Frau am Freitag

Das „Moin“ nicht vergessen

Gabi Boschbach
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Von Gabi Boschbach
| 03.04.2020 09:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Shut-down – ein Wort wie ein Schuss. Sensible Naturen weichen unwillkürlich einen Schritt zurück. Kämpfer greifen gleich zum Gewehr. Shutdown – der Begriff für den Stillstand des öffentlichen Lebens in Zeiten von Corona – hat es in sich. Und zwar in vielfacher Hinsicht.

Alleine von seiner Klangqualität her wirkt er ungefähr so wie der vulgäre Befehl: Fresse halten! Nur in Ausnahmesituationen würde der Ostfriese so ein hässliches Wort in den Mund nehmen. Apropos: Dorthin soll in Zeiten von Corona ohnehin nichts anderes mehr gelangen als Nahrung oder Flüssigkeit. Mitunter fast mantelgroße Mundschutztücher versperren den Zugang zu den stimmbildenden Organen. Automatisch wird jeder einsilbig.

Das merkt man vor allen Dingen bei den seltenen Freigängen. Kommen einem Menschen entgegen, weichen sie zurück. Das ist in Ordnung. Abstandsregeln sind einzuhalten. Aber warum die meisten Freigänger so schauen, als fürchteten sie, von einem Kannibalen angefallen zu werden, bleibt für die Frau am Freitag unverständlich. Früher grüßten sich Fremde auch in Ostfriesland auf dem Land mit einem freundlichen „Moin“. In Corona-Zeiten werden die Menschen geizig.

Vielleicht ist das die Folge von Social Distancing. Das ist ein weiterer Begriff, der aus dem Englischen stammt und in diesen Tagen plötzlich aufploppt – und vielfach falsch verwendet wird. Es geht nämlich nicht darum, gesellschaftlichen Abstand zu halten, sondern nur darum, körperliche Nähe zu vermeiden.

Kurzum: Die Frau am Freitag wirbt dafür, in diesen unsicheren Zeiten auf Anglizismen zu verzichten und verständlich zu sprechen. Ob mit oder ohne Mundschutz: nicht nachlassen beim Sprechen –und tapfer bleiben.

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