Norden Abi und Ausbildung zugleich

Doris Zuidema
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Von Doris Zuidema
| 16.12.2022 06:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Schüler an der BBS 1 in Emden machen Werbung für die neue Doppelqualifikation: Schüler, die am Beruflichen Gymnasium ihr Abitur erwerben, werden ab dem kommenden Schuljahr gleichzeitig einen Abschluss als Sozialpädagogische Assistenten machen. Fotos: privat
Schüler an der BBS 1 in Emden machen Werbung für die neue Doppelqualifikation: Schüler, die am Beruflichen Gymnasium ihr Abitur erwerben, werden ab dem kommenden Schuljahr gleichzeitig einen Abschluss als Sozialpädagogische Assistenten machen. Fotos: privat
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Abi und Abschluss als Sozialpädagogischer Assistent: Die Doppelqualifizierung wird in Niedersachsen an allen Beruflichen Gymnasien eingeführt. Die Conerus-Schule in Norden hat bereits Erfahrungen.

Norden - Das Abi bauen und gleichzeitig eine Ausbildung abschließen: Das ist ein neues Angebot, das in Niedersachsen ab dem Schuljahr 2023/24 verpflichtend an allen Beruflichen Gymnasien mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik eingeführt wird. Die Schüler erwerben dann nicht nur ihre Allgemeine Hochschulreife, sie sind zugleich Sozialpädagogische Assistenten.

Soziapädagogische Assistenten plus Abi

Dafür müssen sie sich aber ganz schön anstrengen. Denn neben dem Unterricht, der sie aufs Abi vorbereitet, müssen sie 300 Praxisstunden in Kindertagesstätten absolvieren. Neben den Abiturprüfungen legen sie eine theoretische und eine praktische Prüfung als Sozialpädagogische Assistenten ab.

Für die Doppelqualifizierung an der Conerus-Schule in Norden ist eine Doppelspitze zuständig: Holger Stellmacher (links) ist Abteilungsleiter für Berufliche Gymnasien, Norbert Göttker Abteilungsleiter für Sozialpädagogik.
Für die Doppelqualifizierung an der Conerus-Schule in Norden ist eine Doppelspitze zuständig: Holger Stellmacher (links) ist Abteilungsleiter für Berufliche Gymnasien, Norbert Göttker Abteilungsleiter für Sozialpädagogik.

Kitas und Schüler profitieren

Die Conerus-Schule in Norden hat mit dieser neuen Ausbildungsform bereits Erfahrungen gesammelt. „Wir sind eine von fünf Modellschulen im Schulbezirk Osnabrück und bieten die Doppelqualifizierung seit Herbst 2021 an“, sagt Norbert Göttker, Abteilungsleiter für Sozialpädagogik an der Conerus-Schule. Sein Kollege Holger Stellmacher, Abteilungsleiter für Berufliche Gymnasien, ergänzt: „Die Vorteile dieser Doppelqualifizierung liegen auf der Hand. Die Abiturienten sammeln praktische Erfahrungen im sozialpädagogischen Bereich und stellen relativ früh fest, ob für sie ein Studium dieser Fachrichtung infrage kommt. Zugleich werden Fachkräfte für Kitas ausgebildet, die jederzeit in der Lage sind, ein Studium draufzusatteln.“

Weil sie dafür qualifiziert sind, könnten die jungen Leute bereits während ihres Studiums Nebenjobs in Kindergärten oder -krippen annehmen – entweder stundenweise oder als Notbetreuung in den Sommerferien. Zugleich könnten Betreuungseinrichtungen ihren Fachkräftemangel lindern.

Abschlüsse gleichwertig, aber nicht gleichartig

Ob die Kitas diese Möglichkeit nutzen werden, können die beiden Studiendirektoren nicht sagen. „Erst im kommenden Frühjahr schließt bei uns der erste Jahrgang ab. Da fehlen uns Erfahrungen“, so Norbert Göttker. Wichtig ist beiden, dass Abi und Ausbildung nicht in Konkurrenz zueinander treten. „Die Abschlüsse sind gleichwertig, aber nicht gleichartig“, sagt Holger Stellmacher. Weil die Doppelqualifizierung „so ein Zwitterding ist“, arbeiten die beiden Studiendirektoren eng zusammen.

So funktioniert das „Zwitterding“

Im Fokus steht das Abitur. Wer nicht zugelassen wird, bekommt auch seinen Abschluss als Sozialpädagogischer Assistent nicht. Dabei werden die praktische Ausbildungsprüfung bereits in Klasse zwölf, die theoretische im ersten Halbjahr der Klasse 13 abgelegt, damit den Schülern genug Zeit für die Abiturvorbereitung bleibt. Auch die Praxisphasen – teils im Block, teils während der Ferien – sind dann bereits abgeschlossen. „Praxisstunden können auch nach der Schulzeit abgeleistet werden. Aber erst, wenn die Schüler sie nachweisen können, bekommen sie ihren Ausbildungsabschluss“, erläutert Norbert Göttker.

Die gut 20 Schüler und Schülerinnen in der derzeitigen 13. Klasse in Norden haben diese Aufgaben aber bereits bewältigt. Sie werden im Mai als erste in Niedersachsen ein Abitur und einen Ausbildungsabschluss in Händen halten. Die beiden Studiendirektoren glauben, dass solche Kombinationen auch in anderen Bereichen, beispielsweise in der Pflege, Schule machen könnten.

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