Was Sie heute wissen müssen

Nachverfolgung | Ärztemangel | Hopfentee

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 04.11.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Die Sorgenrufe werden lauter: Stolpert Deutschland in die vierte Welle, wie ich gestern las oder sind wir vorbereitet auf das Unweigerliche, das von den Fachleuten schon vor Monaten Angekündigte, die neuerliche Ausbreitung des Coronavirus‘? 96 neue Fälle wurden gestern in Ostfriesland registriert. Im Landkreis Leer starb ein alter Mann, der infiziert war. Den Sachstand lesen Sie hier.

Im Landkreis Leer, derzeit Spitzenreiter in Ostfriesland, werden derweil schon wieder die Kapazitäten im Gesundheitsamt knapp. Die Mitarbeiter kommen nur verzögert bei der Kontaktnachverfolgung nach. Dabei ist ebendies besonders zeitkritisch. Da das öffentliche Leben derzeit kaum eingeschränkt ist, haben Infizierte in der Regel viele Kontakte, und die müssen alle abtelefoniert werden. „Ich kann sehr gut verstehen, dass die Menschen unruhig und ungeduldig sind, wenn sie positiv getestet wurden und nun auf Anweisungen und Ratschläge warten“, wird Amtschefin Heike de Vries in einer Mitteilung zitiert. Die beiden Leeraner Krankenhäuser haben derweil ihre Zugangs- und Besuchsregeln verschärft.

Stark betroffen sind derzeit kleine Kinder. Nach den Daten des Robert-Koch-Instituts haben sich die Infektionszahlen bei den bis Sechsjährigen in Ostfriesland versechsfacht. Allerdings gilt weiterhin: Kinder erkranken kaum und selten schwer. Das bestätigen auch die Kinderärzte, die kaum mit Coronafällen zu tun haben, dafür umso mehr mit anderen Atemwegsinfektionen, etwa durch das RS-Virus. Andreas Ellinger berichtet.

Bleiben wir bei der Gesundheitsversorgung. Gestern erst erzählte mir ein Emder Familienvater, dass seine Frau schon aus Ostfriesland wegziehen wollte, weil die Ärzteversorgung hier so miserabel sei. Als er mit seinem Kind wegen eines Armbruchs in der Notaufnahme des Emder Klinikums vorstellig wurde, verwies man ihn nach Leer, weil es in Emden in der Klinik keine Kinderärzte gibt. Als ob ein Armbruch bei einem Kind so anders zu behandeln wäre als bei einem Erwachsenen. Und über die unzumutbaren Zustände in der Kinderarztpraxis von Dr. Sigrun Hartmann, wo die Warteschlange bis auf die Straße hinausreicht, haben wir an dieser Stelle schon vorige Woche hingewiesen. Kinderarzt Dr. Ashraf El-Kabarity bezeichnete gestern im Gespräch mit Stephanie Tomé die Situation als „schwierig, aber keine Katastrophe“ und vor allem als deutlich besser als noch vor zehn Jahren, weil immerhin 50 Prozent mehr Kinderärzte eine Zulassung bekommen hätten.

Aber was sind solche Statistiken eigentlich wert? Nach den Bedarfskonzepten der Kassenärztlichen Vereinigung ist Emden bei den HNO-Ärzten überversorgt. Tatsächlich gibt es eine einzige Praxis mit bisher drei und jetzt noch zwei Ärzten. Nach der Statistik ist Emden immer noch überversorgt. Aber wie kann man so etwas behaupten, wenn die Wartezeit auf einen Termin inzwischen bei vier Monaten liegt? Das sieht auf KV-Geschäftsleiter Dieter Knott im Gespräch mit Gordon Päschel so. Knott sieht den Fehler darin, dass sich der Ärzteschlüssel auf die Einwohnerzahl und nicht auf die tatsächliche Nachfrage bezieht. Wird Zeit, dass dieses morsche System von Grund auf neu strukturiert wird. Ich erinnere mich, schon vor 15 Jahren über dieselben Probleme geschrieben zu haben, in einer anderen Region zwar, aber mit der gleichen praxisfernen Bedarfssteuerung.

Alles wird gerade teurer, auch die Autos. Der Grund sind die nun leidlich diskutierten Mängel bei Halbleitern und sonstigen wichtigen Teilen, die die Produktion ausbremsen. Weniger Autos bei gleicher Nachfrage bedeutet höhere Preise. Die Lieferzeiten steigen an, bei manchen Autos kann nicht einmal mehr ein Auslieferungsdatum angegeben werden. Da Neuwagen nicht ausgeliefert werden, sind auch zu wenig gebrauchte Autos auf dem Markt. Und so werden auch die teurer. Wie alles mit allem zusammenhängt, haben Jacqueline Stöppel und Tobias Rümmele beschrieben.

Ehrlich gesagt, vor diesem Bier graut es mir (Vorsicht, Reim!): Der ostfriesische Schauspieler Uke Bosse hat mit einem Hamburger Freund ein „Tee-Bier“ kreiert (ja, die Anführungszeichen sind beabsichtigt). Ziemlich exklusiv, ziemlich teuer, aber exotisch. Kluntjes, so schildert es Bosse, sorgten für einen karamellligen Einschlag und der Ostfriesentee für etwas - Originalton Bosse - „feines Bitteres, das nicht vom Hopfen kommt“. Markenname für das in Nürnberg gebraute Bier ist „Busebeller“. Das war eine, wie ich durch den Artikel von Daniel Noglik gelernt habe, ostfriesische Sagengestalt. Ein Bier als Kinderschreck. Passt doch.

Was heute wichtig wird:

  • Die ostfriesischen Weltumsegler Erich und Heide Wilts haben ihren Liegeplatz im Hafen von La Palma. Nach dem Vulkanausbruch haben viele ihrer Bekannten dort ihr Hab und Gut verloren. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Der letzte erhaltene Bauernhof in Bunde steht am Kirchring. Jetzt wurde er vom Verein Open Dören umfangreich saniert und durch Beseitigung von Feuchtigkeitsschäden vor dem Verfall bewahrt. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Bund und Länder wollen die Moore besser schützen. Was aber bedeutet aus Sicht des Landes diese Absichtserklärung? Welche Konsequenzen hat sie für die potenziellen Flächen um Wiesmoor? Ole Cordsen hat im zuständigen Ministerium nachgefragt.
  • Vor einer Woche starben bei einem Unfall auf der B210 bei Jever drei Menschen. Es war nicht der erste tödliche Unfall auf dieser Strecke. Die Polizei will nun den Unfallhergang und die Verkehrsführung an der Stelle erklären. Susanne Ullrich berichtet.
  • In Emden gibt es im Unterschied zu vielen anderen ostfriesischen Kommunen noch keine offizielle Hundewiese. Das will die Stadt demnächst ändern. Eine Fläche wurde auch schon ins Auge gefasst. Mona Hanssen berichtet.
  • In der neuen Folge unserer Serie „Leckerst un Best“ geht es um vegane Eintöpfe. Wir sprechen mit Kochbuchautor Jerome Eckmeier darüber, wie man ein Allerlei auch ohne tierische Produkte schmackhaft macht. Stephanie Tomé berichtet.

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