Was Sie heute wissen müssen

Entschuldigung, Hollen | Ungeimpften-Pandemie | Emder Dandy

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 15.11.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Oh mein Gott, was habe ich nur getan. Vorige Woche schrieb ich an dieser Stelle, dass in Hollen, Gemeinde Uplengen, nicht viel los ist. Und am Wochenende bekam ich die Quittung: Erst äußerte sich Ortsvorsteher Ulrich de Buhr via Facebook und verwies auf den neuen Bolzplatz, einen Soccercourt bei der Schule, einen Anbau für die Kita und ein neues Feuerwehrhaus.

Dann, am Samstag, meldete sich auch noch der Uplengener Bürgermeister Heinz Trauernicht per Mail. Wer ihn kennt, weiß, dass er ein furchtbar netter Mensch ist. So jemanden möchte man nicht verärgern. Doch auch er findet die Newsletter-Aussage nicht gut: „Ich bin stolz auf Hollen. In der freundlichen Ortschaft gibt es zum Beispiel eine eigene Bäckerei, eine Arztpraxis, eine tolle Kirche, einen gut aufgestellten Sportverein (FTC Hollen), einen Supermarkt, ein Busunternehmen, einen Ortsbürgerverein, eine Grundschule mit einem Lernschwimmbecken und eine KiTa, wo das Essen noch selber zubereitet wird.“ Was kann ich nun noch anderes tun, als untertänigst um Entschuldigung zu bitten? Nie wieder werde ich behaupten, dass in Hollen nichts los sei. Versprochen.

Wie viele Menschen in Hollen gerade eine Corona-Infektion erleben, weiß ich nicht. In der Gemeinde Uplengen sind es nach derzeitigem Stand 16. Das ist nicht wenig für eine kleine Gemeinde, in der einiges, aber nicht so sehr viel passiert (jedenfalls aus der Perspektive eines Großstädters), aber es ist nur ein Infizierter mehr als vor einer Woche. Anderswo im Land steigen die Zahlen hingegen exponentiell. In ganz Ostfriesland ist die Situation noch einigermaßen unter Kontrolle, auch wenn das Gesundheitsamt Leer nicht mehr hinterherkommt und bei der Nachverfolgung von Kontakten Infizierter nun die Strategie geändert hat. Aber die Einschläge kommen näher: Im Emsland verdoppelten sich die Infiziertenzahlen übers Wochenende fast.

Wer den großartigen NDR-Podcast Coronavirus-Update mit Prof. Christian Drosten verfolgt, der weiß, wir steuern einem schwierigen Winter entgegen (den Podcast zum Nachlesen finden Sie hier). Der Grund ist laut Drosten die zu niedrige Impfquote. Ähnlich äußerte sich im Interview mit unserem Berliner Korrespondenten Tobias Schmidt der Präsident von Deutschlands Intensivmedizinern, Gernot Marx. Zitat: „Es gibt viele Impfdurchbrüche. Das heißt aber erstmal nur, dass es viele Geimpfte gibt, die positiv auf Corona getestet werden, aber in aller Regel leichte Verläufe haben, oftmals merken sie die Infektion gar nicht. Schwere Verläufe bei vollständig Geimpften sehen wir nur bei Hochbetagten oder Immungeschwächten.“

Es geht wie schon im Winter zuvor um die Hochbetagten, die Gefährdeten. Wir alle hatten gehofft, es werde diesen Herbst vorbei sein, aber nichts da. Es gibt keine Herdenimmunität, stattdessen die Delta-Variante, und die Pflege- und Altenheime müssen wieder rigide Vorkehrungen zum Schutz ihrer Bewohner treffen. Wie gehen die Verantwortlichen in den Heimen damit um? Gordon Päschel hat sich in und um Emden umgehört.

Probleme haben aber auch die Jungen: Sie wollen feiern, Spaß haben und nicht mehr auf Abstandsregeln Rücksicht nehmen müssen. Das ist absolut verständlich, geht aber so nicht, wie sich in der Nacht zum Samstag in Friesoythe, im Nachbar-Landkreis Cloppenburg zeigte. Dort räumten Polizei und Ordnungsamt eine Disco. Dort galt 2G, wurde aber nicht kontrolliert. Und zu voll war es auch. Die Räumung des Etablissements hatte Folgen: Einige Gäste gerieten in Panik, hyperventilierten oder fielen in Ohnmacht, deshalb wurden auch Rettungswagen und Notfallseelsorger hinzugerufen. Kristina Groeneveld und Dirk Hellmers haben auch mit Betroffenen der Räumung gesprochen, darunter Jugendlichen aus dem Landkreis Leer.

Glücklicherweise gibt es auch noch andere Themen als Corona. Für richtig viel Stress in den sozialen Netzwerken sorgte am Wochenende ein Bericht von Vera Vogt und Tatjana Gettkowski. Es geht um Böllern an Silvester. In den Niederlanden soll in dieser Woche noch über ein Verbot entschieden werden. Wie aber sieht die Situation in Niedersachsen und speziell in Ostfriesland aus? Lesen Sie die Details in diesem Artikel.

Den meisten Zuspruch hat am Wochenende auf Facebook allerdings Eike Hedden erfahren: 366 Likes und 85 fast ausschließlich nette Kommentare. Was Eike so besonders macht? Seine Garderobe. Der Emder Student läuft herum wie ein Dandy aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg: Anzug, Stehkragen-Hemd, Fliege, Melone, Gehstock. Aus Überzeugung. Heiko Müller hat ein sehr schönes Porträt über den 28-Jährigen geschrieben.

Was heute wichtig wird:

  • Neulich traf es zwei Mädchen in einer Leeraner Disco: K.o.-Tropfen, warum sind sie so schwer nachzuweisen? Vera Vogt macht sich bei Medizinern schlau und fragt auch, welche Gefahren das Injizieren zusätzlich hat.
  • Vor knapp einem Jahr sammelte die OZ bei ihren Leserinnen und Leser Geld für das „Schutzengelhuus“, das in Remels von der Diakonie gebaut werden soll. Nun schaut Christine Schneider-Berents, wieweit das einzigartige Projekt inzwischen ist.
  • Ein 42 Jahre alter Mann aus Großefehn, der dort bei der freiwilligen Feuerwehr ist, soll bei der Feuerwehr als Führungskraft drei junge Frauen sexuell belästigt haben. Nun steht er vor Gericht. Luca Hagewiesche verfolgt die Verhandlung.
  • Die Insel Langeoog hatte jüngst kein Glück mit ihren Tourismuschefs. Jetzt stellt sich Nils Jenssen vor: Der war Geschäftsführer bei Alltours und ist mit 60 Jahren nicht gerade jung. Wo sieht er die größten Herausforderungen? Susanne Ullrich hat mit ihm gesprochen.
  • Der auch Gewitterfurzer genannte Schlammpeizger, ein Fisch, führt ein so unbeachtetes wie gefährdetes Dasein in Ostfrieslands Gewässern. Ein überraschender Zuchterfolg des Bezirksfischereiverbandes soll der selten gewordenen Art helfen.
  • In Norden gibt es Beschwerden von Anwohnern, weil Autofahrer zu schnell in verkehrsberuhigten Bereichen unterwegs sind. Michael Hillebrand hat einen Verkehrspsychologen zu der Thematik gesprochen.

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