70 Jahre OZ

Die OZ zum Frühstück – auch im Himalaya-Urlaub

Andreas Ellinger
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Von Andreas Ellinger
| 09.10.2020 00:00 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 10 Minuten
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Die OZ spricht mit einem Leser, der an der gedruckten Zeitung festhält, und mit einem, der zum Tablet gegriffen hat. Der eine braucht das Knistern am Frühstückstisch – und der andere liest schon am Vorabend gern.

Ostfriesland - Joachim Beckmann (80 Jahre) und Wolfgang Gerlach (74) aus Leer lesen die Ostfriesen-Zeitung (OZ) seit Jahrzehnten. Während Beckmann nach wie vor die gedruckte Zeitung abonniert hat, ist Gerlach inzwischen auf das E-Paper umgestiegen – also die digitale Version, die wie die Papier-Ausgabe gestaltet ist. In der Redaktion haben sie über ihren persönlichen Umgang mit der OZ berichtet.

OZ: Die Ostfriesen-Zeitung wird 70 Jahre alt, Sie beide sind sogar noch etwas älter – seit wann begleitet Sie die OZ?

Joachim Beckmann: Also ich denke mal, dass ich seit etwa 50 Jahren Abonnent bin.

OZ: Wurde die OZ schon in Ihrem Elternhaus gelesen?

Beckmann: Ja, meine Eltern hatten auch die OZ.

OZ: Das heißt, Sie kennen die OZ schon von Anfang an?

Beckmann: Ja, so ungefähr müsste das hinkommen.

Wolfgang Gerlach: Bei mir ist es genauso. Ich bin durchs Elternhaus geprägt. Meine Eltern waren Abonnenten der OZ und seitdem ich – na, ich will nicht sagen lesen kann, – aber kurz danach hab ich die Zeitung gelesen.

OZ: Sie sind ja vor einiger Zeit auf ein E-Paper-Abo gewechselt – wie kam es dazu?

Gerlach: Das ist dadurch gekommen, dass meine Frau und ich sehr viel in Urlaub gefahren sind. Auch im Urlaub wollten wir verfolgen, was in unserer Heimatstadt so passiert. Und da haben wir dann gesagt: Wir stellen um.

OZ: Ist Ihnen der Wechsel schwergefallen?

Gerlach: Nein, wir hatten zunächst beides – das E-Paper und die Papier-Ausgabe. Irgendwann haben wir festgestellt: Wir haben uns jetzt so daran gewöhnt, digital zu lesen, dass wir die Papierform gar nicht mehr benötigen. Seitdem lesen wir nur noch das E-Paper.

OZ: Wie lange ist das her?

Gerlach: Das wird so zwei, drei Jahre her sein, in etwa.

OZ: Hat das E-Paper-Abo etwas an Ihren Lesegewohnheiten geändert – lesen Sie beispielsweise zu anderen Zeiten, länger oder kürzer?

Gerlach: Die Grundgewohnheit, morgens die Zeitung zu lesen, ist geblieben. Es kommt aber vor, dass man über den Tag noch mal eben schnell das Notebook nimmt, um was nachzugucken. Bei der Papierform war es mir immer lästig, dann zu suchen, wo man die Zeitung hingelegt hatte – beziehungsweise man hat sie auch relativ schnell entsorgt. Das E-Paper ist hingegen gespeichert, so dass man über einen längeren Zeitraum die Möglichkeit hat, nochmal nachzuschauen oder sich etwas intensiver anzuschauen.

OZ: Herr Beckmann, Sie sind bei der gedruckten OZ geblieben – warum hängen Sie am Papier?

Beckmann: Ich brauch das Knistern morgens beim Frühstück. (lacht) Aber ich habe auch schon den Versuch gemacht . . . Immer, wenn ich im Urlaub war, hab‘ ich mir das digitale Abo gegönnt. Und das ist schon eigenartig, wenn Sie da in Nepal irgendwo im Himalaya sitzen und dann die OZ morgens lesen können. Zumindest mal die Überschriften. Ich hatte nämlich kein Tablet mitgenommen, sondern nur das Smartphone – und dann ist es natürlich ein bisschen klein. Oder letztes Jahr war ich in der Serengeti. Da sagte ich zu einem Bekannten: „Ich muss eben gucken, was in Leer passiert ist.“

OZ: Könnten Sie sich vorstellen, irgendwann generell auf das E-Paper zu wechseln?

Beckmann: Ich denke, ich werde auch zunächst mal das digitale Abo zusätzlich nehmen, um zu sehen, ob mir das gefällt. Man kann ja jetzt auch schon abends die neuesten Sachen lesen …

Gerlach: … ja, das ist natürlich auch der Vorteil des digitalen Abos, dass man abends schon mal reingucken kann. Ich glaube 85 Prozent ist schon abends zu lesen. So dass man schon relativ früh über das aktuelle Geschehen informiert ist.

