Lesermeinung Balster | Netanjahu | Wadephul

Bei der OZ reden die Leserinnen und Leser mit. Hier haben wir Leserbriefe der vergangenen Tage gesammelt.
Vorwand ist fadenscheinig
Die Methode der Verbannung bestimmter Zeitungen aus Klinik-Kiosken in Aurich, Norden und Emden ähnelt der Willkür von Donald Trump. Kritische, nicht genehme Journalisten werden bei seinen Pressekonferenzen „entfernt“. Haben besagte Kliniken so viel Angst um ihr Renommee? Der Vorwand, zum Schutz der Patienten zu handeln, ist fadenscheinig. Im Grunde heißt es: Psst. Stillschweigen. Was der Patient nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Auch wenn meine eigenen Erfahrungen als häufige Notfallpatientin in Leer ausgesprochen gut waren, so wünsche ich den hiesigen Journalisten ein starkes Rückgrat und gute presserechtliche juristische Vertretung. Machen Sie unbedingt und uneingeschüchtert weiter so!
Birkhild Haußmann
Leer
Auch Journalisten machen Fehler
Es hört sich zwar gut an und liest sich auch alarmierend, aber das temporäre „Verkaufsverbot“ für ostfriesische Tageszeitungen in den Kliniken Aurich, Emden und Norden war kein Angriff auf die Pressefreiheit. Denn die Berichterstattung wurde dadurch ja nicht eingeschränkt. Schreiben können die Zeitungen ja nach wie vor, was immer sie wollen. Leider aber schreiben sie vor allem voneinander ab, wie die Berichterstattung über das Balster’sche Vorgehen eindrucksvoll zeigte: in allen Blättern die exakt gleichen Artikel, keine eigenen Stücke, keine eigene Recherche. „Dumm ist nur, wer Dummes tut“, sagte einst Forrest Gump im gleichnamigen Film. Und er hatte recht. Balster hat etwas Dummes getan. Und wenn die Politik jetzt noch einen draufsetzen will, dann schmeißt sie den Top-Manager wegen dieser Dummheit raus. Das wäre dann aber nicht nur dumm, sondern ein nicht wiedergutzumachender Fehler. Am besten wäre es, wenn sich Balster mit den Redaktionen der ostfriesischen Zeitungen hinsetzen und auseinanderklabüstern würde, wo die Zeitungen seiner Meinung nach falsch, fehlerhaft, unvollständig berichtet haben. Möglicherweise hat er ja in einigen Punkten recht. Denn auch Journalisten machen Fehler, und Fehler sollten vermieden werden – im Interesse der Klinikgruppe, im Interesse der Medien, besonders aber im Interesse der Leser, die sich darauf verlassen können müssen, dass die veröffentlichten Nachrichten in einer Zeitung sachlich korrekt sind und jeder Prüfung standhalten.
Alex Maria Siemer
Leer
Widerspruch zu jüdischen Werten
Vorweg: Unfassbar das Vorgehen der Hamas – unfassbar aber auch das Vorgehen der rechten Israelis. Es sollte inzwischen nicht mehr um Kritik an Israel gehen, sondern um konkrete Maßnahmen. Viel zu lange schon wurden die Verbrechen der rechten Regierung in Israel toleriert und von bestimmten Politikern sogar legitimiert. So konnten die Regierung und alle Beteiligten in unerträglichem Ausmaß Gräuel verüben und das Gebiet der Palästinenser in Schutt und Asche bomben. Aus den Äußerungen bestimmter rechter Politiker geht hervor, dass man das auch gerne mit Lust macht. All dies widerspricht eklatant zentralen jüdischen Werten. Und der Westen mit seinen westlichen Werten? Mahnt, fordert auf, damit aufzuhören, liefert aber gleichzeitig Waffen für diese militärischen Einsätze, hütet sich jedoch vor konkreten Maßnahmen wie einem Waffenembargo und spürbaren Sanktionen. Viel entschiedener als in der letzten Zeit angedeutet müsste von Deutschland und international gehandelt werden, um nur einen Rest an Glaubwürdigkeit zu behalten und das unfassbare Leid zumindest einzuschränken. Viele Israelis teilen nicht den Kurs Netanjahus. Auch der Antisemitismus gewinnt durch Netanjahus „Politik“ auf unerträgliche Weise an Zuspruch. Hier wäre es sehr hilfreich, wenn sich der Zentralrat der Juden und weitere Organisationen auch hier in Ostfriesland entschieden auf die Seite der liberalen Israelis stellen und sich eindeutig gegen diesen Krieg aussprechen würden.
