Was Sie heute wissen müssen

Deiche | Siele | Tornado

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 07.10.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Kein Zweifel, die Bekämpfung der Ursachen der Klimakrise ist die wichtigste Gegenwartsaufgabe für uns alle. Da der Klimawandel aber schon da ist, geht es auch um den Schutz vor den Folgen. In Ostfriesland also vor allem um den Anstieg der Nordsee und Starkregenereignisse. Gestern war Umweltminister Olaf Lies zu Gast bei der Deichacht Krummhörn. Deren Verantwortliche heizten dem Minister ein, dass es viel zu langsam gehe mit der Erhöhung der Deiche. 65 Millionen Euro pro Jahr landesweit seien zu wenig, dem stimmte auch der Minister zu: „Lies fordert 100 Millionen pro Jahr für den Küstenschutz“ heißt die Überschrift des Artikels von Lokalreporter Michael Hillebrand. Und ich gebe zu, ich musste schmunzeln. Ich dachte immer, ein Minister habe Budgetverantwortung. Dann muss er die 100 Millionen Euro nicht fordern, sondern zuteilen.

Probleme gibt es aber nicht nur entlang der Wasserlinie, sondern auch im Binnenland. Reinhard Behrends, Vorsitzender des 1. Entwässerungsverbandes Emden, nutzte den Lies-Besuch, um das Thema Entwässerung anzubringen. Zum Beispiel sei es in spätestens 50 Jahren nicht mehr möglich, in Ostfriesland zu sielen. Der Grund: Bei Ebbe läuft nicht mehr genügend Wasser ab. Gleichzeitig sei auch mit 16 bis 28 Prozent mehr Regenwasser im Winter und mit der Zunahme an versiegelten Flächen zu rechnen, die das Ablaufen erschweren. Ob Behrends von Lies Antworten bekam, lesen Sie im Artikel von Michael Hillebrand.

Küstenschutz ist aber mehr als nur die stetige Erhöhung von Deichen (irgendwann brechen diese auch zusammen). Tatsächlich geht es auch um Vegetation und Bauwerke im und am Wasser – vor allem um das Miteinander von beidem, wie Lokalreporterin Nicole Böning schreibt. Für die Serie „Watt’n Meer“ hat sie sich mit dem Projekt „Gute Küste Niedersachsen“ befasst, bei dem Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen und Universitäten zusammenarbeiten. Thema ist zum Beispiel die Fähigkeit von Pflanzen, auf Dünen, in Salzwiesen und am Deich der Kraft von Wellenschlag und Strömungen zu widerstehen.

Dass der Tornado, der Mitte August Berumerfehn in der Gemeinde Großheide teilweise zerstörte, eine Folge der Klimakrise ist, ist schwer beweisbar. Tatsache ist, dass Millionenschaden entstand und einige der Betroffenen keine entsprechende Versicherung hatten. Für Letztere hatten die Leser der OZ immerhin rund 48.000 Euro an das verlagseigene Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ gespendet. Weitere 37.000 Euro wurden direkt von der Gemeinde Großheide gesammelt. 15 Hilfsanträge sind bei der Gemeinde eingegangen. Nächste Woche soll ein gemeindliches Gremium über die Vergabe der Mittel entscheiden. Dabei sind drei Fachleute und meine Wenigkeit (ich habe deshalb auch kein Stimmrecht). Ostfriesland-Reporter Daniel Noglik berichtet.

Beim Thema Klimakrise spielt auch eine Rolle, welche Koalition künftig unser Land regiert. Gestern, nicht einmal eineinhalb Wochen nach der Bundestagswahl, gab es so etwas wie eine Richtungsentscheidung. Grüne und FDP kündigten Sondierungen mit der SPD an. Es wird also die Ampel. Tobias Schmidt, unser Korrespondent in Berlin, findet das ganz gut. Er sieht darin „eine Chance für das Land“. Und noch dazu: Wenn es in dem Tempo weitergeht, haben wir noch vor Weihnachten eine neue Regierung. Markus Söder, für den der Spruch „Freund - Feind -Parteifreund“ erfunden wurde, hat Jamaika wohl schon aufgegeben. Derweil macht sich Kollege Schmidt schon Gedanken über ein künftiges Kabinett Scholz: Welche Genossinnen haben die besten Chancen auf Ministerämter?

