Silverstone (dpa)

Hülkenberg-Comeback: „Chance, auf die er gewartet hat“

Thomas Wolfer, dpa
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Von Thomas Wolfer, dpa
| 01.08.2020 05:07 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Schafft es Nico Hülkenberg endlich auf das Podium? Mit Racing Point könnte der Formel-1-Rückkehrer tatsächlich eine Chance haben. In der Qualifikation in Silverstone ist er das erste Mal wieder gefordert.

Auf Umarmungen und nette Plaudereien musste Nico Hülkenberg wegen den Corona-Regeln zwar zunächst verzichten, doch die Freude über seine Rückkehr ins Formel-1-Fahrerlager war groß.

„Das ist genau die Chance, auf die er gewartet hat nach seinem Ende bei Renault. Vielleicht öffnet das für ihn wieder die Tür“, sagte der deutsche Teamchef Andreas Seidl von McLaren dem TV-Sender Sky. Günter Steiner, Teamchef vom US-Rennstall Haas, ergänzte: „Nico sollte ja hier sein, denn er fehlt. Das bringt ein bisschen Abwechslung.“

Der 32-jährige Hülkenberg springt beim Grand Prix von Großbritannien für den mit dem Coronavirus infizierten Mexikaner Sergio Perez ein. In einer Blitz-Aktion wurde er am Donnerstag gefragt, flog sofort nach England und saß am Freitag schon im Auto. Nach dem gelungenen Start geht es am Samstag (15.00 Uhr/Sky und RTL) in der Qualifikation um die Startplätze für das Rennen einen Tag später. „Jetzt hat er die Chance aufs Podium zu kommen. Hoffentlich schafft er es mal“, sagte Steiner und spielte auf eine recht unschöne Statistik an.

Hülkenberg, der die Erfahrung von 177 Rennen mitbringt, hält den unrühmlichen Rekord für die meisten Formel-1-Starts, ohne es auf das Podium geschafft zu haben. „Er ist ein Top-Fahrer, um ein starkes Rennen zu fahren“, sagte Seidl und machte deutlich, was Hülkenberg gerade leisten muss: „Es ist verdammt schwer, hier reinzuspringen und sofort auf dem Niveau zu sein wie sein Teamkollege.“

Eben jener Lance Stroll fuhr im zweiten Auto von Racing Point etwas überraschend die beste Trainingszeit und machte deutlich, was auf dem Kurs in Mittelengland möglich sein kann. Dank Mercedes-Motor ist der Wagen leistungsstark und kann das Tempo mitbestimmen. Ein Fakt, der in Hülkenbergs Karriere nicht immer galt. Auch von 2017 bis 2019 musste er im Renault zu oft hinterherfahren, ehe er im Vorjahr keinen neuen Vertrag mehr bekommen hatte. Zuvor fuhr er schon vier Jahre lang für Racing Points Vorgänger-Rennstall Force India.

„Wir haben jemanden gesucht, der für uns Punkte holen kann und wir kamen zum Schluss, dass Nico die beste Wahl dafür ist“, sagte Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer. Für Hülkenberg, Sieger des 24-Stunden-Rennens von Le Mans 2015, sprach vor allem seine große Erfahrung und die gute Kenntnis des Teams aus Silverstone. Er sprach von „speziellen 24 Stunden“. Nur 45 Minuten hatte er im Simulator am Freitagmorgen, bis es ins echte Auto ging. Mit geliehenem Helm und geliehenem Rennanzug. Einen „Sprung ins kalte Wasser“ nannte er das. Aber: „Ich habe das Potenzial des Autos schon erkennen können.“

In der Qualifikation will er nun „alles aus dem Auto herausholen“. Auf dem Highspeedkurs sind Lewis Hamilton und Valtteri Bottas im Mercedes zwar die großen Favoriten, doch Racing Point könnte wieder für eine Überraschung sorgen. „Ich hoffe für ihn, dass es mit dem Podium klappt“, sagte der Österreicher Steiner.

© dpa-infocom, dpa:200731-99-01224/3

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