Was Sie heute wissen müssen Interessiert die Ukraine noch? | Was wissen Sie über die Matjestage? | Muss Germania Wiesmoor Zuschuss zurückzahlen?

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 25.05.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Seit drei Monaten, seit Russland völkerrechtswidrig sein Nachbarland Ukraine überfallen hat, haben wir auf der Titelseite unserer Zeitung jeden Tag (mit zwei, drei Ausnahmen) mit Berichterstattung über den Krieg vor unserer Haustür aufgemacht. Inzwischen scheint es (und das muss wohl so sein) bei uns eine gewisse Gewöhnung an das Leiden und Sterben der Menschen in der Ukraine zu geben, und wir fragen uns: Ist das Thema Ukraine weiterhin das, was die Menschen am meisten bewegt? Sollen wir wieder zu regionalen Themen zurückkehren? Gestern veröffentlichte das Kölner Rheingold-Institut (Empfehlenswert: „Deutschland auf der Couch“) eine Studie zu den Befindlichkeiten der Bundesbürger. Kernthese: „Die Deutschen versuchen, den Krieg in der Ukraine weitgehend zu verdrängen. Nach einer kollektiven Schockstarre beim Kriegsbeginn Ende Februar wird zurzeit mit allen Kräften versucht, Normalität zu beschwören.“ Das hat gute Gründe und beantwortet leider unsere Frage nicht.

In der regionalen Berichterstattung ist das Thema Ukraine und Flüchtlinge jedenfalls deutlich ins Hintertreffen geraten. Das Zusammenleben mit den neuen Nachbarn scheint Alltag geworden, was gut ist. Die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs treffen uns gleichwohl hart: hohe Energiepreise, steigende Lebensmittelpreise, Knappheit bei Baustoffen und anderen Grundgütern. Und dagegen, ab Juni, Ausgleichsleistungen der Bundesregierung wie das 9-Euro-Ticket. Jugendliche im Landkreis Aurich können allerdings auf Letzteres pfeifen. Sie dürfen den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) demnächst kostenlos nutzen. Der Wirtschaftsausschuss des Kreistags hat am Dienstag die Einführung eines Jugend- und Auszubildenden-Tickets zum kommenden Schuljahr empfohlen. Was das kostet, darüber berichtet Marion Luppen.

Einen Teil des Geldes, naja ein bisschen was, wird sich der Landkreis zurückholen. Wer sich künftig am Bade- und Erlebnissee in Tannenhausen vergnügen will, sollte mit dem Fahrrad kommen. Denn die Parkgebühren für Autos sollen deutlich angehoben werden. Von jetzt zwei Euro am Tag auf ... vielleicht fünf Euro, aber das ist noch nicht beschlossen. Und der Eintritt bleibt weiter kostenlos. Da ich voriges Wochenende beim ZGO-Sommerfest erleben durfte, wie attraktiv das Freizeitgelände ist, kann ich nur sagen, auch fünf Euro Parkgebühr wären ein Schnäppchen.

An eine ganz andere Zielgruppe richtet sich das ambitionierte Filmfest Emden-Norderney. Vom 8. bis 15. Juni sind im Cinestar-Kino Emden, im Forum der Volkshochschule Emden sowie im Kurtheater Norderney mehr als 70 Filme zu sehen. Der französische Film „Wie im echten Leben“ mit Juliette Binoche läuft zum Start als Deutschlandpremiere. Zu sehen sein wird unter anderem in einer Sondervorführung „Der letzte Jolly-Boy“. Damit soll dem kürzlich verstorbenen Holocaust-Überlebenden Leon Schwarzbaum gedacht werden, der das Filmfest Emden zur Premiere des Dokumentarfilms 2018 besucht hatte und sich ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Großartige Filmkunst also! Und doch haben die Ostfriesen (jedenfalls die Zeitungsleser) in den vergangenen Jahren nur wenig Interesse daran gezeigt. Wie intensiv sollen wir berichten? Wir denken noch nach.

Zehntausende Besucher werden indes die Emder Matjestage haben, die am morgigen Donnerstag starten - nach einer „Drive-In“-Variante vor zwei und einer Pause vor einem Jahr. Unser Matjes-Spezialist Heiko Müller hat für die Besucher ein ABC erstellt, alles, was man über die Matjestage wissen muss, von A wie Aale bis Z wie Züge. Ein von einer Dampflok betriebener Sonderzug mit bis zu 800 Fahrgästen wird am Sonnabend gegen 12 Uhr im Emder Hauptbahnhof erwartet. 26 Informationen, die jeder Besucher haben sollte.

