OZ-Weihnachtsaktion

Kinderfeuerwehren brauchen Hilfe: Das Geld reicht einfach nicht

| | 26.11.2021 20:17 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Imme von Aswege (links) und Bente Rolfs sind Mitglieder der Kinderfeuerwehr Großefehn. Foto: Ortgies
Imme von Aswege (links) und Bente Rolfs sind Mitglieder der Kinderfeuerwehr Großefehn. Foto: Ortgies
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Vor rund einem Jahr wurde „Ein Herz für Ostfriesland“ gegründet und hat seitdem vielen Menschen in Not helfen können. Nun sind unsere Leser erneut gefragt – gespendet wird an die Kinderfeuerwehren.

Ostfriesland - Diese Summe in so kurzer Zeit zu erreichen, hätte sich niemand träumen lassen: Weit mehr als eine halbe Million Euro haben die Ostfriesinnen und Ostfriesen schon an „Ein Herz für Ostfriesland“ gespendet, um Menschen in Not zu unterstützen. Jeder Euro hilft – und permanent trudeln kleinere und größere Summen auf unserem Spendenkonto ein: Zwischen einem und 10.000 Euro ist alles dabei. Dabei feierte das Hilfswerk als Tochtergesellschaft der Zeitungsgruppe Ostfriesland im Oktober dieses Jahres gerade einmal seinen ersten Geburtstag.

Drei Fragen an...

...den Geschäftsführer der „Ein Herz für Ostfriesland gGmbH“: Uwe Boden.

Uwe Boden liegt das Hilfswerk sehr am Herzen. Foto: Archiv
Uwe Boden liegt das Hilfswerk sehr am Herzen. Foto: Archiv

Uwe Boden ist nicht nur der Geschäftsführer des Hilfswerks, er leitet zudem den Geschäftskundenbereich der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO). An seiner Seite stehen im Beirat weitere ZGO-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter.

Was macht „Ein Herz für Ostfriesland“ für Sie aus?

„Wir haben die Möglichkeit, mit der Hilfe unserer Leserinnen und Leser etwas Gutes zu tun. Das geht nur, weil wir so einen riesigen Vertrauensvorschuss haben. Aber es ist trotzdem wichtig und unsere Pflicht, dass wir den Leuten genau zeigen, was mit dem Geld passiert – denn es ist nicht unseres. Jeder einzelne Euro landet deshalb bei den Empfängern.“

Wonach werden die Begünstigten ausgesucht?

„Das ist sehr schwer, weil wir eigentlich rund um die Uhr spenden sammeln müssten. Es gibt so viel Not und Elend, einer allein kann das gar nicht entscheiden. Deshalb haben wir einen Beirat, um genau zu gucken, wer eigentlich hilfebedürftig ist und das Geld wirklich braucht.“

Welche Spendenaktion hat Sie persönlich besonders bewegt?

„Da gibt es viele. Besonders ans Herz gegangen ist mir die Aktion für die Flutopfer in Ahrweiler. Die ganze Sache findet in den Medien kaum noch Beachtung. Aber als wir vor Kurzem da waren, haben wir gesehen, was die Natur dort angerichtet hat. Es ist alles noch nass und stinkt. Die Menschen stehen immer noch an, um mittags eine warme Mahlzeit zu bekommen – das muss man sich mal vorstellen. Als wir dort waren und die Spenden übergeben haben, waren die Menschen so dankbar und so gerührt, dass wir aus so einer Entfernung helfen. Manche sind sogar in Tränen ausgebrochen, das hat mich sehr berührt.“

Mit dem Geld konnte unter anderem schon Tafeln, Familien mit schwerstkranken Kindern und Opfern von Umweltkatastrophen geholfen werden. Auch weiterhin wollen wir gemeinsam mit Ihnen Menschen in Not unter die Arme greifen: In diesem Jahr wird „Ein Herz für Ostfriesland“ die gesammelten Spenden der jährlichen Weihnachtsaktion an die Kinderfeuerwehren in der Region – repräsentiert durch den Feuerwehrverband Ostfriesland e.V. – weitergeben, denn dort fehlt es an allen Ecken und Enden.

Wofür das Geld gebraucht wird

Kinderfeuerwehren gibt es in Ostfriesland viele. 57 an der Zahl, erzählt Ernst Hemmen, der bis vor Kurzem der Präsident des Feuerwehrverbands Ostfriesland war und sich seit jeher auch bei den Kinderfeuerwehren engagiert. Er spricht von geplatzten Ausflügen und Feriencamps – Veranstaltungen, auf die sich die Kinder manchmal monatelang gefreut hätten. Er erzählt von fehlender Ausrüstung und der Schwierigkeit, die Kinder trotz Corona bei der Stange zu halten und zu unterstützen. Um die 920 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren sind in Ostfriesland als Mitglieder eingetragen. „Bei uns ist jeder willkommen“, betont der 62-Jährige. Er ist stolz darauf, dass so viele junge Leute zur Feuerwehr kommen – schließlich würde die ohne den Nachwuchs irgendwann aussterben.

