Was Sie heute wissen müssen

Angst durch Nachrichten | Landkreise sind vorbereitet | Jetzt unbedingt ein kräftiges Curry

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 23.03.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Der Krieg in der Ukraine macht Angst. Dieses sinnlose Gemetzel, andauernde Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung, Zerstörung von Städten. Wohin nur mit der Wut gegen Putin und seine Helfer? Wohin auch mit der Wut darüber, wie wir im Westen diesem Mann seit 20 Jahren auf den Leim gegangen sind, obwohl seine Haltung und seine Absichten schon seit dem Tschetschenienkrieg hätten klar sein können? Hätte, hätte Fahrradkette. Wie umgehen mit Angst und Wut, auch mit der Sorge, steigende Energie- und Lebensmittelpreise irgendwann nicht mehr bezahlen zu können? Das hat sich auch Vera Vogt gefragt. „Doom-Scrolling“, das ständige Suchen nach schlechten Nachrichten, sei nicht gesund, bestätigt Holger Siemann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Leer. Er gibt auch konkrete Tipps, wie in unsicheren Zeiten wie diesen Nachrichten konsumiert werden sollten - und wann.

In diesem Sinne ist vielleicht auch die Überschrift von Martin Teschke problematisch: „Geflüchtete: Wann stoßen die Landkreise an ihre Grenzen?“ Beinhaltet sie doch, trotz des Fragezeichens, dass es demnächst Probleme geben werde, oder sogar Chaos. Kann sein, muss aber nicht sein. Das geht auch aus dem Artikel vor, für den mein Politikkollege bei den Landkreisen nachgefragt hat. Ergebnis: Insgesamt laufen Hilfe und Verteilung der Kriegsflüchtlinge noch ganz geordnet. Schwierig ist allerdings, dass viele Ankömmlinge bisher gar nicht amtlich registriert sind.

In der BBS-Turnhalle in Leer hat der Landkreis in den vergangenen Tagen mit viel Pressspan und Feldbetten eine Erstaufnahmeeinrichtung für 126 Flüchtlinge gebaut, die möglicherweise schon heute in Betrieb gehen soll. Nach zwei bis drei Tagen, so das erklärte Ziel der Kreisverwaltung, soll eine längerfristige Unterkunft in einer der Kommunen des Landkreises organisiert sein. In Härtefällen könne dies aber auch schneller geschehen, betonte gestern Landrat Matthias Groote und nennt Mütter mit Kleinkindern oder Menschen mit Behinderung als Beispiele. Tobias Rümmele war bei dem Pressetermin dabei.

Nicht alle sind damit einverstanden, dass die BBS-Turnhalle zweckentfremdet wurde. Kreissportbund und betroffene Vereine sind böse auf den Landkreis, weil sie gerade diese Turnhalle lieber weiter für den Sport genutzt hätten. „Es steht außer Frage, dass Ukrainern eine Unterkunft geboten werden muss. Warum muss dafür ausgerechnet die BBS-Halle herhalten?“, fragt Egge Mansholt, stellvertretender Vorsitzender beim Kreissportbund Leer und seit 20 Jahren zuständig für die Hallenvergabe. Sportredakteur Niklas Homes hat sich mit Mansholt und anderen Vereinsvertretern unterhalten.

Hilfe benötigen die zivilen Opfer von Putins Krieg in Ostfriesland, aber auch an der Grenze und in der Ukraine selber. Autohändler Wilhelm Bredemeier aus Greetsiel und dessen Freund Roger Prell (Hamswehrum) gingen am Sonnabend mit einem ungewöhnlichen Gefährt und tonnenweise Hilfsgütern auf die etwa 1400 Kilometer lange Reise an die polnisch-ukrainische Grenze. Sie fuhren mit einem fast 40 Jahre alten Unimog. Gestern berichteten sie Reporter Heiko Müller von der polnisch-ukrainischen Grenze. Entgegen ihres ursprünglichen Plans waren sie über die Grenze in die Ukraine gefahren, um die Hilfsgüter dort auf Lkw umzuladen. „Diese Fahrt wird mein Leben prägen“, resümierte Bredemeier am Telefon.

18,8 Grad zeigte mein Außenthermometer gestern auf der Terrasse an, das war der bisher wärmste Tag in diesem Jahr. Der Frühling ist da. Mona Hanssen hat das zum Anlass genommen, um erwachenden Frühlingsgefühlen nachzugehen. Es geht um die Farben. Klassische Frühlingstöne seien beispielsweise Violett, Gelb, Jeansblau, helle Brauntöne, Flieder, Koralle und Apricot. Aber: Ein Zitronengelb könnte beispielsweise nicht das Wahre für jemanden sein, dafür aber eventuell ein kräftiges Curry, zitiert sie die Farb- und Stilberaterin Ariane Gilbers und behauptet zudem, dass im Winter dunkle Farben getragen wurden. Ach woher? Mona kennt offenbar nicht meine knallroten Sneaker und meine bunten Socken, die erst jüngst einen Leser zu einer Mail inspirierten, ich möge mich doch anständig anziehen. Leute gibt’s ...

Was heute wichtig wird:

  • Am Emsdeich im Landkreis Leer hat ein Wolf mehrere Schafe gerissen. Die Moormerländer Deichacht will darüber beraten, den Abschuss zu beantragen. Eine Maßnahme, die sehr umstritten wäre. Michael Kierstein berichtet.
  • Prominente Ostfriesen gibt es viele: Die Leeranerin Sylvie Gühmann hat einige von ihnen überzeugt, aus ihrem neuen Buch zu lesen. Die kostenlose Serie ist online verfügbar. Nikola Nording hat mit ihr über die Aktion gesprochen.
  • Eine neue Studie zeigt die Wünsche und Perspektiven Jugendlicher auf dem Land in Baden-Württemberg. Wie sehen die Studienergebnisse aus und was sagt die Jugend in Ostfriesland? Nora Kraft spricht mit jungen Erwachsenen aus dem Landkreis Aurich.
  • Die Staatsanwaltschaft Aurich legt einem heute 53-Jährigen aus Norden eine Vielzahl von gewerbsmäßig begangenen Diebstählen in besonders schweren Fällen zur Last, die sich im Bereich Norden, Wittmund und Aurich zugetragen haben sollen. Marion Luppen berichtet.
  • Zu den schönen Bildern des Frühlings zählt die Rückkehr der Kühe und Rinder auf Ostfrieslands Weiden. Mona Hanssen hat passend dazu einige interessante Fakten zur Milchviehhaltung in der Region zusammengetragen.
  • Der Westrhauderfehntjer Autor Detlef M. Plaisier möchte ein Buch über Feldpostbriefe schreiben, die Kinder aus Loppersum während des Zweiten Weltkriegs an Soldaten aus dem Ort geschrieben hatten. Michael Hillebrand hat mit ihm über das Projekt gesprochen.
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