Was Sie heute wissen müssen

Bordellbetreiber gescheitert | Papiertonnen geleert | Urlauber gestrandet

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 28.04.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Endlich wieder Neues von der Hells-Angels-Wiesmoor-Connection. Drei aktive Fußballer des Bezirksligisten Germania Wiesmoor ziehen im derzeit von den Behörden geschlossenen Bordell „Eros 69“ die Fäden. Ex-Geschäftsführer und -gesellschafter der Wiesmoorer Betreiberfirma KS Consult sind zwei Germania-Kicker, aktueller Geschäftsführer des Bordells, ein Mannschaftskamerad der beiden. Nach Meinung der Bremer Behörden sind die drei jungen Männer lediglich Strohmänner der Hells Angels und ihres nach Delmenhorst abgewanderten Ex-Boss Andree P. Per Eilverfahren wehrte sich Fußballer B.K. gegen die Bordell-Schließung, fiel beim Verwaltungsgericht durch und versucht es nun erneut in der zweiten Instanz. Die ganze Geschichte erzählt Daniel Noglik.

Ein lange angekündetes Milliardenpaket verabschiedete gestern der Bundestag, um einen Ausgleich für die massiv gestiegenen Energie- und Treibstoffpreise zu schaffen. Dass die Gießkannen-Lösung hält, was sie verspricht, wage ich zu bezweifeln. Anstatt vor allem die Ärmsten und die Familien richtig zu entlasten, hilft es auch mir, der ich die Teuerungen durchaus bezahlen kann. Wirklich sozial sind die Entlastungen nicht, meint auch unsere Berlin-Korrespondentin Rena Lehmann: „Ärmere Familien müssen sich die Kosten für Heizung und Strom schon jetzt buchstäblich vom Munde absparen. Das Entlastungspaket deckt ihre Mehrkosten aber nicht ab.“

Hilfsbereitschaft für Ukraine-Flüchtlinge ist aber gerade in Ostfriesland nicht unbedingt eine Frage des Geldes, sondern vor allem der Einstellung. Beispielhaft sind jene Mitbürger, die zuhause zusammenrücken, um Vertriebene unterzubringen. Der Landkreis Aurich sucht nun per Aufruf weitere private Wohnungen, um vor allem Frauen und Kinder unterzubringen. Wer dazu bereit ist, soll sich bei Marcel Schäfer, dem Leiter des Ordnungsamts melden. Mit ihm hat Nicole Böning gesprochen und neun wichtige Hinweise für Helfer aufgeschrieben. Im Raum steht, dass dem Landkreis gut 3000 Geflüchtete zugeteilt werden, etwa so viele, wie 2015/16 bei der großen Flüchtlingswelle. Schäfer: „Wir haben es damals ja auch geschafft und schaffen es auch jetzt.“

Sehr gerne lesen wir Geschichten von Flüchtlingen, die hier bereits angekommen sind. Wie die von Sasha Hryhorash, der derzeit mit Mutter, Tante, Bruder und zwei Cousinen in Nortmoor im Landkreis Leer untergekommen ist. Seit ein paar Wochen kickt der 17-Jährige zweimal in der Woche in Nortmoor bei den Frauen von Oberliga-Spitzenreiter SV TiMoNo mit. Den bisherigen U17-Spieler von Dynamo Kiew zieht es zum SV Meppen, dessen U19-Mannschaft gerade in die Bundesliga aufgestiegen ist. Am Dienstag hat er sich dort schon mal vorgestellt, wie Niklas Homes schreibt. „Ich möchte einfach weiter Fußball spielen, weil es mein Traum ist“, sagt Sasha Hryhorash.

Ab morgen gastiert der Circus Probst in Leer. Auch dort hat man ein Herz für Flüchtlinge. Fünf ukrainische Musiker und deren Familien, insgesamt 19 Personen, reisen derzeit mit dem Zirkus. „Draußen war es nass und kalt und sie waren ängstlich“, erinnert sich Zirkus-Leiterin Brigitte Probst an die erste Begegnung mit Viacheslav Kravchenko und dessen Familie. „Sie haben dagestanden wie ein Haufen Elend.“ Dorothee Hoppe hat sich mit Probst und den ukrainischen Musikern unterhalten.

