Was Sie heute wissen müssen EWE-Gewinne | Gedächtnislücken | Großbritannien in Not

Denis Krick
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Eine Kolumne von Denis Krick
| 30.09.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Der Energieversorger EWE hatte gestern schlechte Nachrichten: Der Gewinn des Oldenburger Konzerns sei im ersten Halbjahr 2022 um die Hälfte eingebrochen. Statt 286,8 Millionen Euro wie im Vorjahr seien es nur noch 136,7 Millionen Euro. Ich bin ehrlich: Mein Mitleid hält sich in Grenzen, denn wir reden hier immer noch von neunstelligen Gewinnen. Klar, für die am Unternehmen beteiligten Kommunen wird die diesjährige Dividende aller Voraussicht nach schmaler ausfallen, aber es ist immer noch ein warmer Geldregen. Was ich mich derweil frage, ist, warum in diesen wirklich schweren Zeiten, die Gewinnmaximierung weiter im Vordergrund stehen muss. Aber ich schweife ab.

Apropos Geldregen: Auch vom „Abwehrschirm“ mit „Doppelwumms“, den Bundeskanzler Olaf Scholz heute strahlend verkündete, wird das Energieunternehmen profitieren. Mit 200 Milliarden Euro will die Bundesregierung Unternehmen und Verbraucher in den kommenden drei Jahren wegen der steigenden Energiepreise unterstützen.

Was wieder auffiel: Wenn es scheinbar gute Nachrichten zu verkünden gilt, dann tritt Scholz gerne vor die Mikrofone. Bei den schlechten Botschaften schickt er lieber Wirtschaftsminister Robert Habeck vor und hüllt sich in Schweigen. Habeck ist mittlerweile der Buhmann für eigentlich alles, was gerade in Deutschland schief läuft. Wenn man der BILD-Zeitung glauben mag, dann hat er bald auch Menschenleben auf dem Gewissen.

Auch die ostfriesische CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Mittelstandsunion, Gitta Connemann, hat kein Herz für Habeck. Für die Politikerin ist klar, dass der Wirtschaftsminister nicht in der Lage sei, die Energiekrise zu meistern. „Er schafft mehr Probleme, als er löst“, sagt sie und blendet dabei aus, dass auch ihre Partei großen Anteil an der Energiekrise hat.

Ähnlich wie Olaf Scholz verfügt sie wohl über ein selektives Erinnerungsvermögen. Während der Kanzler in Sachen Cum-Ex-Skandal massive Gedächtnislücken aufzeigt, vergisst Connemann, dass es eine schwarz-gelbe Bundesregierung war, die die hiesige Solarindustrie torpedierte und unter die Erde brachte. Es ist schon der blanke Hohn, wenn sie dann auch noch die Ampel-Koalition auffordert, „die Warnungen der Fachleute und Wissenschaftler endlich ernst zu nehmen und sofort zu handeln“. Dazu nur ein Wort: Klimakrise.

In Großbritannien kann man derweil gut beobachten, was passiert, wenn eine Volkswirtschaft innerhalb weniger Tage das Klo hinabgespült wird. Die neue konservative Premierministerin Liz Truss ließ durch ihren Kanzler Kwasi Kwarteng verkünden, dass ihre Regierung die Steuern senken wird. Allerdings profitieren davon nur die wirklich Reichen des Vereinigten Königreichs und die großen Unternehmen. Das gemeine Volk geht quasi leer aus, dafür dürfen sich Banker endlich wieder ungedeckelte Bonuszahlungen aufs Konto überweisen.

Finanzexperten schlugen die Hände über den Kopf, die britische Notenbank sah sich veranlasst, mit einem zweistelligen Milliardenbetrag einzugreifen, um Pensionsfonds vor der Insolvenz zu bewahren. Vier Tage tauchte Liz Truss unter (vielleicht hat sie das von Scholz gelernt), ehe sie heute der BBC mehrere Radiointerviews gab und ihren Kurs, nun ja, irgendwie verteidigte.

Wenn Sie heute eine Stunde Zeit haben, dann empfehle ich ihnen einmal, sich den Zusammenschnitt der BBC anzuhören. Falls Sie Freunde auf der Insel haben, werden Sie danach den Drang verspüren, diese anzurufen und zu fragen, ob Sie irgendwie helfen können und ob noch Essen im Kühlschrank ist. Zumindest ging es mir so.

Was heute wichtig wird

  • In Zeiten großer Unsicherheit und Unwägbarkeiten sind Haushaltsplanungen schwierig. An diesem Freitag stellt die Stadt Emden ihren Etat und ihre Investitionen für 2023 vor. Wir sind dabei.
  • Volker Grendel ist um seinen Job gerade nicht zu beneiden. Der Emder Stadtrat ist federführend dafür verantwortlich, die Unterbringung und bestmögliche Betreuung von hilfesuchenden Ukrainern zu organisieren. Im Interview spricht er über Optimismus, Motivation und Grenzen der Belastbarkeit.
  • Die Ledastraße in Leer wird für einen Verkehrsversuch nachts gesperrt. Aus Sicht der Politik soll das kein Dauerzustand sein, schreibt Michael Kierstein.
  • Die Kreuzung Schützenstraße/Ostertorstraße in Uplengen ist stark befahren. Immer wieder gab es dort Unfälle. Eine Ampel soll Abhilfe schaffen. Tobias Rümmele kennt die Details
  • Im ganzen Bundesgebiet wurde 2022 circa ein Drittel mehr Solarstrom eingespeist. Wie sieht es in Ostfriesland aus? Was können EWE und Ostfrieslandsolar für eine Bilanz ziehen? Lars Löschen fragt nach.
  • Wilfried Duin und seine Frau sammeln aus Berufung regelmäßig Müll. Die Gemeinde Südbrookmerland will ihnen nun aber nicht mehr die Müllsäcke zur Verfügung stellen. Jens Schönig fragt nach, was da los ist und ob die Duins trotzdem weitermachen wollen.
  • Am 8. und 9. Oktober feiert Wiesmoor das Kürbisfest mit verkaufsoffenem Sonntag. Oliver Bär gibt einen Vorgeschmack: Was erwartet die Leute, gab es wegen der Sonntagsöffnung im Vorfeld Probleme?
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