Rom (dpa)

Azzurri-Trost für Jorginho - Italien zittert

Manuel Schwarz, dpa
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Von Manuel Schwarz, dpa
| 13.11.2021 07:27 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Der Italiener Jorginho (2.v.l) verschoss einen Elfmeter. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa
Der Italiener Jorginho (2.v.l) verschoss einen Elfmeter. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa
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Italien bangt um die WM-Teilnahme. Dabei könnten die Sorgen weg sein, wenn Jorginho beim 1:1 gegen die Schweiz in der 90. Minute einen Elfer verwandelt. Doch sein Schuss geht in den Himmel von Rom.

Anfang Juli war Jorginho noch Italiens Elfmeter-Held. Mit seinem Strafstoß hatte er den Azzurri den Sieg im EM-Halbfinale gegen Spanien beschert, danach folgte die Krönung in Wembley.

Vier Monate und drei verschossene Strafstöße später aber droht Europas „Fußballes des Jahres“ zur ganz tragischen Figur zu werden. Ausgerechnet Jorginhos Fehlschuss vom Punkt beim 1:1 gegen die Schweiz hat Italien in eine überaus heikle Situation befördert.

In der WM-Qualifikation geht der Europameister punktgleich mit den Eidgenossen in den letzten Spieltag. Am Montagabend kommt es zum Fernduell, Italien muss in Nordirland ran, die Schweiz daheim gegen Bulgarien. Holen die Italiener weniger Punkte als die Schweiz, dann verpassen sie Gruppenplatz eins und müssen in die Qualifikationsplayoffs.

Entscheidet das Torverhältnis?

Vor vier Jahren war in jener gefährlichen Extrarunde das Ticket für die WM 2018 in Russland kläglich verspielt worden und ein ganzes Land in die große Fußball-Krise geschlittert. Wiederholt sich der Albtraum für die Squadra Azzurra? Gewinnen übrigens Italien und die Schweiz, dann entscheidet das Torverhältnis - womöglich kommt es also am Montag zu einem Wettschießen. Noch ist Italien zwei Treffer besser.

All das Bangen und Rechnen wäre Italien erspart geblieben, hätte Jorginho den Strafstoß in der 90. Minute ins Tor und nicht - wie einst Roberto Baggio im WM-Finale 1994 - über die Latte gedroschen.

„So etwas passiert“, sagte Leonardo Bonucci. Hadern helfe nicht! „Wir müssen nach vorne schauen. Jetzt fahren wir als Mannschaft, als Gruppe, als Familie nach Belfast und holen uns die WM.“ Verteidigerkollege Giovanni di Lorenzo, der die Schweizer Führung durch Silvan Widmer egalisiert hatte, unterstrich: „Jorginho ist ein großer Champion. Wir alle werden ihm jetzt in diesem Moment helfen.“

Trainer will Schützen wechseln

Beide Abwehrspieler meinten, dass Jorginho Italiens Elferschütze bleibe. Nationaltrainer Roberto Mancini sieht das wohl anders. Der Coach nahm seinen „maßgeblichen Spieler“ zwar in Schutz und rechnete dem Profi des FC Chelsea hoch an, in dem Moment überhaupt angetreten zu sein. „Er hat es sich zugetraut, dafür braucht es Mumm.“

Allerdings wurde der Coach am späten Freitagabend noch gefragt, ob der 29 Jahre alte Mittelfeldmann denn wirklich Kandidat Nummer eins bei Strafstößen bleibe. „Er tut sich gerade etwas schwer“, sagte Mancini. „Ich rede mit ihm, mal sehen, was er denkt. Aber vermutlich würden wir wechseln, sollten wir noch mal einen Elfmeter bekommen.“

Nicht der erste Fehlschuss

Der gebürtige Brasilianer galt lange als sicherer Profi vom Punkt und unterstrich das auch mit seinem eiskalten Treffer gegen die Spanier. Dann aber fing die Pleitenserie an: Im WM-Finale gegen England trat Jorginho zum Elfer um den Titel an, verwandelte aber nicht. Der Fehler fiel nicht ins Gewicht, weil kurz darauf Torhüter Gianluigi Donnarumma mit seiner finalen Parade für den Triumph sorgte.

Dann parierte im Hinspiel der WM-Qualifikation in der Schweiz (0:0) Yann Sommer einen Elfer von Jorginho. Und nun also der Schuss in den Nachthimmel von Rom. Eine „nötige Nervosität“ hatte Murat Yakin da erkannt, wie der Schweiz-Coach grinsend sagte. Italien und Jorginho sollten am Montag in Belfast ihre Coolness wieder finden - damit dieses Traum-Jahr nicht wirklich noch in einem Albtraum endet.

© dpa-infocom, dpa:211113-99-981353/3

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