Die Kinder sind stolz auf ihre Ausrüstung – auch wenn sie schon in die Jahre gekommen ist. Foto: Ortgies
Die Kinder sind stolz auf ihre Ausrüstung – auch wenn sie schon in die Jahre gekommen ist. Foto: Ortgies

Doch all das muss auch bezahlt werden. „Das Geld, das uns zur Verfügung steht, reicht einfach vorne und hinten nicht“, sagt er. Schließlich will die Feuerwehr den Kindern etwas bieten. Alle Mitglieder bekommen ihre eigene Uniform. Doch T-Shirt, Jacke, Hose und Handschuhe sind mittlerweile ziemlich alt und müssten dringend ersetzt werden. Ausflüge oder Zeltlager stehen normalerweise in jedem Jahr mindestens einmal an. „Leider mussten wir durch die Pandemie größtenteils darauf verzichten“, bedauert Hemmen. Ob zum Basteln oder Backen, ständig muss für neues Material gesorgt werden. Eine besondere Herausforderung seien laut Hemmen außerdem die Hygienemaßnahmen, die es seit der Pandemie gibt. „Wir brauchen wegen der Abstandsregeln mehr Platz, Desinfektionsmittel und genügend Masken für alle. Das ist nicht nur organisatorisch eine Herausforderung, sondern auch finanziell“, sagt er. Daher seien er und die anderen Mitglieder der Feuerwehr überglücklich, den Kindern durch die Spenden zukünftig wieder mehr bieten zu können. „Vor allem, nachdem sie so viel zurückstecken mussten“, so Hemmen.

Eine große Verantwortung

Geht man als Außenstehender zu einem Treffen der Kinderfeuerwehr, merkt man schnell, warum Organisationen wie diese so wichtig sind. Die Kinder können hier ausgelassen spielen und sich austauschen. Das nachholen, worauf sie in der Pandemie so lange verzichten mussten. Sie lernen, was Teamgeist bedeutet, und was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Das erscheint besonders wichtig, wenn man bedenkt, dass sie es später – sollten sie bei der Feuerwehr bleiben – mit gefährlichen Situationen zu tun haben werden und Menschen sogar ihr Leben retten könnten. Spielerisch werden die Kinder auf eines der wichtigsten Ehrenämter unserer Gesellschaft vorbereitet. Oft werde gebastelt oder gebacken, erzählen Annika und Tini Frieden. Das Tochter-Mutter-Gespann bereitet seit vielen Jahren gemeinsam die Treffen für die Kinder bei der Feuerwehr Großefehn vor – neben dem Beruf. Annika Frieden ist hauptberuflich Hotelfachfrau, nebenbei in der aktiven Feuerwehr tätig und zusätzlich noch Kinderfeuerwehrwartin.

Annika Frieden (von links), Kai Gronewold, Tini Frieden sowie Lana und Andrea Buß tun alles, um den Kindern eine schöne Zeit zu bieten. Foto: Ortgies
Annika Frieden (von links), Kai Gronewold, Tini Frieden sowie Lana und Andrea Buß tun alles, um den Kindern eine schöne Zeit zu bieten. Foto: Ortgies

Die 28-Jährige gibt alles, doch es fehlt an allen Ecken und Enden. Beispielsweise müsse das Material, mit dem die Kinder basteln, bezahlt werden. „Manchmal kommt das schon aus der eigenen Tasche“, sagt Tini Frieden. Die 52-Jährige ist selbst nicht in der aktiven Feuerwehr, unterstützt aber ihre Tochter Annika, wo sie nur kann. „Nächste Woche backen wir zusammen mit den Kindern, da kann ich besonders gut helfen“, freut sie sich. Eigentlich soll im Dezember eine Weihnachtsfeier stattfinden. Die Kinder übernachten dann normalerweise im Feuerwehrhaus und am nächsten Morgen kriegen sie kleine Geschenke vom Weihnachtsmann. Tini Frieden hat Bedenken: „Die Zahlen steigen extrem, deshalb wissen wir nicht, ob die Feier überhaupt stattfinden kann.“ Im vergangenen Jahr musste die Feier ausfallen. Um den Kindern trotzdem eine Freude zu machen, aber auch um Präsenz zu zeigen, hat Annika Frieden deshalb die Kinder in der Adventszeit zu Hause besucht und ihnen kleine Geschenke vorbeigebracht.

So können Sie spenden

Jeder Euro hilft den Kinderfeuerwehren in Ostfriesland. Wer spenden möchte, kann dies per Überweisung unter dem Stichwort „Kinder-Feuerwehren in Ostfriesland“ tun. Die Bankverbindung lautet: Ein Herz für Ostfriesland gGmbH, IBAN DE98 2859 0075 0011 1112 02, Ostfriesische Volksbank eG

Es kann außerdem via Paypal gespendet werden. Alle Informationen gibt es auch auf der Website von „Ein Herz für Ostfriesland“.

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