Eine Umgewöhnung, naja ein bisschen jedenfalls, bedeutet für die Bewohner des Landkreises Leer die zum 1. April erfolgte Einführung einer Altpapiertonne. Manche haben offenbar Umstellungsprobleme, wie die bis jetzt immer wieder am Straßenrand abgestellten Papiersäcke zeigen, die meisten aber haben’s verstanden, wie Karin Lüppen in einer ersten Bilanz schreibt. Manche Tonnen wurden nicht entleert, weil sie nicht am richtigen Platz standen, und etwa 100 Tonnen nicht, weil dort auch Restmüll entsorgt wurde. „Bezogen auf 75.000 Behälter ist das sehr wenig“, sagt Klaus Anneken, Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs.

Wenn ich Europa-Viertel höre, dann denke ich an ein in den vergangenen zehn Jahren neu gebautes Innenstadt-Quartier, das auf dem Gelände einer ehemaligen, riesigen Bahnfläche entstand: Seelenlose Betonklötze mit immergleicher Fassade entlang einer breiten Straße, die im Volksmund Stalin-Allee heißt. Auch in Emden soll es bald ein Europa-Viertel geben, aber das wird ganz anders aussehen: Hunderte Ein- und Mehrfamilienhäuser sind in Conrebbersweg-West geplant. Die Bezeichnung Europa-Viertel soll auch als Signal gegen den Ukraine-Krieg verstanden werden, sagt OB Tim Kruithoff. Die Straßen werden aber nicht nach ukrainischen Städten benannt (wäre vielleicht auch ein bisschen aufwändig zu buchstabieren), sondern nach Persönlichkeiten des europäischen Einigungsprozesses. Gordon Päschel berichtet.

Neun Euro kostet von Mai bis August ein Monatsticket für die Bahn im Nah- und Regionalverkehr. Das könnte auch Urlauber verleiten, statt mit dem Auto mit der Bahn nach Ostfriesland zu kommen. Aber wie geht es dann weiter? Mark Monheim aus Berlin hat kürzlich mit seiner Familie auf Langeoog Urlaub gemacht und ist bei der Rückreise wegen Verspätungen in Bensersiel gestrandet. „Für uns ist es unverständlich, dass eine autofreie Insel, die bereits heute ganz konkret vom Klimawandel bedroht ist, bei der Organisation der An- und Abreise offenbar ausschließlich auf Autofahrer fixiert ist“, schreibt Monheim in einem Brief an Langeoogs Bürgermeisterin Heike Horn. Imke Oltmanns hat die Geschichte recherchiert und auch in eine Ende vergangenen Jahres vorgestellte Verkehrsstudie der Sielhafenorte reingeschaut.

Was heute wichtig wird:

  • Der Leeraner Sascha Feldmann wird im Sommer an die Universität Harvard gehen und sich mit Forschung beschäftigen. In seiner Freizeit zieht es ihn immer wieder an den Backofen. Michael Kierstein hat mit ihm gesprochen.
  • Die Mühle Bohlen ist ein Wahrzeichen von Warsingsfehn. Doch das historische Aussehen des Galerieholländers täuscht: Drinnen wird modern gearbeitet. Die große Nachfrage nach Mehl bringt zusätzliche Aufträge. Karin Lüppen hat die Müller besucht.
  • 40 Millionen Euro will das Land Niedersachsen für den Katastrophenschutz ausgeben. Das versprach Innenminister Boris Pistorius kürzlich den Hilfsorganisationen in Ihlowerfehn. Wie profitieren sie davon und was brauchen sie überhaupt? Nicole Böning sucht Antworten.
  • Wie haben sich die Schäden durch Tornados und Orkane auf die Bilanz ausgewirkt? Die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse stellt heute in Aurich die Zahlen zum Geschäftsjahr 2021 vor. Ole Cordsen berichtet.
  • Die ausufernden Kita-Kosten belasten die Gemeinden in ganz Ostfriesland. Auch im Landkreis Wittmund wird darüber gestritten. Der Wittmunder Bürgermeister Rolf Claußen probt den Aufstand. Susanne Ullrich berichtet.
  • Es gibt in Ostfriesland viele Mühlen und nicht selten sind sie trotz guter Fördermöglichkeiten in einem schlechten Zustand. Könnte man nicht einige abreißen und andere dafür besser fördern, um sie langfristig zu erhalten? Dieser Frage geht Michael Hillebrand nach.
  • Welche Folgen hat der Ukraine-Krieg für die Energieversorgung privater Haushalte? Viele Verbraucher sind verunsichert. Gordon Päschel spricht darüber mit den Stadtwerken Emden und Verbraucherberatern - und richtet den Blick auf den nächsten Winter.
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