Was Sie heute wissen müssen Digitale Welt | Geister(rad)fahrer | Strom vom Dach


Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Seit Dienstagabend bin ich in Berlin. Ich darf die Republica besuchen, die größte Veranstaltung zum Thema „Digitale Gesellschaft“ in Europa. Noch bis Freitag gibt es hier Vorträge, Diskussionsrunden und Aktionen rund um die Frage, wie sich unsere Welt entwickelt. Auch die Zukunft des Journalismus ist Thema. Heute zeigte sich in einer Gesprächsrunde: Newsletter sind weiter im Trend. Na bitte, dann sind sowohl Sie als auch ich hier ja richtig.
Die Frage, wie wir künftig von A nach B kommen, ohne CO2 in die Atmosphäre zu pusten oder der Erde (und damit uns selbst) anderweitig zu schaden, ist in vielen Veranstaltungen Thema. Aber schon der Weg vom Hotel zur Arena Berlin, in der die Republica läuft, ist in Sachen Mobilität extrem spannend. Mit Bus und Bahn passt es nicht so richtig. Aber das spielt keine Rolle. An jeder Ecke gibt es E-Roller, Leihräder, Sharing-Angebote für Elektro-Vespas, Elektroautos, Mitnahme-Möglichkeiten und und und. Natürlich auch Taxis und zig andere Fahrdienstleister wie Uber. Buchbar alles in Sekunden per App. Nun habe ich früher mal in Berlin gewohnt, ich weiß, was eine Großstadt ist. Aber was sich hier in den letzten Jahren in Sachen anderer Mobilität entwickelt hat, ist enorm.
Und es ist durchaus erschreckend, wie wenig von diesen Innovationen in ländlich geprägten Gegenden wie Ostfriesland ankommt. Die Schere, die zwischen Stadt und Land schon beim öffentlichen Nahverkehr immer erschreckend weit auseinanderging, schließt sich offenbar auch bei neuen Mobilitätskonzepten nicht oder wenigstens noch nicht. Wichtig wäre, dass sich das ändert. Auch ein schönes Thema für eine Diskussion bei der Republica.
In Ostfriesland werden auf Sicht also das Auto und das Fahrrad weiter die wichtigsten Verkehrsmittel bleiben. Dabei geht es oft nicht ganz spannungsfrei zu. Fahrradfahrer schimpfen auf Autofahrer, Autofahrer auf Fahrradfahrer. Doof ist immer der andere (obwohl die meisten von uns ja zu beiden Gruppen gehören – darüber könnte man mal nachdenken). Häufiger Vorwurf an die Fahrradfahrer: „Die fahren wie sie wollen.“ Ganz falsch ist das nicht, wie eine Verkehrskontrolle der Polizei in Weener jetzt zeigte. Der mit Abstand häufigste Verstoß der Radler ist Geisterfahrerei. Vera Vogt hat das Ergebnis der Kontrolle zum Anlass genommen, sich das Verhältnis von Radfahrern zur eigenen Fahrtrichtung und die Folgen anzugucken. Eines sei schon verraten: Brechen Radfahrer Verkehrsregeln, ist das vor allem für sie selbst gefährlich.
In diesem Newsletter hat sich bisher fast alles um Verkehrsmittel gedreht. Unerwähnt blieb bisher das Schiff. Nun werden die wenigsten von uns ihren täglichen Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen auf dem Wasser zurücklegen. Aber zu Ostfriesland gehören Schiffe natürlich schon. Von den Inseln aus kann man zurzeit besonders viele von ihnen bewundern (jedenfalls bei gutem Wetter). Die Deutsche Bucht ist ein riesiger Parkplatz. Vor allem der Lockdown in Shanghai hat den Welthandel durcheinandergewirbelt und die Containerschiffe aus dem Rhythmus gebracht. Jetzt könnte ein Streik die Belegung der Parkplätze vor den Häfen von Bremerhaven und Hamburg noch steigen lassen. Martin Alberts berichtet.
Nahe des Leeraner Hafens findet immer samstags der Wochenmarkt statt. Auf dem Ernst-Reuter-Platz. Aber nicht am übernächsten Samstag: Der Wochenmarkt hat gegen das Stadtfest verloren. Es gab Zeiten, da war beides vereinbar. Nun offenbar nicht mehr. Die Stadt hatte den Marktbeschickern den Platz vor dem Zollhaus als Alternative vorgeschlagen. Das ist den Marktbeschickern aber zu weit weg. Ob die Kunden dorthin kämen, sei für sie nicht kalkulierbar. Damit sie nicht auf ihrer Frischware sitzenbleiben, kam die Absage. Wie Katja Mielcarek berichtet, könnte es aber in Zukunft einen Ausweichstandort geben, der sowohl für die Stadtverwaltung als auch die Beschicker infrage käme.
Für mich kommt dieser Artikel von Nikola Nording zu spät. Seit einigen Wochen liefert eine Photovoltaikanlage auf dem Dach unseres Hauses Strom. Es ist ein schönes Gefühl, ein bisschen weniger abhängig zu sein von Schwankungen der Strompreise und vor allem wenigstens etwas CO2 einzusparen. Unser Installateur stöhnt fast unter der Masse an Aufträgen, die zurzeit auf ihn einstürzen. Einen solchen Boom wie zurzeit dürfte die Branche noch nicht erlebt haben. Und die Bundesregierung will weitere Anreize schaffen. Nikola hat sich angesehen, welche Fördermöglichkeiten es zurzeit gibt und was es im Zusammenhang mit dem Kraftwerk auf dem eigenen Dach noch zu beachten gibt.
Was heute wichtig wird
- An den Brücken des Leeraner Stadtrings sind gravierende Schäden aufgetreten. Rund um die Straße wohnen viele Menschen. Momentan genießen sie die Ruhe, doch so ruhig wird es nicht ewig sein. Michael Kierstein hat mit einem Anwohner gesprochen.
- Der Wandel hin zur Elektromobilität fordert auch Kfz-Werkstätten heraus. Weniger Reparaturaufwand und besondere Anforderungen der Stromer könnten vor allem für freie Werkstätten eine hohe Hürde sein. Oliver Bär hörte sich in der Branche um.
- Die 23-jährige Imke aus Ihlow hat Blutkrebs und braucht dringend eine Stammzellspende. Imkes Familie und Freundeskreis setzen zusammen mit dem Verein Leukin und der DKMS alle Hebel in Bewegung. Rieke Heinig berichtet, wie jeder versuchen kann, der jungen Frau zu helfen.
- Wiesmoor möchte eine Rettungswache in Zentrumsnähe haben. Aus einigen Fraktionen kamen schon Standortvorschläge. Wie stehen die Chancen? Jens Schönig berichtet.
- Am Sonntag ist eine „Fahrradfahrt“ von Oldersum nach Ihlow geplant. Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Lücke im Radweg dringend geschlossen werden muss. Karin Lüppen berichtet.
- In der Krummhörn müssen sich Steuerzahler entgegen der ursprünglichen Ankündigung doch auf höhere Abgaben einstellen. Betroffen sind die Grundsteuern A und B sowie die Gewerbesteuer, berichtet Michael Hillebrand.
- Im neuen Teil unserer Serie „Leckerst un best“ gibt Mona Hanssen Tipps für ein schmackhaftes und nachhaltiges Picknick.