Hamburg (dpa)

Spahn und Lauterbach uneins über DFL-Rückkehrkonzept

| 06.08.2020 16:29 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die Fußball-Fans sollen wieder in die Bundesliga-Stadien. Die DFL hat ein Konzept vorgelegt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sind sich bei der Einschätzung der Pläne aber nicht einig.

Das Konzept zur Teilzulassung von Zuschauern bei Spielen der Fußball-Bundesliga wird von den beiden führenden Gesundheitsexperten der Regierungsparteien unterschiedlich bewertet.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßte die Pläne der Deutschen Fußball Liga (DFL), pocht aber auf passgenaue Corona-Schutzlösungen für jedes Stadion. Dagegen kritisierte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach das Konzept. Der Vorstoß der DFL sei „überhaupt nicht angemessen“, sagte der Politiker und Epidemiologe in der Sendung „Maischberger - Die Woche“. Das Konzept sei nicht sicher, weil niemand eine sichere An- und Abreise der Fans garantieren könne.

Die DFL-Mitgliederversammlung hatte am Vortag mehrheitlich - aber nicht einstimmig - für den Fall der Fan-Rückkehr ein Alkoholverbot sowie die Streichung der Stehplätze bis zum 31. Oktober beschlossen. Bis zum Jahresende sollen zudem keine Gästetickets verteilt werden und Maßnahmen getroffen werden, die eine Nachverfolgung von Infektionsketten möglich macht.

Die Gesundheitsminister der Länder wollen am 10. August weiter über die geplanten DFL-Maßnahmen beraten, Entscheidungen sind eher nicht zu erwarten. In der Bundesliga und 2. Liga soll am dritten September-Wochenende wieder gespielt werden, im DFB-Pokal bereits vom 11. bis zum 13. September.

Dass dann schon wieder Zuschauer zugelassen sind, scheint derzeit noch fraglich. „Wir erwarten nichts, wir fordern nichts“, hatte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert gesagt. „Priorität in Deutschland haben nicht volle Stadien, sondern die gesundheitliche Situation.“

Das Konzept zu Abstandsregeln und der An- und Abreise sei „ein sehr gutes“, meinte Spahn am Donnerstag in Berlin. Es komme aber auf die „gelebte Realität“ an und dass Konzepte mit örtlichen Behörden auf das jeweilige Stadion angepasst werden: „Entscheidend ist auf dem Platz.“ Beispielsweise mache es einen Unterschied bei der An- und Abreise, ob 5000 oder 30.000 Menschen im großen Dortmunder Stadion sitzen.

Spahn machte zugleich deutlich, dass in solche Konzepte nun nicht „zigtausende Tests“ einfließen könnten, um Zuschauer in Stadien zu ermöglichen. „Im Moment ist nicht die Zeit dafür.“ Kapazitäten würden vor allem gebraucht, um Personal im Gesundheitswesen, Menschen bei größeren Corona-Ausbrüchen oder Reiserückkehrer zu testen.

Lauterbach mahnte indes, dass sich Deutschland am Anfang einer zweiten Welle befinde. „Die Kinder müssen mit Masken unterrichtet werden, und da macht man sich Gedanken, vor 25 000 Leuten Fußball zu spielen“, erklärte er. Es gebe keinen Anlass, zusätzliche Fälle durch Fußballfans zu riskieren, schrieb er vor der Sendung am Mittwochabend auf Twitter. „Wir können uns nur begrenzt Hotspots leisten.“

© dpa-infocom, dpa:200806-99-68800/3

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