Brandschutz

Grundschule Jennelt: Gesperrte Räume wurden genutzt

| | 06.09.2021 17:32 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Die Grundschule Jennelt ist wohl die meistdiskutierte Schule in der Krummhörn. Und immer wieder gibt es Anlass für die Berichterstattung. Foto: Wagenaar
Die Grundschule Jennelt ist wohl die meistdiskutierte Schule in der Krummhörn. Und immer wieder gibt es Anlass für die Berichterstattung. Foto: Wagenaar
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Fast zwei Jahre lang nutzte die Grundschule Jennelt Räume, die eigentlich nicht hätten genutzt werden dürfen – und die Räume wurden stärker genutzt als zuerst bekannt.

Jennelt - Fast zwei Jahre lang hat die Grundschule Jennelt Räume genutzt, die sie eigentlich nicht mehr hätte nutzen sollen. Wie jüngst bekannt wurde, gab es im Dezember 2019 eine Begehung durch Gemeinde und Landkreis Aurich, bei der ein fehlender zweiter Fluchtweg im Obergeschoss kritisiert wurde. So viel ist klar, danach geht aber das „hätte“ und „müsste“ und das „Ich kann das nicht mehr nachvollziehen“ los.

Was und warum

Darum geht es: Fast zwei Jahre lang nutzte die Grundschule Jennelt Räume, die nicht brandsicher sind – und das deutlich stärker, als ursprünglich bekannt.

Vor allem interessant für: Diejenigen, die Kinder an der Grundschule Jennelt haben; diejenigen, die sich für die Schullandschaft in der Krummhörn interessieren.

Deshalb berichten wir: Es blieben noch Fragen offen, wir haben erneut nachgefragt.

Den Autor erreichen Sie unter: c.hock@zgo.de

Letztgenannter Satz stammt von Krummhörns Bürgermeister Frank Baumann (SPD). Was genau wer vor fast zwei Jahren gesagt habe und wer hätte was erledigen sollen, das könne er nicht mehr nachvollziehen. „Aber ich übernehme die Verantwortung“, betont er auf Nachfrage unserer Zeitung. Fest steht: Irgendjemand hat die Schulleitung nicht über den Entschluss informiert, dass einige Räume im Obergeschoss der Schule nicht mehr genutzt werden sollen. Nur durch Zufall erfuhr die Schulleitung im Juli dieses Jahres davon und musste dann selbst nachforschen. Entgegen der ersten Auskunft der Gemeinde handelt es sich bei den Räumen aber mitnichten um eine Bibliothek oder einen Leseraum. Viel mehr wurden die betroffenen Räume regelmäßig von einer größeren Anzahl Schülerinnen und Schüler genutzt.

Räume wurden regelmäßig genutzt

Das zeigt eine Nachfrage bei Jutta Lerche-Schaudinn, der Schulleiterin der Grundschule Jennelt. Konkret gehe es um drei zusammenhängende Räume im Obergeschoss. „In diesen Räumlichkeiten hat dreimal in der Woche die Leseförderung der Leseinsel stattgefunden und der Förderunterricht unser inklusiv beschulten Schüler*innen. Zudem hat in der Zeit des Wechselunterrichts auch täglich die Notfallbetreuung stattgefunden für die Schüler*innen, die nicht am Präsenzunterricht teilgenommen haben“, so Lerche-Schaudinn. Bei der Leseinsel, für die jetzt ein Ausweichraum gefunden werden müsse, würden regelmäßig mehr als 15 Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Es handele sich auch nicht um den Bereich, der mit einem Treppenlift für eine Schülerin zugänglich gemacht werden musste, so Lerche-Schaudinn.

Dafür, dass in Verwaltungen ansonsten nahezu alles protokolliert wird, sind die genauen Vorgänge in Bezug auf den Brandschutz in der Grundschule Jennelt nur schwerlich nachzuvollziehen. Laut Begehungsprotokoll nahmen beispielsweise nur Gemeinde und Landkreis teil – und niemand von der Schule. Außerdem war die Begehung nicht erst am 19. Dezember – wie zuvor von der Gemeinde behauptet. Das Protokoll verzeichnet den 16. Dezember 2019 als Termin der Brandschau. Am 19. Dezember, so Lerche-Schaudinn, habe die Gemeinde sogar noch nachgefragt, wie die Räume künftig genutzt werden sollen. Das sei ihr schon merkwürdig vorgekommen, aber auf ihre Antwort habe es keine Reaktion mehr gegeben.

„Das ist keine Bagatelle!“

„Natürlich denke ich die ganze Zeit: Gott, wenn da ein Brand ausgebrochen wäre, was wäre dann gewesen“, sagt die Schulleiterin. Dass die Sperrung der Räume eher durch Zufall schulintern bekannt wurde, erschreckt Lerche-Schaudinn. „Das ist keine Bagatelle!“, sagt sie.

Nun fehlen wieder Räume in der Grundschule Jennelt. Wie Baumann auf Nachfrage erklärt, schaue die Gemeinde gerade nach Schulklassencontainern, die bei Bedarf auch für Jennelt genutzt werden könnten. Aber, und auch das betont Baumann: „Wenn der Zustand wirklich so schlimm ist, wie immer gesagt wird. Dann muss auch die Frage erlaubt sein, ob man die Schule zumindest zum Teil schließt und Klassen woanders hin auslagert“, so Baumann. Zumindest, bis die gröbsten Mängel behoben seien.

„Das ist ja aber auch ausdrücklich nicht erwünscht von Lehrkräften und Eltern“, so der Bürgermeister. Es sei aber klar, dass „wir irgendwann gemeinsam eine Lösung finden müssen“. Erst in den Sommerferien hatte die Gemeinde verschiedene Arbeiten in der Grundschule durchgeführt.

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