Helmut Petersen
Aurich
Greenhorn auf der Weltbühne
Wenn es irgendwo eher darauf ankommt, wie etwas kommuniziert wird, als dass es frisch und frei herausposaunt wird, dann doch in der Diplomatie und hier insbesondere in der Außenpolitik. Diesbezüglich ist der amtierende Außenminister, Herr Wadephul, mit seinen Äußerungen zum außenpolitischen Auftreten Chinas auf dem besten Weg, die seit der berüchtigten „Hunnenrede“ Wilhelms II. unselige Tradition unbedachter Äußerungen deutscher Außenminister/innen fortzusetzen. Zweifellos sollte ein solcher/eine solche Deutschlands Sicht der Welt, seine Werte und seine Kultur im Ausland repräsentieren und bekannt machen. Vor allem aber sollte sie den Interessen Deutschlands und im Weiteren auch der europäischen Nachbarstaaten dienen. Stattdessen tritt Herr Wadephul in seiner Japan-Begeisterung wie ein diplomatisches Greenhorn auf die weltpolitische Bühne und mischt sich in geopolitische Auseinandersetzungen ein, die uns eigentlich wenig angehen. Es bleibt nur zu hoffen, dass Herr Wadephul angesichts der chinesischen Reaktionen lernfähig ist.
Dr. Wolf-Rüdiger Palmer
Emden
Warum noch Plastiksäcke?
Die gescheiterte Konferenz zur Plastikmüll-Reduzierung lenkt den Blick auf die Müllabfuhr des Landkreises Leer, dem wohl einzigen in Deutschland, der die Abfuhr – außer neuerdings bei Papier – in Plastiksäcken durchführt. Dazu eine Rechnung: Eine Abfalltonne mit 240 Litern Inhalt wiegt leer laut Hersteller 11,5 Kilo. Dies entspricht dem Gewicht von 793 gelben Säcken oder 266 grünen Säcken oder 219 schwarzen Säcken. Die hohe Zahl der gelben Säcke beruht auf ihrer geringen Reißfestigkeit. Geht man davon aus, dass jede Woche von jeder Sorte ein Sack pro Haushalt an die Straße gestellt wird, würde man mit den gelben Säcken 15,25 Jahre, mit den grünen 5,1 Jahre und mit den schwarzen 4,25 Jahre auskommen. Damit ist der Plastikverbrauch mit den grünen und schwarzen Säcken rund doppelt so hoch wie bei den Tonnen, die mindestens zehn Jahre halten. Weitere Vorteile der Tonnen sind: Sie lassen sich rollen und sind vor allen Dingen für ältere Menschen einfacher zu handhaben. Sie können im Wechsel mit den Papiertonnen alle vier Wochen geleert werden. Somit benötigt man nur ein Müllfahrzeug pro Woche – statt zwei, wie zurzeit – und kein drittes zusätzlich für die Papiertonne alle vier Wochen. Bei den gelben Tonnen käme hinzu, dass sie nicht wie die Säcke bei leichtem Wind durch die Gegend fliegen und dabei ihren Inhalt verteilen. Manche Kommunen haben Fahrzeuge angeschafft, die die am Straßenrand abgestellten Tonnen automatisch erkennen und selbständig leeren. Somit wird pro Fahrzeug nur ein Fahrer benötigt – statt wie jetzt drei Personen. Eine Umstellung im Kreis Leer kostet sicher erst mal Geld, würde sich aber lohnen und käme vor allen Dingen der Umwelt zugute.
Peter Mertens
Leer
Wer glaubt und wer nicht!
Es ist zu lesen, dass das Ministerium in Hannover plant, die weitere Finanzierung des RGZ in Norden zu übernehmen. Eine Absichtserklärung wird sogar vom Norder Bürgermeister hochgelobt. Planen kann man immer und alles! Absichtserklärungen kann jeder jederzeit unverbindlich vorbringen! Doch am Ende zählt, was wirklich dabei herauskommt und was tatsächlich von wem an weiterer Finanzierung übernommen wird. Bei diesen positiven Aussichten und dem Bescheid dürfte es für die Mitglieder des Auricher Kreistages doch ein Leichtes sein, den Menschen im Altkreis Norden die notwendige, bindende Zusage für den weiteren Betrieb und die Finanzierung des RGZ zu machen. Fragt sich nun, ob sie tatsächlich einer Absichtserklärung des Ministeriums in Hannover Glauben schenken oder sauber einer (Zwischen)-Finanzierung durch den Landkreis zustimmen. Warten wir also ab, wer glaubt und wer nicht!
Angelike Stockinger-Sürth
Hage
Man nehme einen jungen Menschen
Man nehme einen jungen Menschen, der gerade erwachsen geworden ist. Man verspreche ihm Abenteuer, Ruhm und Ehre und den Dank des Vaterlandes. Man kaserniere ihn und reduziere hierdurch drastisch seine Kontakte zu Menschen, die er liebt. Man senke seine ihm angeborene Tötungshemmung, indem man ihn regelmäßig auf menschliche Abbildungen schießen lässt. Man nehme ihm seine Verantwortung für das, was er tut, und schiebe sie auf Vorgesetzte, denen er bedingungslos zu gehorchen lernt. Man schüre seinen Hass auf den Feind, den man als unmenschlich darstellt. Man schicke den so vorbereiteten Menschen mit einer Waffe in eine Situation, in der er gegen den Feind kämpfen muss. Man bezeichne diese Situation auf keinen Fall als Krieg, sondern als Befreiungskampf, Verteidigung, Offensive oder Spezialoperation.
Heinrich Herlyn
Aurich