Was Sie heute wissen müssen

Erdgas und Wattenmeer | Ausländer und Straftaten | Wölfe und Schafe

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 15.10.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Manchmal habe ich das Gefühl, die Niederlande sind gar nicht so ein netter Nachbar. Nicht nur, dass sie auf der anderen Seite des Dollarts, in Eemshaven und Delfzijl, jede Menge Industriebetriebe gebaut haben, deren Abgase der vorherrschende Westwind nach Emden und auf die ostfriesische Halbinsel weht. Nein, jetzt, nachdem sie ihre Erdgasförderung an Land wegen der dadurch verursachten Erdbeben im Bereich Groningen aufgeben, wollen sie im Wattenmeer an der Grenze zu Borkum neue Gasvorkommen erschließen. Der lokale Widerstand bekommt aber nun Gewicht: Gestern verabschiedete der Niedersächsische Landtag eine Resolution gegen das Vorhaben. Umweltminister Olaf Lies (SPD) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) stellten sich an die Spitze des Widerstands. Onedyas, das Unternehmen, das das Erdgas fördern möchte, ist nicht irritiert. Das Genehmigungsverfahren in den Niederlanden sei bereits weit fortgeschritten. „Wir fürchten dabei nicht den Einfluss der Niedersächsischen Landesregierung“, so eine Sprecherin. Tobias Rümmele berichtet.

Mich bewegt dabei noch ein anderer Aspekt: Ist es nicht irgendwie hirnrissig, in einer Zeit, in der wegen der Klimakrise fossile Energien über kurz oder lang nicht mehr genutzt werden, neue Förderstätten zu erschließen - mal ganz ungeachtet der Umweltschäden, die dadurch in der Nordsee verursacht werden. Aber das nur nebenbei. Da ist man in Ostfriesland in Sachen Energiewende schon weiter: Die Verbraucherzentrale weist jetzt darauf hin, dass in der Region erheblich mehr Strom mit Sonnenenergie erzeugt werden könnte und sieht dabei die Politik in Berlin in der Pflicht. Viele Hausbesitzer warteten nämlich auf entsprechende Zuschüsse vom Staat. Wo sich die Bürger darüber informieren können, steht in dem Bericht unseres neuen freien Mitarbeiters Werner Wiggermann.

Bald drei Monate ist es her, dass ein mutmaßliches Verbrechen in Leer bundesweit Schlagzeilen machte und Hass und Hetze bei rassistischen und ausländerfeindlichen Gruppierungen wie der AfD Ostfriesland provozierte. Drei junge Männer aus Syrien und dem Irak wurden wegen des Verdachts einer gemeinschaftlichen Vergewaltigung einer jungen Frau beschuldigt. Die mutmaßlichen Täter sind inzwischen nicht mehr in U-Haft, weil sich aus den Ermittlungen der Polizei ergab, dass kein „dringender Tatverdacht“ besteht. Daniel Noglik hat nun intensiv recherchiert, um der Internet-Hetze Fakten entgegenzusetzen: Begehen Ausländer mehr Sexualstraftaten, lautete seine Frage. Er hat die ostfriesischen Polizeistatistiken ausgewertet und mit einer Ethnologin, einer Gefängnis-Psychologin und einem Juristen gesprochen.

Um den Ton in den Diskussionen sorgt sich auch Aurichs Landrat Olaf Meinen. „Manchmal war ich doch überrascht von der Schärfe der Diskussionen“, sagte er gestern in der letzten Sitzung des amtierenden Kreistags. Schon nach nur zwei Jahren im Amt ist der ehemalige Bürgermeister von Großefehn überzeugt, dass dies „die turbulenteste Wahlperiode in der Geschichte des Landkreises“ gewesen sei. Die geplante Zentralklinik, die Unterschutzstellung des Fehntjer Tiefs und die Rindertransporte nach Nordafrika hielten Politik und Verwaltung all die Jahre unter Dampf. Und wirkliche Hoffnung auf Besserung hat Meinen auch nicht: „Ich bin überzeugt, dass die neue Wahlperiode genauso turbulent wird.“

Noch so ein Reizthema: Wölfe. Die einen wollen die wiedereingewanderten Räuber möglichst schnell vertreiben oder erschießen, die anderen würdigen Wölfe als Beispiel für Artenvielfalt. Letztere geraten zunehmend in die Defensive. Denn Wolfssichtungen kürzlich in einem Stadtpark in Hannover schüren Ängste bei den Menschen und lassen die Rufe nach „Bestandsregulierung“ lauter werden. Auch der Schäfer Wilfried Wachtendorf aus Tannenhausen würde sicher nichts dagegen sagen, wenn die Zahl der umherziehenden Wölfe reduziert würde. Acht seiner Schafe waren Ende Juni von einem Wolf gerissen worden. Nun hat er einen 1,20 Meter hohen Herdenschutzzaun um die Weide gebaut, der zusätzlich mit Strom gesichert ist. Ob das seine Tiere schützt? Reporterin Nicole Böning hat Wachtendorf besucht und mit ihm über das Züchter-Trauma gesprochen.

Was heute wichtig wird:

  • Der Bliede-Park an der Großen Bleiche in Leer hat geöffnet. Doch wie kommt die Corona-Variante des Galliparks bei Familien an und ist das Konzept für Kinder eigentlich umsetzbar? Nikola Nording hat mit Besuchern gesprochen.
  • Am 31. Oktober geht die Amtszeit von Weeners Bürgermeister Ludwig Sonnenberg zu Ende. Tatjana Gettkowski hat ihn zu Orten begleitet, die für ihn in den vergangenen sieben Jahren eine besondere Bedeutung bekommen haben.
  • Bis zu dreimal pro Woche rückt die Feuerwehr im Landkreis Aurich zu Wohnungsöffnungen aus. Meist sind der Grund alte Menschen, die hilflos in der Wohnung liegen. Nicole Böning geht der Frage nach, wie man so etwas verhindern kann.
  • Vor dem Amtsgericht Aurich geht es heute um einen Verstoß gegen die Corona-Verordnung. Bei einer Mahnwache in Norden trug ein 67-Jähriger keine Maske und hielt keinen Abstand. Dem Bußgeld von 100 Euro hat er widersprochen, Imke Kluth berichtet.
  • Die Stadt Emden will Schulstandorte weiterentwickeln und das insbesondere mit Blick auf Teilhabe, Integration und Inklusion. Was genau ist dabei angedacht? Mona Hanssen hat nachgefragt.
  • Die Verkehrsexperimente in der Emder Innenstadt liefert weiterhin viel Gesprächsstoff. Die Emder OZ-Redaktion hat den Test gemacht: Wie kommt man schneller zum Ziel? Über die Autobahn oder auf direktem Weg durchs Zentrum.

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