Paris (dpa)

Spekulationen über Renault lösen Streit in Frankreich aus

| 20.05.2020 11:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Die Corona-Krise trifft weltweit Autohersteller mit voller Wucht. In Frankreich bereitet Renault Sorgen. Der Staat ist als Anteilseigner an Bord - und damit in einer besonders heiklen Lage.

Medien-Spekulationen über mögliche Standortschließungen beim Autohersteller Renault haben eine heftige Reaktion der Mitte-Regierung in Frankreich ausgelöst.

„Wir hängen an den Standorten in Frankreich“, sagte Regierungschef Édouard Philippe am Mittwoch im Senat und kündigte eine kompromisslose Haltung an. Frankreich müsse das „weltweite Zentrum für Renault“ bleiben. Der Staat hat bei dem Traditionshersteller viel zu sagen, da er zu 15 Prozent beteiligt ist.

Wie das Enthüllungsblatt „Le Canard Enchaîné“ in seiner neuen Ausgabe berichtete, sind vier Standorte der Herstellers im Heimatland gefährdet, dazu gehöre auf längere Sicht auch die große Fabrik Flins im Pariser Großraum. Der Konzern nahm auf Anfrage zu dem Bericht keine Stellung.

„Das ist undenkbar“, sagte der mächtige Chef der Gewerkschaft CGT, Philippe Martinez, im Sender RTL mit Blick auf die angeblichen Schließungen. Er forderte eine veränderte Strategie für den Hersteller.

Regierungssprecherin Sibeth Ndiaye sagte, die Corona-Krise habe Probleme noch verstärkt: „Die Lage des Automobilsektors in Frankreich und weltweit ist äußerst besorgniserregend.“ Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire werde kommende Woche einen Plan für die Branche vorlegen. Premierminister Philippe sagte, Renault habe noch keinen Sanierungsplan vorgelegt - dieser Plan müsse „offensiv“ sein, forderte er.

Renault ist schon seit längerem in der Krise; die Geschäfte waren in der Coronavirus-Krise zu Jahresbeginn eingebrochen. Die EU-Wettbewerbshüter erlaubten der Regierung bereits, den Hersteller mit einer Garantie für Kredite bis fünf Milliarden Euro zu unterstützen. Die Oppositionspolitikerin und Rechtspopulistin Marine Le Pen kritisierte, diese Milliardenhilfe umfasse keine Verpflichtung, die Beschäftigung im Inland zu sichern.

Renault war 2019 erstmals seit zehn Jahren in die roten Zahlen gerutscht und hatte daraufhin einen Sparkurs angekündigt. Die Kosten sollen um mehr als zwei Milliarden Euro sinken, ein Plan soll nach früheren Angaben noch in diesem Monat präsentiert werden. Interimschefin Clotilde Delbos hatte deutlich gemacht, dass Fabriken in Frankreich und in der ganzen Welt auf dem Prüfstand stehen. Nach dem Skandal um den früheren Konzernchef Carlos Ghosn sucht der Hersteller schon länger nach einem Neuanfang. Ghosn war Ende 2018 wegen Vorwürfen festgenommen worden, er flüchtete dann in den Libanon.

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