschritt - ganz klar 1:0 für Putin - keine neuen Sanktionen. Für die Ukrainer: nichts. Für Europa: tiefst enttäuschend.“ Putin habe seinen roten Teppich mit Trump bekommen, Trump dagegen nichts. Wie zu befürchten gewesen sei, gebe es keinen Waffenstillstand und keinen Frieden.