Was Sie heute wissen müssen

2G | Jugendliche impfen | Moordorf unter Wasser

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 15.09.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Dass er für Impfverweigerer kein Verständnis hat, das hat Ministerpräsident Stephan Weil schon vorige Woche im Interview bei der OZ sehr deutlich gesagt. Nun folgen dem auch Taten: Am Montag berichtete Landtagskorrespondent Lars Laue exklusiv, dass die ab nächster Woche geltende Corona-Verordnung des Landes Kultur- und Sportveranstaltern und Gastronomen erlauben wird, „2G“ einzuführen. Das heißt, die Corona-Beschränkungen werden zurückgefahren, dafür haben nur noch Geimpfte und Genesene, aber nicht mehr negativ getestete Ungeimpfte Zutritt.

Der Druck auf Ungeimpfte steigt also, das findet Weil auch ganz richtig. Dass dies eine Impfpflicht durch die Hintertür ist, dem widersprach er gestern allerdings im Gespräch mit Laue: „Das sehe ich nicht so. Dass Menschen sich nicht impfen lassen wollen, ist Ausdruck ihrer freien Entscheidung. Dann müssen sie sich aber eben auch darauf einstellen, dass ihr Leben umständlicher und aufwändiger wird, und dass sie zu bestimmten Bereichen auch keinen Zugang mehr haben.“ Und: „Rund 20 Prozent der niedersächsischen Bevölkerung könnte sich gegen Corona impfen lassen, tut es aber bislang nicht. Diese Personen sind das Problem, weil aus der Gruppe der Ungeimpften heraus viele Infektionen entstehen. Deswegen werden sich alle Maßnahmen in den nächsten Monaten genau auf diese Personengruppe konzentrieren müssen.“

Um ungeimpfte Impfwillige zur Impfung zu bringen, hat die Bundesregierung bis zum Sonntag zu einer Aktionswoche unter dem Slogan „#HierWirdGeimpft“ aufgerufen und fordert auf, niederschwellige Angebote zu machen. In Ostfriesland hält sich die Beteiligung daran allerdings stark in Grenzen, wie Steffen Busemann erfragt hat. In Emden und in Leer sind unter dem Begriff „Freies Impfen“ allerdings schon länger entsprechende Kampagnen geplant.

300 Dosen Biontech verimpft am Donnerstag die Praxis für Kinder- und Jugendmedizin am Kattewall in Emden an Interessenten ab zwölf Jahren, auch ohne Termin. Gleichwohl ist das Interesse der Jugendlichen an der Impfung auch seit der Empfehlung durch die Ständige Impfkommission (Stiko) nicht signifikant gestiegen, hat Andreas Ellinger recherchiert. Beispiel Leer: Im Impfzentrum in Hesel haben demnach 1775 Kinder und Jugendliche ihre erste Impfung bekommen. Ihre Zweitimpfungen seien bis zum 24. September abgeschlossen, so die Kreisverwaltung. „Hinzu kommen rund 1700 unter 18-Jährige, die sich bei den niedergelassenen Ärzten haben impfen lassen.“ Das sind insgesamt 3475 Geimpfte – unter rund 10.000 Personen dieser Altersgruppe im Landkreis, wie die Verwaltung informiert.

Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden geht es ohnehin schon seit Längerem lockerer zu. Woran erkennt man in einem Geschäft in Groningen einen deutschen Kunden? Genau! An der Maske. Nun gehen die Niederlande noch einen Schritt weiter. Ab dem 25. September fällt im Land die 1,50-Meter-Abstandspflicht weg. Damit ist in Restaurants, Läden, aber auch Fußballstadien wieder die volle Kapazität erlaubt. Allerdings gilt weiter „3G“, also haben auch negativ getestete Ungeimpfte Zutritt, und die Tests bleiben kostenlos. Andere Länder, andere Regeln. Allerdings gibt es Kritik. Welche, das hat Martin Alberts herausgefunden.

Dass die Klimakrise in Deutschland zunehmend für Starkregen-Ereignisse sorgen wird, haben wir dieses Jahr mehrfach erfahren, im Ahrtal vor zwei Monaten, in der Krummhörn und am Freitag in Moordorf. Dort gingen punktuell 114 Liter pro Quadratmeter runter, ein Siebtel der Jahresmenge, und verursachten Überschwemmungen. Sie wären jedenfalls zum Teil zu verhindern gewesen, wenn das Entwässerungssystem, zum Beispiel die Gräben, besser in Schuss gewesen wären, heißt es von Betroffenen. Wie die Gemeinde Südbrookmerland das sieht und welche Konsequenzen schon getroffen wurden, darüber berichtet Ole Cordsen.