OZ: Ja, dieses E-Paper am Abend ist ja ein ganz neues Angebot. Das heißt, Sie nutzen das schon regelmäßig?

Gerlach: Ja. Wenn man abends noch etwas Muße hat, dann kann man schauen, was gibt’s denn Neues?

OZ: Aber Sie haben deshalb nicht angefangen, abends zu frühstücken?

Gerlach: (lacht) Nein, die Gewohnheiten sind gleich geblieben, das hat keinen Einfluss darauf gehabt.

OZ: Auf welchem Gerät lesen Sie eigentlich die digitale OZ?

Gerlach: Auf dem Tablet.

OZ: Und im Urlaub dann auch auf dem Smartphone?

Gerlach: Nein. Bei uns im Reisegepäck ist immer das Tablet drin. Das ist mit eine der ersten Sachen, die ich in den Koffer packe – damit wir das ja nicht vergessen.

OZ: Hat sich durch das E-Paper etwas daran geändert, wie lange Sie die Zeitung lesen?

Gerlach: Ja, das ist etwas länger geworden.

OZ: Wenn wir gerade beim Thema Veränderung sind: Die OZ hat sich ja zum Jahreswechsel neu aufgestellt. Es gibt jetzt eine Ausgabe für ganz Ostfriesland. Als Zeitungsleser sind Sie ja, salopp formuliert, ein bisschen Gewohnheitstier – wie geht es Ihnen, Herr Beckmann, mit dieser Veränderung?

Beckmann: Mir hat das nichts ausgemacht. Ich interessiere mich zwar nicht so sehr für Emden oder Aurich – da guck ich mal … Aber mich stört es auch nicht, dass die Seiten da jetzt mit drin sind.

OZ: Zudem hat sich die Berichterstattung verändert. Es wird nicht mehr über einzelne Termine berichtet, sondern themenorientiert – es werden also Themen möglichst ganzheitlich betrachtet. Fehlt Ihnen dadurch etwas oder sind Ihnen die ausführlicheren Darstellungen lieber?

Beckmann: Ich würde sagen, es ist nicht nachteilig – eher empfinde ich das als positiv. Was mir allerdings gefehlt hat, ist hinten Hägar, der Wikinger. (lacht) Aber das hat ja jetzt nichts mit dieser Umstellung zu tun, sondern damit, dass die OZ sich von der NWZ in Oldenburg getrennt hat und jetzt mit der NOZ in Osnabrück verbandelt ist. Außerdem ist mein Lieblings-Karikaturist Horst Haitzinger in den Ruhestand gegangen. Der war schwer zu ersetzen, das war wirklich ein guter Mann. Aber ich muss sagen, die Nachfolger gefallen mir ganz gut – also ihre Karikaturen, die immer auf der zweiten Seite stehen.

OZ: Wie haben Sie, Herr Gerlach, als E-Paper-Abonnent die Veränderungen bei der OZ erlebt?

Gerlach: Keine Probleme, keine Schwierigkeiten. Ich habe auch anerkannt, dass die Ostfriesen-Zeitung gesagt hat, „wir sind für ganz Ostfriesland zuständig“ – und von daher auch entsprechend Veränderungen vorgenommen hat. Was mir persönlich allerdings ein bisschen zu kurz kommt, ist die Lokalberichterstattung über Leer. Das ist das, was mich auch in erster Linie interessiert. Und da meine ich, dass Leer im Gegensatz zu Wittmund oder Emden ein bisschen zu kurz kommt.

OZ: Wie wählen Sie im E-Paper aus, was Sie lesen oder was Sie zuerst lesen – sind es gerade die Lokalseiten von Leer oder bestimmte Themen?

Gerlach: Wenn ich ins digitale Blatt schaue, ist es genauso wie in der gedruckten Zeitung: Ich fange vorne auf der ersten Seite an und lese dann die Zeitung bis hinten durch. Ich muss allerdings sagen, dass vieles, was auf den ersten zwei Seiten steht, aufgrund der Fernsehberichterstattung schon bekannt ist. Und wenn man sich abends die eine oder andere Talkshow ansieht, dann sind natürlich auch Hintergründe schon vorab da, so dass man diesen Teil der OZ nicht mehr so intensiv liest.

OZ: Wie verhält sich das bei Ihnen als Leser der gedruckten Ausgabe, Herr Beckmann?

Beckmann: Ich mache das genauso. Ich lese von der ersten Seite bis zur letzten. Also ich lese nicht alles – aber ich blättere so durch. Es ist folglich nicht so, dass ich erst gucke, wer ist gestorben. Oder den Sport – der interessiert mich sowieso nicht.

