Was Sie heute wissen müssen Vom Reden und Handeln | Vom Fotografieren und Scheitern | Von Ehe und Terror

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 17.05.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Fast zwei Drittel der Bundesbürger haben 2020 in einer Umfrage beteuert, wie wichtig ihnen der Klimaschutz sei. Aber zwischen Sprechen und Handeln gibt es massive Unterschiede: Tatsächliche Verhaltensänderungen für den Klimaschutz sind eher selten. Oder wie es der Leipziger Sozialpsychologe Prof Dr. Immo Fritsche formuliert: „Na klar wollen wir alle mehr Klimaschutz, aber wenn es darum geht, tatsächlich das Verhalten zu ändern, knicken wir häufig ein.“ Warum ist das so? Daran forscht Fritsche seit vielen Jahren, und er hat im Gespräch mit Nicole Böning einige sehr schlüssige Antworten parat. Ein neuer Beitrag unserer Serie „Unser Klima“.

In dem Interview mit Fritsche ist die Rede davon, wie sehr uns soziale Normen und Gefühle beeinflussen. Überragendes Mitgefühl haben die Ostfriesen mit den Opfern von Putins Angriffskrieg in der Ukraine. Fast 400.000 Euro Spenden gingen an „Ein Herz für Ostfriesland“, das Hilfswerk der Zeitungsgruppe Ostfriesland. Nun ist es an uns, dafür zu sorgen, dass das Geld auch tatsächlich den Kriegsopfern zugute bekommt. Den direkten Weg wählten am Wochenende Uwe Boden, Geschäftsführer von „Ein Herz für Ostfriesland“, und mein Kollege von den Ostfriesischen Nachrichten, Stephan Schmidt. Sie wechselten sich gut zwölf Stunden am Steuer eines Transporters ab, um Elektronik, Lebensmittel und Hygieneartikel im Wert von rund 20.000 Euro nach Piekary Śląskie (nahe Katowice) zu bringen. Von der polnischen Stadt aus wurden die Hilfsgüter dann nach Kiew und anderswo in die Ukraine transportiert. Stephan Schmidt berichtet über die Fahrt.

Claus Hock ist ein umtriebiger Kollege. Er schreibt viel, gerne und gut, er kennt sich mit allerlei elektronischem Gerät aus, und offenbar kann er auch fotografieren. Im Freepsumer Meer machte er sich nun auf die Spur der Uferschnepfe. „Gritta-gritta-gritta“ ruft sie während ihres Balzflugs, las er auf der Internetseite des Naturschutzbunds und machte seine Ohren weit auf, um den Ruf zu hören. Er wollte eins werden mit der Natur. Da ist sie - oder auch nicht. Claus Hock schaffte es nicht, ein Foto dieses seltenen Vogels zu machen. Aber, wenn sie wissen wollen, wie die Uferschnepfe aussieht, im OZ-Archiv hat er ein Foto gefunden. Welche Vögel sich sonst noch heimisch fühlen im Freepsumer Meer, das hat Claus Hock auf seinem Spaziergang auch erfahren. Wenigstens das.

Bleiben wir in der Natur und bei Claus Hock. Eine Delikatesse ist für viele Ostfriesen geräucherter Aal. Ein schlechtes Gewissen ist den Genießern vorprogrammiert. Denn in den vergangenen 50 Jahren ist der Aal-Bestand - menschengemacht - um 98 Prozent eingebrochen. Dass es die faszinierenden Fische (sie „wandern“ in ihrer Jugend tausende Kilometer) überhaupt noch in unserer Region gibt, ist dem Bezirksfischereiverband Ostfriesland zu verdanken. Am Wochenende setzten dessen Mitglieder an verschiedenen Orten in der Region mehr als eine Viertelmillion junger Aale, sogenannte Glasaale, aus. Sein Teleobjektiv konnte Claus diesmal zuhause lassen.

Über Stalking liest man seit einigen Jahren immer wieder. Wer nicht betroffen ist, dem erscheint es abstrakt, geradezu unfassbar. Aber die Opfer erleben eine Hölle. So wie Katja S., Mitte 30, aus dem Oberledingerland. Kein halbes Jahr nach der Hochzeit zerbrach ihre Ehe - am Alkoholkonsum des Mannes. Doch der Noch-Ehemann akzeptierte die Trennung nicht. Er lauert ihr zuhause auf, verwüstete das Grab ihrer Mutter und ruft bis zu 30 Mal in der Stunde an ihrem Arbeitsplatz an. Der Arbeitgeber hat jetzt sogar einen Sicherheitsdienst engagiert. Dirk Hellmers hat mit dem Opfer gesprochen, mit Kolleginnen, aber auch mit Polizei und der Opferschutz-Organisation „Weißer Ring“.

Fußballfans können sehr speziell sein, Werder-Bremen-Fans ganz besonders. Den direkten Wiederaufstieg der Grün-Weißen in die Bundesliga feierten am Sonntag auch tausende Ostfriesen. Der 27-jährige Yannick Schoon aus Wiesmoor war nicht nur beim Aufstiegsspiel und der anschließenden Feier dabei. Er erlebte auch private Momente mit den Stars seines Lieblingsvereins. Der 27-Jährige schaffte es sogar in die heilige Kabine der Grün-Weißen. „Es war der Wahnsinn. Ich bin noch immer überwältigt, dass das geklappt hat“, sagte er im Gespräch mit Niklas Homes. Wer rätselt, wie der junge Mann in die Kabine kam, sollte diesen Artikel unbedingt lesen.

Was heute wichtig wird:

  • Wegen des Krieges in der Ukraine steigen die Preise für Energie ins schier Unermessliche. Die Firma Hammerlit aus Leer geht seit Jahren einen Weg, der sie von steigenden Preisen unabhängig macht. Michael Kierstein hat das Unternehmen besucht.
  • Viele Ostfriesen wollen endlich wieder Schützenfest feiern, aber es ist offenbar schwer, genügend Leute zu finden, die bei den Veranstaltungen arbeiten wollen. Wie gehen die Vereine damit um? Vera Vogt fragt nach.
  • Innovation in einer Zukunftsbranche: Mit einer neuen Gondel will Windkraft-Pionier Enercon die Kosten senken und sich Wettbewerbsvorteile verschaffen. Ole Cordsen sieht sich die Produktion in Aurich an.
  • In Göttingen dürfen Frauen seit dem 1. Mai barbusig ins Freibad. Dazu hatte sich die Stadt entschlossen, nachdem eine intersexuelle Frau erfolgreich einen Protest organisiert hatte. Ist das auch in Aurich und Umgebung möglich? Gabriele Boschbach hat nachgefragt.
  • Im März kam ein Bus mit den ersten Flüchtlingen aus der Ukraine in Friedeburg an. Auf einen Schlag hatte die Schule Altes Amt rund 20 neue Schüler - ohne Deutschkenntnisse. Susanne Ullrich berichtet über die Situation heute, zwei Monate danach.
  • Emden hat die niedersachsenweit im Verhältnis zur Einwohnerzahl meisten Bunker. Viele davon befinden sich in Privatbesitz. Mona Hanssen schaut sich mehrere genauer an und liefert ein paar Daten und Fakten.
  • Wie kann man seinen Geschmacks- und Geruchssinn nach einer überstandenen Corona-Infektion wieder schärfen? Angelika Dettmers aus Aurich erklärt, wie zum Beispiel ätherische Öle dabei helfen können. Was sagen andere Experten dazu? Stephanie Tomé fragt nach.
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