Berlin (dpa)

Einige Länder halten in Impfzentren an Priorisierung fest

| 05.06.2021 05:52 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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In der neuen Woche fällt die amtlich festgelegte Reihenfolge für Corona-Impfungen weg. In ganz Deutschland? Nein - nicht alle Bundesländer geben die Termine komplett und überall frei.

Trotz der generellen Öffnung der Corona-Impfungen für alle an diesem Montag halten einige Bundesländer in ihren Impfzentren am Vorrang für Risikogruppen fest.

In Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern soll die Priorisierung dort vorerst bestehen bleiben. In Bremen arbeiten die Impfzentren die Vorranglisten zunächst weiter ab. Im Saarland sollen Menschen der bisherigen Priorisierungsgruppen dort nach wie vor vorrangig bei Terminen bedacht werden. In den übrigen Ländern endet auch in den Impfzentren die bisherige Impfreihenfolge.

In den Arztpraxen fällt die Priorisierung bundesweit am Montag weg, wie Bund und Länder vereinbart hatten. Den Ländern ist es dem Beschluss zufolge aber „unbenommen, die Priorisierung im Rahmen der ihnen zugewiesenen Impfstoffdosen aufrechtzuerhalten“.

Hamburg: Fokus auf Vorerkrankte ohne Impfung

In Hamburg bleibt sie im zentralen Impfzentrum weiterhin bestehen. Hintergrund ist laut Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD), dass es noch viele Vorerkrankte gibt, die keine Impfung bekommen haben. In Schleswig-Holstein erklärte das Gesundheitsministerium, in die Entscheidung über ein Ende der Priorisierung in den Impfzentren werde einfließen, wie schnell bisher priorisierte Berechtigte ein Angebot erhalten können - und wie viel Impfstoff wann nachkommt. In Bayerns Impfzentren zieht das Online-Registrierungssystem weiterhin Bürger aus Risikogruppen vor, wie das Gesundheitsministerium erklärte.

Die feste Reihenfolge war mit Beginn der Corona-Impfungen eingeführt worden, um wegen des noch knappen Impfstoffes einen Vorrang für besonders gefährdete Menschen zu sichern. Dazu gehörten in drei Gruppen Menschen ab 80 Jahre, dann ab 70 und ab 60 Jahre sowie mit chronischen Erkrankungen und in bestimmten wichtigen Berufen. Auch wenn sich in Arztpraxen ab Montag jeder um Termine bemühen kann, sollen diese dann erst über den Sommer hinweg eingetaktet werden.

Im Saarland erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums zu den Impfzentren, das Land halte sich natürlich an die Impfverordnung und öffne am Montag für alle. „Aber wenn sich da noch jemand entscheidet, der eigentlich noch priorisiert gewesen wäre, dann fällt er nicht hinten herunter, sondern wird von uns noch priorisiert behandelt.“

In der Stadt Bremen sind die Impfzentren für die nächsten Wochen ausgebucht mit Terminen für Personen aus den priorisierten Gruppen, wie es hieß. Aktuell gebe es keinen weiteren Impfstoff, um außerhalb der Priorisierung zu impfen. Ab Samstag können sich aber alle Bremer in eine Liste eintragen, die im Anschluss an die Prio-Gruppen bedacht wird.

Hessen: Prio-Gruppen müssen schnell sein

Hessen empfahl allen Bürgern der drei Priorisierungsgruppen, sich schnellstmöglich zu melden. Nur wer sich bis einschließlich Sonntag in einem Impfzentren registriert habe, könne mit einer bevorzugten Vergabe der Termine rechnen, teilte das Innenministerium mit. In Niedersachsen erklärte das Gesundheitsministerium, alle Menschen der Prioritätsgruppen 1 bis 3, die schon auf einer Warteliste stehen, hätten ihren Platz weiterhin sicher. Die Impfung der priorisierten Gruppen werde noch einige Wochen in Anspruch nehmen.

In Baden-Württemberg hieß es, da die meisten älteren Bürger geimpft seien, könne man die Priorisierung guten Gewissens überall aufheben. Das solle auch sicherstellen, das Impftempo aufrecht zu erhalten. In Nordrhein-Westfalen endet die Priorisierung auch in den Impfzentren. Impfstoff ist aber so knapp, dass dort laut Gesundheitsministerium mindestens bis Mitte Juni nur Zweitimpfungen möglich sind.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte, dass nur wenige Länder die ethische Priorisierung in den Zentren aufrecht erhalten. „Auf die niedergelassenen Ärzte kann niemand verzichten“, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. „Doch es gibt Millionen Menschen, die keinen festen Hausarzt haben.“

Die Teams der Zentren seien auch bei Corona-Hotspots gefordert. „Massenimpfangebote in Kirchen, Moscheen, Sportanlagen oder Bürgerhäusern wären sonst kurzfristig kaum möglich.“ Auch wenn im Spätherbst oder Winter genug Impfstoffe vorhanden sind, dürfe bei möglichen auffrischenden dritten Impfungen nicht auf das Angebot der Impfzentren verzichtet werden.

© dpa-infocom, dpa:210605-99-869805/4

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