So weit sind Anja Troff-Scharfazyk (SPD) und Julian Pahlke (Grüne) noch nicht. Seit zehn Tagen wissen die beiden Neu-Politiker aus dem Wahlkreis Unterems, dass sie über die jeweilige Landesliste in den Bundestag gekommen sind. Was für ein Umbruch. Da gibt es viel zu tun und viel Neues zu entdecken. Lokalchefin Nikola Nording hat mit beiden Parlamentariern über die ersten Tage im Bundestag gesprochen.

Man liegt sicher nicht verkehrt, wenn man das lange Schweigen des DRK-Kreisverbands Jeverland zu den Bereicherungsversuchen im Zusammenhang mit dem Impfzentrum als eine Art Bestätigung betrachtet. Landrat Sven Ambrosy jedenfalls hat gestern ein Versäumnis eingeräumt: „Es wäre richtig gewesen, eine Tariftreue-Verpflichtung in den Vertrag (mit dem DRK, d. Red.) reinzuschreiben.“ Ambrosy übrigens empfiehlt dem DRK, den Mitarbeitern im Impfzentrum Lohn nachzuzahlen. Was sonst noch zu dieser Affäre zu sagen ist, hat Ostfriesland-Reporter Andreas Ellinger in seiner Analyse zusammengefasst.

Zum Schluss noch eine Antwort auf die wichtigste Frage dieses Sommers: Hat der mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilte Leeraner Kommunalpolitiker Gerd Koch Mitte Juni an einer Sitzung des Kreis-Feuerwehrausschusses ordentlich bekleidet teilgenommen oder barbusig, das Nötigste von einer Badeshorts bedeckt? Zwar haben zwei Dutzend honorige Menschen letzteres gesehen, nein sagen wir: sehen müssen, Gerd Koch selber behauptete indes, dass das alles nicht stimme. Da er die OZ auf seiner Internetseite als „Lügenblatt“ bezeichnete, gingen wir juristisch gegen Koch vor. Das Landgericht entschied gegen ihn, er legte Widerspruch ein. Und den zog er jetzt zurück, sodass nun klar ist: Ja, Gerd Koch war halbnackt. Was hinter dem Hin-und-Her steckt, habe ich gestern zusammengefasst.

Was heute wichtig wird:

  • Pink – In dieser Farbe wird die Evenburg heute Abend, ab 19 Uhr, angestrahlt. Der Grund dafür ist ernst: Damit soll auf den Brustkrebsmonat Oktober hingewiesen werden. Was die Krankheit mit einer Frau macht, hat eine Betroffene der Kollegin Tatjana Gettkowski erzählt.
  • Schausteller und Rummelplatz-Fans zählen die Tage: In der nächsten Woche startet der Bliede Park in Leer. Die Schausteller stellen am Donnerstag vor, was die Besucherinnen und Besucher erwartet, Katja Mielcarek fasst es zusammen.
  • Die Landesstraße 12 von Wiesmoor nach Remels ist so kaputt, dass die Geschwindigkeit teilweise auf Tempo 50 beschränkt ist. Ob es hilft, dass der Bürgermeister von Wiesmoor darüber schimpft? Ole Cordsen berichtet.
  • Treff der Generationen: Marion Luppen hat sich mit dem ältesten und dem jüngsten Mitglied des frisch gewählten Auricher Rates unterhalten, beides Männer. Der eine könnte der Enkel des anderen sein. Die beiden hatten sich viel zu sagen.
  • Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt des Emder Rates hat sich am Mittwoch getagt und sich mit dem Verkehrsexperiment Neutorstraße befasst. Gordon Päschel stellt die Pläne der Stadt vor.

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