Gerlach: Also ich finde den Lokalsport gut. Nicht unbedingt am Montag, wenn eigentlich Sport-Tag in der OZ ist – aber am Dienstag und an den darauffolgenden Tagen. Da wird sehr intensiv über die sportlichen Aktivitäten in Ostfriesland und im Leeraner Raum berichtet. Das interessiert mich sehr stark, muss ich sagen. Ich lese das immer, weil ich früher auch sportlich aktiv gewesen bin, Fußball gespielt habe. Insofern hängt da noch das Herz dran. Deshalb verfolge ich das Fußball-Geschehen bis in die unteren Klassen.

Beckmann: Also wenn ich beim Sport ankomme, bin ich immer ganz erfreut. Die Seiten kann ich überschlagen, weil mich das absolut nicht interessiert. Aber vorne schon, die ersten beiden Seiten: Da lese ich auch die ganzen Artikel – im Gegensatz zu Dir, Wolfgang. Auch manchmal die Kommentare auf der zweiten Seite. Die Klatsch-Spalten auf der Panorama-Seite ebenfalls. Und dann natürlich Ostfriesland und das Lokale hier in Leer. Und wenn mal was über Urlaubsreisen drin ist und mich interessiert das, dann lese ich das auch. Und dann bin ich fertig. (lacht)

OZ: Wie lange lesen Sie pro Tag die Zeitung?

Beckmann: Ich würde mal sagen, mindestens eine halbe Stunde bis zu einer dreiviertel Stunde.

Gerlach: Bei mir ist es meistens so eine Stunde. Denn am Frühstückstisch sitzt ja auch meine Frau und wir tauschen uns während des Lesens über das Eine oder Andere aus. Insbesondere, wenn es um die Kommentare auf der Seite 2 geht, wo wir doch manchmal sehr intensiv noch nachdiskutieren.

OZ: Haben Sie zwei Tablets, so dass Sie und Ihre Frau die OZ gleichzeitig lesen können?

Gerlach: Ja, genau.

OZ: Ist das ein Vorteil des E-Paper-Abos, dass Sie sich nicht mehr absprechen müssen, wer zuerst welchen Teil der Zeitung liest?

Gerlach: Auf jeden Fall. Wir haben die Zeitung früher zwar nicht durchgerissen (lacht), aber wir haben sie aufgeteilt. Und es gab schon manchmal das eine oder andere Problem: Wer fängt auf den ersten Seiten an und wer muss in der Mitte anfangen? Also von daher ist das jetzt natürlich etwas angenehmer.

OZ: Weil Sie gerade den Frühstückstisch erwähnt haben: Die großformatige Zeitung aus Papier haben Sie ja nicht mehr – hat sich das auf das Frühstück ausgewirkt, haben Sie jetzt mehr Marmelade auf dem Tisch stehen?

Gerlach: (lacht) Also der Frühstückstisch ist deshalb nicht üppiger bestückt, sondern eher übersichtlicher geworden.

OZ: Gibt es, wenn Sie auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblicken, einen Bericht oder ein paar Berichte, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Gerlach: In Erinnerung geblieben ist mir die Schneekatastrophe in Leer, wo intensiv darüber berichtet worden ist.

OZ: Wann ist das gewesen?

Gerlach: Das war in den 70er-Jahren, wo Leer wirklich zu war.

Beckmann: Ja!

Gerlach: Wo die Bundeswehr mit Panzern räumen musste. Das ist mir noch sehr intensiv in Erinnerung geblieben.

Beckmann: Ich glaube, an dem Tag gab’s auch keine OZ. Die konnte einfach nicht verteilt werden.

Gerlach: Das war 1979. Ich weiß es noch, weil meine älteste Tochter in dem Jahr geboren ist. Und wir hatten auch beruflich damit zu tun.

OZ: Sie haben ja beide im Rathaus gearbeitet – waren Sie im Bauhof-Bereich tätig oder wieso hat Sie die Schneekatastrophe tangiert?

Gerlach: Na, die ganze Verwaltung war eingespannt. Es wurden ja auch Krisenstäbe gebildet …

OZ: … also ähnlich wie in der Corona-Krise – Krisenstäbe gibt es ja zur Zeit auch.

Gerlach: Ja, so isses.

Beckmann: Aber damals war ein Ende abzusehen.

OZ: Nutzen Sie – um etwa in Corona-Zeiten die neuesten Nachrichten zu lesen – auch die Internetseite der OZ?

Beckmann: Ich gucke jeden Tag auf die Internetseite, aber bin dann immer enttäuscht, wenn nur die ersten drei Zeilen des Artikels zu sehen sind und der Rest verschwimmt – dann muss man auf die Zeitung am nächsten Tag warten. Doch manchmal gibt es Eilmeldungen oder Berichte über schwere Unfälle, die ohne entsprechendes Abo gelesen werden können. Aber sonst verlasse ich mich eben auf die gedruckte Ausgabe.

OZ: Vielen Dank für das Gespräch!

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