70 Jahre OZ

Mit Petzi, Pelle und Pingo startete das Leserleben

Vera Vogt
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Von Vera Vogt
| 09.10.2020 00:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Jakob Janshen aus Oldersum gehört zu den OZ-Lesern der ersten Stunde. Er lernte die Zeitung über kleine Comic-Streifen kennen. Noch heute gehört die OZ für ihrn zum Start in den Tag.

Oldersum - Auch wenn es rund 70 Jahre her ist, erinnert Jakob Janshen sich noch gut an die Anfänge seiner Leser-Geschichte. Wobei die ersten Kontakte mit der OZ kindgerechterweise nicht so viel mit Text zu tun hatten. „Ich war noch ein kleiner Junge, vielleicht gerade neun, da hat meine Oma mir die Comic-Streifen von Petzi, Pelle, Pingo und dem Seebär aus der OZ ausgeschnitten“, sagt der Oldersumer. Seine Großmutter Fokel Uphoff habe dabei einen breiten Streifen an der Seite der Comic-Strips drangelassen, damit sie die Ausschnitte zusammenheften konnte.

Jakob Janshen und seine Frau Hanna diskutieren über Inhalte.
Jakob Janshen und seine Frau Hanna diskutieren über Inhalte.
„Irgendwann hatte ich richtige kleine Bücher zusammen. Die habe ich aber leider nicht mehr“, sagt Janshen. Nun hatte sich mit der Zeit allerdings auch Janshens Interesse vom Comic-Bär, Pelikan, Pinguin und Co. zum Sportteil verlagert. Als Janshen mit seiner Ehefrau Hanna in Oldersum zusammenzog, hatte seine Tante, die im Obergeschoss lebte, die OZ abonniert. „Da bekam ich die Zeitung meist erst nachmittags oder abends nach der Arbeit zu sehen. Besonders interessierten mich die Nachrichten vom FC Oldersum und TV Oldersum“, sagt Janshen.

Morgens gehört die OZ dazu

Heute ist es für das Paar unvorstellbar, erst abends den ersten Blick in die Zeitung zu werfen. „Ein Morgen ist kein Morgen ohne Zeitung“, sagt Hanna Janshen. Es gebe ein festes Ritual: „Noch vor dem Aufstehen hören wir die Sieben-Uhr-Nachrichten“, sagt die 72-Jährige. Wer dann zuerst runtergehe, müsse die OZ reinholen, der andere bereite den Frühstückstisch vor. „Die Seiten reichen wir hin und her und lesen gemeinsam“, sagt die Oldersumerin. Gezankt werde dabei nicht, fügt sie lachend hinzu und stupst ihren Mann an. Er fange mit dem Sport an, „und ich lasse ihm da gerne den Vortritt, das interessiert mich nämlich nicht wirklich“. Lange Artikel liest Hanna ihrem Mann vor, sagt Jakob Janshen, seine Augen seien nicht mehr die besten. Ungelesen bleibe so eigentlich nichts. „Gerade dass man jetzt auch mal gewahr wird, was in Aurich und Emden und Norden los ist, und besonders auch auf den Inseln, ist super“, meint der 78-Jährige. Sowas könne man im Fernsehen nicht erfahren. Außerdem mögen die beiden es, dass sie das ein oder andere Mal die Nase in Sachen Infos vorne haben. „Wir können dann sagen: ,Hest du dat all hört?‘“, sagt Hanna Janshen.

Papier zum Ausschneiden wichtig

Die OZ gehört zum Frühstück dazu.
Die OZ gehört zum Frühstück dazu.
Generell sei man dem papierlosen Lesen im Haushalt Janshen nicht abgeneigt. „Aber dann kann nur einer das Tablet haben. Ich liebe zwar mein E-Book, aber aus der Zeitung kann man etwas ausschneiden.“ Wie Oma Fokel damals nimmt auch Hanna immer mal die Schere in die Hand. „Jakob sagt immer: ‚Snie dat man ehm för mi ut.‘“ Weil die beiden in vielen Vereinen tätig sind und Theater spielen, gebe es nicht selten etwas in der OZ, was das Schnippeln nötig macht. „Wir könnten damit bestimmt tapezieren“, sagen die beiden. Kennengelernt haben sich die beiden auch über einen Verein. Der Heimatverein veranstaltete 1965 ein Kohlessen im Preußischen Adler. Jakob Janshen, der lange in einer Band spielte, lieh dafür den Verstärker aus. „Abends um halb neun wollte ich nach der Technik schauen, nicht, dass was kaputtgeht und wir beim nächsten Auftritt in die Röhre gucken.“ Ihm fiel eine junge Dame ins Auge. „Kurz vor Mitternacht brachte ich sie nach Hause. Und die sagte mir doch wirklich nicht, dass sie Geburtstag hatte“, sagt Janshen lachend. So lernten die beiden sich kennen. „In kurzer Kurzfassung“, sagt Hanna Janshen.

So erschien „Petzi, Pelle und Pingo“ 1957 täglich in der Ostfriesen-Zeitung. Bild: Nording
So erschien „Petzi, Pelle und Pingo“ 1957 täglich in der Ostfriesen-Zeitung. Bild: Nording
Zuerst wohnten sie in Petkum bei Hannas Schwester. „Auch da gab es immer eine Zeitung. Ohne geht es nicht“, sagt die 72-Jährige.

So sähen es auch ihre Kinder, allerdings läsen sie nicht alle die OZ. „Unsere mittlere Tochter lebt in Schortens und liest die Wilhelmshavener Zeitung. Unser ältester Sohn lebt in Oberbayern und bekommt das Oberbayrische Volksblatt. In das gucken wir auch immer gerne, wenn wir ihn besuchen.“ Die jüngste Tochter, die gegenüber wohne, bekomme die Ostfriesen-Zeitung. „Das haben wir ihnen wohl vererbt. In unserem Haus gab es das immer. Und so wird es auch bleiben“, sagen die beiden. „Abbestellen werden wir die OZ nicht. Ohne sie ist das nichts mit dem Frühstück.“

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