Ostfriesland

„Ivan“ sorgt für Sturm in Ostfriesland

Sven Schiefelbein
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Von Sven Schiefelbein
| 08.06.2019 08:55 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Sturmtief „Ivan“ ist auf seinem Weg von der Biskaya in Richtung Nordsee über die Deutsche Bucht gezogen und brachte viel Wind nach Ostfriesland. Bäume wurden entwurzelt, manche stürzten auf Häuser. Einer fiel auf ein Auto, in dem eine Frau unterwegs war.

Bei den Aufräumarbeiten kam in Ostfriesland öfter die Motorsäge zum Einsatz. Bild: Feuerwehr
Bei den Aufräumarbeiten kam in Ostfriesland öfter die Motorsäge zum Einsatz. Bild: Feuerwehr
Ostfriesland - Seit Freitagabend ist es ungemütlich in Ostfriesland: Sturmtief „Ivan“ ist in der Nacht von der Biskaya aus über die Deutsche Bucht in Richtung Norwegen gezogen und hat heftige Gewitter und Starkregen gebracht. In der Nacht „hat es Ostfriesland aber nicht stark getroffen“, sagte Christian Paulmann, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD), am frühen Sonnabendmorgen auf Nachfrage.

Heftiger kam es später, dafür sorgten die Ausläufer des Sturmtiefs. Meteorologe Paulmann warnte vor Sturm ab dem frühen Sonnabendmorgen: Auf den Ostfriesischen Inseln und an der Küste sei mit starken Winden zu rechnen, sagte er. Die Böen könnten in Nähe der Schauer Geschwindigkeiten bis zu 95 Kilometer pro Stunde erreichen – das entspricht Windstärke 10. Der Deutsche Wetterdienst hatte deshalb eine amtliche Warnung vor schweren Sturmböen herausgegeben.

Gute Aussichten für Sonntag

Über dem südlichen Ostfriesland verliere der Wind an Kraft, so Paulmann. Es sei mit Windstärke 9 zu rechnen, also mit Böen, die Geschwindigkeiten bis zu 85 Kilometer in der Stunde erreichten. Auch für diese Region gab der DWD eine Wetterwarnung heraus. Gegen Abend sei dann damit zu rechnen, dass sich die Lage entspanne, so Paulmann.

An der Autobahn 31 bei Bunde wurde am Sonnabend viel Sand aufgewirbelt. Bild: Wolters
An der Autobahn 31 bei Bunde wurde am Sonnabend viel Sand aufgewirbelt. Bild: Wolters

Gut stimmt der Ausblick auf Sonntag: Dann steht der schönste Tag an Pfingsten an. Die Temperaturen erreichen rund 20°C, und es ist überwiegend mit Sonnenschein zu rechnen. Von Bestand sei die Wetterlage aber nicht. Denn schon am Montag bilde sich ein Tiefdruckgebiet über Süddeutschland, es „bringt schwülwarme Luft in die Region“, so Paulmann, ebenso wie eine dichte Wolkendecke und Regen.

Mehrere Einsätze in der Region

Solange sich die Wetterlage noch nicht entspannt hat, heißt es für die ostfriesischen Feuerwehren, sich in Alarmbereitschaft zu halten. Wenngleich sich die Zahl der Einsätze bislang in Grenzen hielt.

Dominik Janßen, Sprecher der Kreisfeuerwehr Leer, sprach am Sonnabendnachmittag von 17 Einsätzen infolge des Unwetters seit Freitagabend. In den meisten Fällen waren Bäume entwurzelt worden. Verletzte gibt es keine.

Behinderung im Bahnverkehr

„Ivan“ hatte mittelbare Auswirkungen auf den Bahnverkehr: Ein Baum war auf dem Abschnitt zwischen Augustfehn und Leer auf die Gleise gefallen und blockierte die Züge. Gegen 10.15 Uhr am Sonnabend wurde die Feuerwehr gerufen. „Rund 20 Minuten später konnte die Strecke wieder freigegeben werden“, so ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage. Seinen Angaben zufolge waren drei Regionalzüge betroffen. „Insgesamt waren 38 Minuten Verspätung die Folge“, so der Sprecher.

Größere Einsätze infolge des Wetters gab es auch im Kreis Aurich keine. Laut Manuel Goldenstein, Sprecher der Kreisfeuerwehr Aurich, mussten Feuerwehrleute am späten Freitagabend zweimal ausrücken. Gegen 21 Uhr war in Osteel ein Baum entwurzelt worden. Er kippte laut Sprecher genau zu der Zeit auf die Fahrbahn der Schoonorther Landstraße, als eine 48 Jahre alte Wirdumerin dort mit ihrem VW Tiguan in Richtung Pewsum unterwegs war. Der Baum fiel auf Dach und Frontscheibe des Wagens, beschädigte ihn leicht. Verletzt wurde die Frau nicht.

Beim Abknicken riss ein Baum eine Telefonleitung ab. Bild: Feuerwehr
Beim Abknicken riss ein Baum eine Telefonleitung ab. Bild: Feuerwehr

Etwa zur selben Zeit wurde ein Baum in Mittegroßefehn entwurzelt. Er habe auf der Auricher Landstraße gelegen, so Goldenstein. Am Sonnabend gab zehn weitere Einsätze für die Feuerwehr. Unter anderem wurden die Helfer in den Auricher Stadtteil Tannenhausen gerufen. Dort hatte der Sturm einen Baum umgerissen. Er kippte auf die Straße „Ol Streek“. Im Fallen riss er noch eine Telefonleitung ab. Die Feuerwehr rückte aus und hatte die Straße nach rund einer halben Stunde wieder freigeräumt. Ebenfalls am Vormittag kippte eine rund 15 Meter hohe Linde auf ein Haus in Spetzerfehn.

Eine rund 15 Meter hohe Linde stürzte in Spetzerfehn auf ein Wohnhaus. Bild: Feuerwehr
Eine rund 15 Meter hohe Linde stürzte in Spetzerfehn auf ein Wohnhaus. Bild: Feuerwehr

Die Wetterlage hatte auch Auswirkungen auf eine geplante Umweltaktion am Strand der Insel Norderney. Dort wollten Freiwillige am Sonntagvormittag, am Internationalen Tag der Ozeane, Plastikmüll einsammeln. „Doch bei dem Wind fliegt einem der Müll um die Ohren“, sagte Frauke Gerlach. Sie ist Rangerin der Nationalpark-Verwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. „Die Aktion ist nun auf Montag verschoben worden“, sagte die Rangerin.

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