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Heimaufsicht auch in Ostfriesland unterbesetzt

Martin Alberts und den Agenturen
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Von Martin Alberts und den Agenturen
| 20.08.2020 19:21 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die Heimaufsicht soll kontrollieren, ob in Alten- und Pflegeheimen alles richtig läuft. Doch in vielen Landkreisen und Städten in Niedersachsen gibt es dafür nur wenig Personal. FDP und Grüne sehen großen Nachbesserungsbedarf.

Hannover/Ostfriesland - Die Heimaufsicht kämpft offenbar in Teilen Niedersachsens mit Schwierigkeiten. Sowohl personell als auch bei den Kontrollen in Alten- und Pflegeheimen gehen die Zahlen je nach Region weit auseinander, wie aus einer Antwort des Landessozialministeriums auf eine FDP-Anfrage hervorgeht. Das gilt auch innerhalb Ostfrieslands.

Das Ministerium schreibt, im Durchschnitt sei ein Mitarbeiter einer Heimaufsichtsbehörde für 30 Einrichtungen zuständig, es gebe aber deutliche Unterschiede. Im Landkreis Aurich wurden im Jahr 2019 etwa pro Vollzeitstelle in der Heimaufsicht knapp 53 Einrichtungen kontrolliert, im Kreis Leer waren es 41, im Kreis Wittmund gut 37. Einzig die Stadt Emden liegt in Ostfriesland mit einem Wert von 15 unter dem Landesschnitt. Im Umkreis sind die Zahlen hingegen noch höher: Im Landkreis Emsland entfielen 70 Einrichtungen auf eine Vollzeitstelle, der Kreis Cloppenburg erreicht mit gut 72 sogar den höchsten Wert im Land.

Fachkräfte sind schwierig zu bekommen

Hintergrund der Anfrage waren nach Angaben der FDP Vorfälle in einem Celler Pflegeheim, wo alte Menschen misshandelt worden sein sollen. Zuständig für die Heimaufsicht sind die Landkreise und kreisfreien Städte.

„Die Zahlen machen den Personalmangel deutlich“, sagte Meta Janssen-Kucz, gesundheits- und pflegepolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, unserer Redaktion. In der Heimaufsicht brauche es dringend zusätzliche qualifizierte Fachkräfte. Gerade auch in Ostfriesland sei dies für die Behörden aber schwierig: „Man kann die Stellen ausschreiben, bekommt sie aber nicht besetzt“, sagte Janssen-Kucz.

Ministerium sieht Verantwortung auch bei Bewohnern und Angehörigen

Hubert Meyer, Hauptgeschäftsführer des niedersächsischen Landkreistages, betonte: „Der Umfrage zur Personalsituation in den Heimaufsichten ist mit Vorsicht zu begegnen.“ Es handele sich um eine Momentaufnahme; der Kreis Cloppenburg etwa habe zum 1. April sein Personal aufgestockt, „was wieder ein ganz anderes Bild ergibt“.

Die FDP-Abgeordnete Susanne Schütz fand die enormen Abweichungen bei den Kontrollen der Heimaufsicht „irritierend“: „Wir wünschen uns, dass die Kommunen sich hier zusammensetzen und über Mindeststandards für die Heimaufsicht, aber auch für die Gründe dieser starken Abweichungen unterhalten.“

Vorfälle in Pflegeheimen wie in Celle zeigen laut Janssen-Kucz, dass „einige Landkreise und kreisfreie Städte bei der Kontrolle der Heime überfordert sind“. Die Landesregierung müsse für eine bessere Personalausstattung sorgen. Das Sozialministerium hingegen betont in seiner Antwort auf die FDP-Anfrage, dass bei Vorfällen wie in Celle nicht allein die Kontrolldichte entscheidend sei, sondern auch, dass Bewohner der Einrichtungen oder deren Angehörige Missstände an die Heimaufsicht melden.

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