Was Sie heute wissen müssen

Verdiente Personen | Hakenkreuze als Streich? | Streit um günstige Wohnungen

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 10.02.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Neulich bekamen wir eine ziemlich massive Leser-Beschwerde, weil wir angeblich „Rufmord-Kampagnen gegen verdiente Personen des öffentlichen Lebens“ machen würden. Konkret ging es um die Diskussion um den Ärztlichen Direktors des Klinikums Leer, der bei Impfungen Privatversicherte und Bekannte bevorzugt haben soll, was möglicherweise gegen Compliance-Kriterien des kreiseigenen Krankenhauses verstößt. Auch ein paar Leserbriefe gingen zu dem Thema ein. Ich gebe zu, dass mich das irritiert. Klingt doch aus der Formulierung mit den verdienten Persönlichkeiten heraus, dass manche gleicher sind als andere in unserer Demokratie. Vielleicht empfinden das manche Menschen auch so. Demnach aber dürfte der Prozess, über den wir gestern berichtet haben, aber gar nicht stattfinden.

Es geht um den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Oldenburger Energieversorgers EWE, Matthias Brückmann, und den weiterhin im Vorstand tätigen Michael Heidkamp. Zwei schon aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung „verdiente Personen“. Seit gestern müssen sie sich als Angeklagte vor dem Landgericht Oldenburg verantworten. Der Tatvorwurf der Staatsanwaltschaft: besonders schwere Untreue. Heidkamp, der die zweite Unterschrift bei der Viertelmillion-Euro-Spende an die Klitschko-Stiftung leistete, unterschrieb, wie er gestern sagte, ohne zu schauen, was. Brückmann, der infolge der Spende gefeuert worden war, vermutet eine interne Intrige, weil er so erfolgreich gewesen sei, wie Andreas Ellinger schreibt. Er hat in einem weiteren Artikel zusammengefasst, wie Brückmann, ein Mann, der aus landwirtschaftlichen Verhältnissen kam, in die High-Society aufgestiegen war.

Eigentlich ist es ja unglaublich, dass es nach sechs Millionen Juden, die von Deutschen im Holocaust umgebracht wurden, heute noch Antisemitismus geben kann. Ist aber so. Brachiale Gewalt auf dem jüdischen Friedhof in Bunde, Hakenkreuze wurden auf Gehwege in Rhauderfehn und ein Bushäuschen in Leer geschmiert: In mindestens zwei Fällen ist der Staatsschutz in der Region aktiv. „Aufgrund des Ausmaßes der Zerstörungen an den Grabsteinen muss hier von einer politisch motivierten Straftat ausgegangen werden“, sagte Bodo Gideon Riethmüller vom Landesverband der jüdischen Gemeinden im Gespräch mit Vera Vogt. Für die Polizei ist das noch nicht so klar. Es könnten geschmacklose Streiche, auch als „jugenddelinquenter Vandalismus“ bezeichnet, sein. Oder aber Straftaten von Neonazis. In jedem Fall geht es um das „Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen“ und „Störung der Totenruhe“. In beiden Fällen drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.

Zu einer Gefängnisstrafe wurde gestern vom Landgericht Aurich ein 32-jähriger Mann verurteilt, dem schwerer Diebstahl in sieben Verbrauchermärkten in ganz Ostfriesland vorgeworfen wurde. Er und zwei Komplizen sollen Einkaufswagen mit allen möglichen Sachen vollgepackt, in einen Lieferwagen gehoben haben und weggefahren sein. Einem Mitangeklagten konnte die Beteiligung nicht nachgewiesen werden, das Verfahren gegen den dritten Mann wurde abgetrennt. Zum Verhängnis wurde dem Verurteilten, dass eine Mitarbeiterin sich das Nummernschild des Lieferwagens gemerkt hatte. Bettina Keller hat den Prozess verfolgt.

Das Thema günstiger Wohnraum bewegt fast jeden. Der starke Anstieg der Mietpreise in den vergangenen Jahren auch in Ostfriesland hat die Situation verschärft und den Mangel sichtbar gemacht. In Emden wird darüber gerade intensiv diskutiert. Das Aktionsbündnis „Besser Wohnen“ übt ungewöhnlich scharfe Kritik an der Stadtverwaltung. Dr. Carsten Müller, Professor an der Hochschule Emden-Leer, behauptet: „Die Stadt Emden will keinen Zuzug von Transferleistungsempfängern und sie will die, die schon da sind, verdrängen.“ Horst Jahnke, Verwaltungsvorstand und Kämmerer der Stadt, weist diese Darstellung als „vollkommener Quatsch“ zurück. Gordon Päschel erläutert den Konflikt.

Ich gebe zu, dass ich Facebook eigentlich nicht leiden kann. Über die soziale Plattform wird viel Schmutz und Hass verbreitet und der amerikanische Betreiber fühlt sich für nichts verantwortlich. Das halte ich für inakzeptabel. Aber nix Schlechtes, wo es nicht auch etwas Gutes gibt. Es geht um Dackelhündin Xana und deren drei Welpen. Die Mutter starb bei der Geburt, und da Herrchen Reinhard Theesfeld nicht wusste, was er mit den drei Neugeborenen anstellen soll, suchte er per Facebook nach einer Amme. Eine bezaubernde Geschichte, erzählt von Nora Kraft.

Was heute wichtig wird:

  • Pastorin Ina Jäckel aus Loga hat einen Segen geschrieben, der jungen Leuten in der Corona-Zeit helfen soll. Sein Titel irritierte. Das habe sie nicht gewollt. Ihr ging es darum, junge Menschen zu bewegen. Nikola Nording hat mit ihr gesprochen.
  • Die Wolfsberater haben eine Aufgabe weniger: Wer von einem Wolfsriss betroffen ist, muss künftig den Bezirksförster anrufen. Was kann der besser? Warum überträgt man diese Aufgabe nicht den Revierjägern? Christine Schneider-Berents hat nachgefragt.
  • Eine Emder Werbeagentur behauptet, viele Firmen bringen sich durch falsche Cookie-Abfragen in rechtlich schwere See. Ist das so? Ole Cordsen berichtet, was es mit den kleinen Internet-Programmen auf sich hat.
  • Sie sind ein wichtiger Baustein der Energiewende. Doch bis ein Windpark in Betrieb geht, vergehen Jahre. Warum ist das so? Niklas Homes erklärt dies am Beispiel eines geplanten Windparks in Großefehn.
  • Die CDU Emden hat sich mit Organisatoren der Anti-Corona-Demos in Emden getroffen, denen eine Nähe zur Querdenker-Szene nachgesagt wird. Was ist von dem Brückenschlag zu halten? Und wie bewertet andere Parteien das Treffen? Gordon Päschel hakt nach.
  • Zucker als schlimmstes Gift für den Organismus: Angelika Fritz ernährt sich seit fast fünf Jahren zuckerfrei. Es war ein langer Weg voll Rückfälle. Jetzt fühlt sie sich gesünder und ausgeglichener, berichtet Mona Hanssen.
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