Bei Germania Wiesmoor, dem in mafiöse Betrügereien verwickelten Fußballverein, herrscht weiterhin die Omerta, das große Schweigen. Daran, dass die Wahrheit immer ans Licht kommt, ändert das nichts. Wie Daniel Noglik herausgefunden hat, fordert der Landessportbund 30.000 Euro Zuschuss zurück, die Germania Wiesmoor 2019 für die Sanierung der Umkleiden bekommen hatte. Germania will nicht zahlen, nun muss das Gericht entscheiden. An wen der Zuschuss ging, ob er an Christian Rademacher-Jelten ging, der im Mittelpunkt millionenschwerer Betrugsvorwürfe steht, darüber schweigen die Beteiligten. Aber, wie gesagt, das werden wir herausfinden. Und die Verantwortlichen bei Germania Wiesmoor werden ihr Schweigen nicht durchhalten. Schon jetzt schaden sie ihrem Verein. Dass sie Rademacher-Jelten jahrelang auf den Leim gingen, ist ihnen kaum anzulasten.

„Unser Klima“ heißt die Serie, die die OZ vor drei Wochen gestartet hat. Und der Anspruch ist, die Chancen zu betonen und was jeder Einzelne tun kann, um der Klimakrise Einhalt zu gebieten. Gestern, am Rand der SPD-Klausurtagung, die das halbe Kabinett nach Leer brachte, stand Sozialministerin Daniela Behrens meinem Kollegen Martin Teschke Rede und Antwort. Sie spricht darüber, was Klimaschutz in Krankenhäusern bedeutet und was jeder Mensch bei seiner Ernährung ändern kann. Letzter Satz des Interviews: „Wir müssen als Staat handeln – aber eben auch jeder von uns persönlich.“

Einen guten Ratschlag für Immobilieneigentümer und Wohnungsmieter hat auch Mona Hanssen parat: Mini-Solargeräte, die etwa am Balkongeländer oder im Garten installiert werden und den Strom direkt in die Steckdose einspeisen können. Nach fünf, sechs Jahren habe man den Kaufpreis wieder raus, sagt Klaus Freese, Obermeister der Elektro-Innung für Ostfriesland. Und: Beim Umzug könne man das Modul natürlich einfach mitnehmen. Ein gutes Konzept, finde ich. Aber lesen Sie selbst.

Was heute wichtig wird:

  • Die Sperrung des Leeraner Stadtrings hat gravierende Folgen für den Verkehr in der Stadt. Eigentlich sollte er nur bis Mitte Juni gesperrt werden, doch das musste bis Ende Juli verlängert werden. Wie schwer sind die Schäden? Michael Kierstein berichtet.
  • Die Radsaison in Ostfriesland ist eröffnet. Auch viele Touristen sind auf E-Bike oder Fahrrad unterwegs. Kommt es zu Konflikten zwischen ihnen und Fußgängern? Und welche Regeln gelten im Straßenverkehr? Tobias Rümmele fragt nach.
  • Das Gelände der vor 14 Jahren stillgelegten Ziegelei Reins verkommt. Einige Ideen sind gescheitert, jetzt versucht man einen neuen Anlauf, um den Jemgumer Ortskern aufzumöbeln. Vera Vogt berichtet.
  • Ein Auricher Investor hat auf einem Grundstück an der Eschener Allee vor drei Jahren 20 Bäume und viele Büsche fällen lassen. Die Baumschützer hatten keine Handhabe, hieß es damals vonseiten der Verwaltung. Ist das immer noch so? Gabriele Boschbach berichtet.
  • Eine Auricherin hält in ihrer Drei-Zimmer-Wohnung zehn Katzen. Die Hälfte der Tiere ist gelähmt. Wenn sie mit den Katzen zum Tierarzt muss, will der ihnen gleich die Todesspritze geben. Gabriele Boschbach sprach mit der Katzenhalterin.
  • Die Freie Christliche Schule hat vergangene Woche das schon länger geplante Gespräch mit der Gemeinde Südbrookmerland über die Ergebnisse der Elternbefragung nachgeholt. Wie sieht sie nunmehr ihre Chancen, sich dort anzusiedeln? Marion Luppen berichtet.
  • In Hinte geht die Arztsuche weiter, und auch in der Krummhörn soll sich sehr bald etwas tun. Unterdessen wird nun auch in Marienhafe über die Errichtung eines regionalen ärztlichen Versorgungszentrums gesprochen. Michael Hillebrand hat sich die Pläne angesehen.
  • Die Emderin Nele Drüner ist im Bundesfinale des Wettbewerbs „Jugend forscht“. Mona Hanssen hat mit ihr gesprochen: Wie bereitet sie sich vor, wie aufgeregt ist sie, was erhofft sie sich, und was macht sie, wenn sie gewinnt?
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