70 Jahre OZ

Als zwei Rivalen zum SV Großefehn verschmolzen

Georg Lilienthal
|
Von Georg Lilienthal
| 09.10.2020 00:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Als vor 70 Jahren erstmals die OZ erschien, gab es noch Sportvereine, die heute keiner mehr kennt. Der TuS Mittegroßefehn und Eintracht Großefehn gehören dazu. Hermann Aden hat einst für beide Teams Fußball gespielt.

Großefehn - Als vor 70 Jahren die ersten Exemplare der Ostfriesen-Zeitung gedruckt wurden, existierten in der Region noch Sportvereine, von denen heute kein Mensch mehr spricht. Zwei dieser vergessenen Klubs, deren Ergebnisse auch in der damals neuen OZ auftauchten, sind der TuS Mittegroßefehn und der SV Eintracht Großefehn. Einer, der für beide Klubs die Schuhe schnürte, ist Hermann Aden. Der 91-Jährige hatte auch erheblichen Anteil daran, dass aus den rivalisierenden Nachbarklubs 1959 Freunde wurden und sie zum SV Großefehn verschmolzen.

Beim 30-jährige Bestehen des TuS Mittegroßefehn trug Hermann Aden (links) 1951 die Vereinsfahne.
Beim 30-jährige Bestehen des TuS Mittegroßefehn trug Hermann Aden (links) 1951 die Vereinsfahne.
Bis dahin hatte sich Aden als Jugendwart um den Nachwuchs des TuS Mittegroßefehn gekümmert. Diese Aufgabe führte er beim neuen Verein noch 30 Jahre weiter. Das hielt ihn nicht von anderen Vereinstätigkeiten ab. „1959 habe ich eine Fußball-Trainerlizenz gemacht.“

Aden kommt auf 150 Jahre Ehrenamt

Danach sorgte Hermann Aden am Seitenrand für den Aufschwung beim SV Großefehn und für die Harmonie zwischen den Kickern aus Ost (Eintracht Großefehn) und West (Mittegroßefehn). „Wir sind in die Bezirksliga aufgestiegen, abgestiegen und wieder aufgestiegen“, erinnert er sich an die wechselhaften Anfangsjahre.

Hermann Aden
Hermann Aden
Hermann Aden unterstützte den Verein in den folgenden Jahrzehnten auf vielfältige Art und kommt in seinem Leben auf unfassbare rund 150 Jahre Ehrenamt. Über viele Jahre übernahm er zwei oder drei Posten gleichzeitig: Jugendleiter, Abteilungsleiter, 2. Vorsitzender, Schriftführer, Pressewart, Leiter der Altherrengymnastik und Helfer als Platzkassierer lauteten seine Aufgaben.

Sportplatz wurde zum Kartoffelfeld

Seit 74 Jahren ist er im Verein. Direkt nach dem Krieg schloss er sich 1946 dem TuS Mittegroßefehn an. Der Sportplatz wurde damals zweckentfremdet. „Es herrschte Hunger. Da wurden damals Kartoffeln angepflanzt“, erzählt der Senior.

Gesine Aden
Gesine Aden
So besaß der Klub, der ohnehin eher dem Turnsport und dem Handball zugeneigt war, weder einen Sportplatz noch eine Fußballmannschaft – aber dafür ab 1946 ein besonders engagiertes Mitglied. „Man hat mich schnell zum Jugendwart gemacht.“ Weil Hermann Aden auch gerne dem Lederball nachjagte , ging er kurzzeitig „fremd“ und trug das Trikot von Eintracht Großefehn. Der TuS und die Eintracht waren erbitterte Rivalen. „Als die Mannschaften später aufeinandertrafen, ging es laut Aden „ordentlich zur Sache“. Da trug Aden natürlich längst das TuS-Trikot und sortierte als Libero die Abwehrreihe von Mittegroßefehn.

Fusion auf dem Fehn 1959

1959 wurde dann nicht nur die Hochzeit der beiden Fehntjer Vereine besiegelt, sondern auch die Ehe von Hermann Aden mit seiner Gesine. Seine Gattin war eine engagierte Turnerin beim TuS Mittegroßefehn. Gegen männliche Widerstände setzte sie sich durch und sorgte sie dafür, dass im SV Großefehn auch die Turnsparte ihren Platz fand. Das vierfache gekippte „F“ für den Turner-Leitspruch „frisch, fromm, fröhlich, frei“ mitten im Vereinslogo hat einst Gesine Aden persönlich entworfen.

Johann Buß
Johann Buß
„Der SV Großefehn hat Hermann und Gesine Aden eine Menge zu verdanken“, sagt Johann Buß. Der 78-jährige frühere Fußballer engagiert sich heute noch beim SVG und ist ein langjähriger Weggefährte von „Onkel Herrmann“ wie Buß den Senior liebevoll nennt – erst beim TuS Mittegroßefehn und später beim SV Großefehn. „Onkel Hermann wurde im Verein immer von allen sehr geachtet.“

Seine Frau Gesine Aden ist heute noch bei der Damengymnastik aktiv, Johann Buß verpasst kein Fehntjer Heimspiel. Nur Hermann Aden besucht den Sportplatz nicht mehr. Das Laufen will nicht mehr so recht. „Nach den Heimspielen rufe ich Hermann an und berichte ihm“, sagt Johann Buß. Und jeden Montag liest der 91-Jährige natürlich die Fußball-Artikel in der Ostfriesen-Zeitung. Das Sportlerherz schlägt bei Hermann Aden nämlich immer noch heftig – fast so wie vor 74 Jahren.

Ähnliche Artikel