Die Wahlen sind bis auf sieben Stichwahlen gelaufen, aber noch gibt es Fragezeichen wegen einiger unerwarteter Ergebnisse, zum Beispiel, dass Beatrix Kuhl in Leer mit so viel Karacho abgewählt wurde. Wenigstens die Stichwahl gegen Claus-Peter Horst hatten ihr die Politikbeobachter zugetraut. Aber es gab nicht ein Wahllokal, in dem Kuhl siegte. Warum also der tiefe Fall? Stadtrats-Expertin Katja Mielcarek hat gestern versucht, diese Frage zu beantworten. Der Amtsbonus, der so oft eine Rolle spielt, half ihr offenbar nichts. Dafür registrierten die Bürger, dass Kuhl mit dem Stadtrat über Kreuz war, mit der Verwaltung und sogar mit der eigenen Partei, die ebenfalls deutlich verlor. Und wer glaubt schon, dass immer die Anderen schuld sind. Wie schon öfter gesagt: Wähler sind weise.

Eine interessante Diskussion gibt es derzeit in Aurich. Stefan Dunkmann, der Pöbel-Videoblogger, der sich als Journalist bezeichnet, aber nicht wie ein solcher arbeitet, wurde von Noch-Stadtrat Ulrich Kötting wegen einer seiner Behauptungen auf Widerruf verklagt. Diese Klage wird das Landgericht Aurich wohl unter Hinweis auf das Recht auf Meinungsäußerung zurückweisen, wie gestern laut Gabriele Boschbach in einer Verhandlung deutlich wurde. Spannend ist der Vorgang aber deshalb, weil der ehemalige Richter Kötting fordert, dass die Stadt seine Prozesskosten bezahlt, weil er als Stadtratsabgeordneter betroffen ist und nicht als Privatperson. Die Politik muss entscheiden, aber die Verwaltung ist nicht abgeneigt. In einer Sitzungsvorlage ist von bis zu 10.000 Euro „Kampfgeld“ (Stefan Dunkmann) die Rede. Das ist ein mehr als fragwürdiger Vorschlag, denn damit würde die Stadt beleidigten Leberwürsten und Prozesshanseln Tür und Tor öffnen - auf Steuerzahler-Kosten. Der Verwaltungsausschuss hat gestern Abend nichtöffentlich gegen die Kostenübernahme entschieden, mit 5:4-Stimmen. Gut so!

Was heute wichtig wird:

  • Wenn aus dem See im Leeraner Westerhammrich ein Badesee werden sollte, müsste die Stadt ein anderes Kompensationsgebiet für die Autobahn finden. Sie rechnet mit einer halben Million Euro Kosten. Katja Mielcarek berichtet.
  • Für den Bau des Tidepolders Coldemüntje als Teil des Masterplans Ems 2050 liegt der Planfeststellungsbeschluss vor. Das heißt, dass die Arbeiten ausgeschrieben werden können. Erste Arbeiten beginnen im Herbst, wie Karin Lüppen berichtet.
  • Eine neue Studie erklärt, wie sich Plastikmüll in den Meeren, auch in der Nordsee, auf das Leben der Zugvögel auswirkt. Für die Serie „Land am Meer“ hat sich Gabriele Boschbach diese Studie genauer angesehen.
  • Die Raiffeisenbank Wiesedermeer ist die kleinste Bank in der Region und eine der kleinen in Niedersachsen. Es geht ihr gut, sie ist weiterhin auf Wachstumskurs. Susanne Ullrich sprach mit den Verantwortlichen über die Bilanz.
  • Zum Herbst kommen vermehrt Spinnen ins Haus. Warum eigentlich? Welche Spinnen gibt es hier? Können die uns beißen? Stimmt es, dass in jedem Zimmer nur eine Spinne ist? Mona Hanssen klärt auf.

Wenn Sie diesen Nachrichtenüberblick jeden Morgen bequem per E-Mail zugestellt bekommen möchten, dann abonnieren Sie doch einfach unseren Newsletter.

Ähnliche Artikel